LaTeX gilt seit Jahrzehnten als das bevorzugte Textsatzsystem für wissenschaftliche Veröffentlichungen, akademische Arbeiten und hochwertige Druckerzeugnisse. Ein wichtiges Gestaltungselement bei der Verwendung von LaTeX ist die Wahl der richtigen Schriftart, denn diese prägt nicht nur das Schriftbild, sondern beeinflusst auch Leserlichkeit, Ausdruckskraft und die Wirkung der dokumentierten Inhalte. Obwohl viele Nutzer vor allem Donald Knuths legendäre Computer Modern (CM) Schriftart kennen, sorgt gerade die Vielfalt verfügbarer Alternativen dafür, dass LaTeX-Schriftwahl heute so spannend und facettenreich ist wie nie zuvor. Im Jahr 2022 stehen sowohl bewährte Klassiker als auch freie OpenType-Schriften zur Verfügung, die sich dank moderner Engines wie XeLaTeX und LuaLaTeX einfacher denn je in Projekte integrieren lassen. Im Folgenden wird ein Überblick über einige der besten und beliebtesten Schriftarten gegeben, die sich für den Einsatz mit LaTeX besonders empfehlen.
Dabei liegt der Fokus vor allem auf seriösen Serifenschriften, da diese traditionell für Artikel, Bücher und längere Texte verwendet werden. Zudem wird auf die passende Auswahl von passenden Sans-Serif- und Monospaced-Schriften eingegangen, denn eine harmonische Kombination ist für ein stimmiges Gesamterscheinungsbild essenziell. Bembo gilt als eine der ältesten und elegantesten Renaissance-Schriftarten und wurde erstmals 1929 von Monotype veröffentlicht. Ihr Ursprung liegt in der Handschrift von Francesco Griffo aus der Zeit um 1495. Die Schrift überzeugt durch ein klassisches und zugleich warmes Erscheinungsbild, das seit jeher von renommierten Verlagshäusern wie Penguin Books und der Oxford University Press geschätzt wird.
Für LaTeX-Anwender bietet die Freeware-Alternative Cardo eine exzellente Option, die besonders bei Geisteswissenschaftlern geschätzt wird und auf der fbb-Paket basiert. Obwohl keine dedizierte mathematische Schrift für fbb vorliegt, lässt sich die Kombination mit Libertine-basierter Mathematik sehr empfehlen. Bei den passenden Sans-Serif-Fonts ist Gill Sans traditionell verbreitet, allerdings sorgt das freie Pendant Gillius ADF für eine barrierefreie und legale Alternative mit ähnlicher Ästhetik. Palatino gehört zu den populärsten Schriften des 20. Jahrhunderts, entworfen von Hermann Zapf.
Charakteristisch sind die große x-Höhe und weite Öffnungen der Buchstaben, wodurch Palatino auch bei kleinen Punktgrößen exzellente Lesbarkeit garantiert. Seit Jahrzehnten ist sie eine bevorzugte Wahl in der akademischen Welt. Für LaTeX gibt es mit dem newpx-Paket eine moderne Kombination aus Text- und Mathematikschrift, ergänzt durch das eulervm-Paket für eine besondere handschriftähnliche Mathematik-Optik. OpenType-Nutzer profitieren von der TeX Gyre Pagella, einer freien Palatino-Variante mit ebenfalls verfügbarer Mathematikunterstützung. Für den Sans-Serif-Bereich stehen mit TeX Gyre Heros gelungene Helvetica-Alternativen bereit, welche für einen harmonischen optischen Kontrast sorgen.
Auch die Kp-Fonts-Familie stellt eine spannende Interpretation Palatino-inspirierter Schriften dar, die mit kleinen Kapitälchen und besonderen Schriftgewichten aufwarte. Crimson Text ist ein moderner Freifont, der 2010 mit dem Ziel entwickelt wurde, eine vielseitige und qualitativ hochwertige Renaissance-Schrift frei zugänglich zu machen. Inspiriert von Fonts wie Minion und Sabon, bietet Crimson durch das cochineal-Paket eine solide Basis für gut lesbare Texte, auch wenn die Mathematikunterstützung ausschließlich über das klassische newtxmath erfolgt. Die Kombination mit Cabin als Sans-Serif ist elegant und unaufdringlich. Besonders für Nutzer, die eine freie Alternative zu kommerziellen Hochqualitätsfonts suchen, ist Crimson eine kluge Wahl, die mit ihrer harmonischen Geometrie und dem gewissen Flair besticht.
