Die Entscheidung, wo man ein Unternehmen gründet, stellt für viele Start-ups eine der wichtigsten und gleichzeitig komplexesten Herausforderungen dar. Besonders für Teams, die innovative KI-Agenten für traditionelle Industriezweige entwickeln, ist die Standortwahl weit mehr als nur eine bürokratische Formalität. Sie beeinflusst maßgeblich die Entwicklungschancen, den Zugang zu Märkten, Investoren und Talenten sowie Steuern, rechtliche Rahmenbedingungen und letztlich den langfristigen Erfolg. Ein Team, das sich mit KI-Lösungen für etablierte Industrien beschäftigt, bewegt sich in einem Marktumfeld, das oft von langsamerer Adaptionstechnologie geprägt ist und eine andere Dynamik aufweist als klassische Tech-Start-ups. Dabei kommt häufig hinzu, dass die Zielkunden regional unterschiedlich technikaffin sind und verschiedene Standortbedingungen die operative Flexibilität des Start-ups enorm beeinflussen.
In diesem Zusammenhang lohnt es sich, verschiedene Faktoren unter die Lupe zu nehmen und aus Erfahrungsberichten anderer Gründer, Investoren und Marktbeobachter zu lernen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können. Im Folgenden werden die wichtigsten Aspekte beschrieben, die bei der Wahl des Gründungsstandorts zu berücksichtigen sind. Zunächst ist zu erwähnen, dass die Wahl des Marktes, auf dem man aktiv sein möchte, die Standortentscheidung maßgeblich beeinflusst. Wenn ein Start-up frühzeitig Kunden im EMEA-Raum (Europa, Naher Osten und Afrika) gewinnt, kann es sinnvoll sein, dort den Firmensitz zu etablieren, um nahe am Markt zu sein, Kunden besser zu betreuen und Kulturunterschiede leichter zu überbrücken. Gerade in traditionellen Industrien, die oft auf persönliche Beziehungen setzen, kann ein regionaler Standort den Markteintritt erleichtern.
Demgegenüber steht die Dynamik und Innovationskraft von Märkten wie San Francisco, die unzweifelhaft weltweit führend in der Venture-Capital-Dichte und technologischem Fortschritt sind. Die Nähe zu Investoren, erstklassigen Talenten und einem technologischen Ökosystem ist für Start-ups, die möglichst schnell skalieren wollen, sehr attraktiv. Allerdings ist eine Gründung in den USA mit hohen Kosten verbunden, auch rechtliche, und die Lebenshaltungskosten für Gründer sind deutlich höher. Gerade ohne ausreichende Einnahmen kann dies zum Hemmschuh werden. Viele Gründer empfinden zudem, dass der notwendige Druck und die Schnelligkeit im Silicon Valley auch mit erhöhtem Stress und größerem Konkurrenzkampf verbunden sind.
Für Start-ups, die zunächst ein Produkt mit starker Marktakzeptanz entwickeln wollen, kann es sinnvoll sein, zunächst in einem günstigeren Umfeld zu wachsen und erst später den Schritt in das US-amerikanische Tech-Ökosystem zu wagen. Die UK bietet hierbei eine interessante Zwischenlösung. Insbesondere London und Cambridge vernetzen Altindustrie und Tech sehr gut. UK ist ein englischsprachiges Land mit internationaler Ausrichtung und simplifizierten Gründungsprozessen. Für Start-ups mit Verbindung zu Top-Universitäten wie Cambridge ist das UK auch aufgrund des Zugangs zu Talenten attraktiv.
Das Land ist mittlerweile zunehmend technologieoffen, auch in eher konservativen Branchen. Neben den Markt- und Ökosystemfaktoren spielen steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen eine zentrale Rolle bei der Standortwahl. Länder wie Irland punkten zum Beispiel mit attraktiven Steuersätzen und gelten als günstige Standorte für europäische Firmengründungen. Dublin verzeichnet eine starke Präsenz internationaler Tech-Firmen, was Netzwerke und erfahrene Dienstleister zugänglich macht. Auch die Komplexität der gesetzlichen Bestimmungen und des Bureaucracy-Levels beeinflussen den Aufwand der Unternehmensführung stark.
Gerade für junge Start-ups kann eine unkomplizierte Anmeldung, klar geregelte Arbeitsrechtsbestimmungen und flexibler Zugang zu internationalen Mitarbeitern entscheidend sein. Neben all diesen Fakten ist wichtig, dass Start-ups den richtigen Zeitpunkt für eine Expansion und die Verlagerung des Firmensitzes wählen. Viele Gründer berichten, dass es besser ist, zuerst Produkt-Markt-Fit zu erreichen und substanzielle Umsätze in einem kleineren, vertrauten Markt zu erzielen, bevor man sich auf die dynamischeren Märkte der USA konzentriert und dort teurer und mit höherem Aufwand skaliert. Das unterstreicht auch die Erfahrung von Start-ups, die mit traditionellen Branchen arbeiten. Der Verkaufs- und Überzeugungsprozess dauert häufig länger, weil klassische Industrien oft konservative Investitionsentscheidungen treffen und sich langsam an neue Technologien anpassen.
Umso wertvoller ist die Geduld, fundierte Kundenbeziehungen aufzubauen und frühzeitig Geschäftserfahrungen zu sammeln, bevor man sich auf globale Expansionspläne konzentriert. Mentoren und Investoren können hierbei hilfreiche Ratgeber sein. Manche VC-Programme verlangen von ihren Portfoliounternehmen, in den USA eine Niederlassung zu eröffnen – oft auch speziell in San Francisco – um von der Investition zu profitieren. Das ist besonders dann nachvollziehbar, wenn die Zielsetzung kurzfristiges globales Wachstum ist. Doch nicht jede Verlagerung zum US-Standort sollte überstürzt erfolgen.
Eine gesunde Cash-Position, ein solides Produkt und ein stabiler Kundenstamm schaffen die Voraussetzungen, um den Schritt effektiv anzugehen. Andernfalls verbraucht ein zu früher Umzug unnötig Ressourcen und Energie. Nicht zuletzt sollte man die kulturellen Unterschiede und das Team hinter dem Start-up nicht unterschätzen. Ein internationales Gründungsteam mit Verbindungen zu führenden Universitäten und verschiedenen Märkten kann flexibel mehrere Standorte managen, doch vor Ort präsent zu sein, schafft Vertrauen bei Kunden und Geschäftspartnern. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Wahl des Gründungsstandorts sorgfältig an den aktuellen Marktbedingungen, der operativen Kapazität, der Produktentwicklung und den langfristigen Unternehmenszielen ausgerichtet werden sollte.