Die Linux Libertine-Schriftfamilie steht beispielhaft für moderne Open-Source-Projekte, die hohe Qualitätsansprüche mit umfassender Lizenzfreiheit verbinden. Sie zeichnet sich durch eine konzeptionelle Anlehnung an Times New Roman aus, hebt sich jedoch durch flachere Serifen und einen insgesamt schlankeren Schriftschnitt hervor. Die Erweiterung Libertinus, betreut von Khaled Hosny, bringt neben Fehlerbehebungen vor allem umfangreiche Mathematikunterstützung als OpenType-Schrift mit. Damit ist Libertinus eines der wenigen frei verfügbaren Fonts, die sowohl im Text- als auch im mathematischen Bereich überzeugen. Dazu kommt die begleitende Sans-Serif-Variante Linux Biolinum, die ein kohärentes Schrifterlebnis gewährleistet.
Die breite Verfügbarkeit der Libertine-Familie in gängigen Betriebssystemen und Anwendungen macht sie zu einer beliebten Wahl für LaTeX-Projekte mit einem offenen Software-Fokus. Neben der Qualität der einzelnen Schriftarten spielt bei der Wahl auch die technische Kompatibilität eine entscheidende Rolle. Während traditionelle Type-1-Fonts weiterhin weite Verbreitung genießen und besonders in pdfLaTeX-Projekten bevorzugt werden, gewinnen OpenType-Fonts dank Engines wie XeLaTeX und LuaLaTeX zunehmend an Bedeutung. OpenType bietet verbesserte Layout-Features, erweiterte Glyphensatzunterstützung und bessere Skalierbarkeit, was vor allem bei komplexeren wissenschaftlichen Texten mit mathematischen Formeln von hohem Vorteil ist. Viele der vorgestellten Schriftarten sind deshalb sowohl in Type-1- als auch in OpenType-Formaten erhältlich oder lassen sich durch spezielle LaTeX-Pakete problemlos einbinden.
Es lohnt sich, bei Neuprojekten diese modernen Engines zu nutzen, um von den erweiterten typografischen Möglichkeiten voll zu profitieren. Für die Wahl der sans-serif und monospaced Fonts empfiehlt es sich, auf gut abgestimmte Begleiter zu setzen. Während serifenlose Schriften wie Gillius ADF oder Linux Biolinum die Überschriften oder Zwischenüberschriften lebendig und klar gestalten können, sorgt eine konsistente Monospaced-Schrift wie Inconsolata für eine elegante und gut lesbare Darstellung von Quellcode oder tabellarischen Daten. Die harmonische Kombination aller drei Schrifttypen trägt maßgeblich zu einem professionellen Eindruck der gesamten Arbeit bei. Die Beschäftigung mit der Geschichte und den gestalterischen Hintergründen der gewählten Fonts kann zudem das eigene Gespür für Typografie schärfen und zu bewussteren Entscheidungen führen.
Beispielsweise steht Bembo für Renaissance-Handwerk, Palatino für die Verbindung von klassischer Kalligraphie mit moderner Buchdrucktradition, und Libertine symbolisiert die Offenheit der digitalen Schriftgestaltung. Diese historischen und ästhetischen Aspekte erlauben nicht nur eine technisch saubere, sondern auch kulturell fundierte Gestaltung. Abschließend zeigt der Trend, dass hochwertige freie Schriftarten mit umfassender Mathematikunterstützung zunehmend das Feld dominieren und kommerzielle Schriften zumindest in vielen akademischen Kontexten ergänzen oder sogar ersetzen. Die Verfügbarkeit von OpenType-Versionen sowie die Unterstützung durch moderne LaTeX-Engines erhöhen die Flexibilität und Qualität der typografischen Ergebnisse spürbar. Es lohnt sich, sich eingehend mit den genannten Fonts auseinanderzusetzen, Proben anzufertigen und die Kombinationen auszuprobieren, die am besten zum eigenen Stil und dem Charakter des jeweiligen Dokuments passen.
So lassen sich sowohl wissenschaftliche Artikel als auch literarische Werke oder technische Manuals optimal in Szene setzen und machen den Unterschied zwischen bloßer Informationsvermittlung und anspruchsvoller Gestaltung deutlich spürbar.