Zölle gehören zu den ältesten Formen der Besteuerung und sind wegen ihrer einfachen Erhebung seit jeher ein zentrales Element nationaler Finanzpolitik. In der amerikanischen Geschichte spielten Zölle eine noch bedeutendere Rolle, da sie sowohl der Finanzierung der Regierung als auch dem Schutz aufkommender Industrien dienten. Die Entwicklung und Debatte um Zölle begleitet dabei die gesamte Geschichte der Vereinigten Staaten von den kolonialen Anfängen bis ins 21. Jahrhundert. Schon während der Kolonialzeit bildeten Zölle eine wichtige, wenngleich oft umstrittene Einnahmequelle.
Die britischen Kolonien an der Ostküste der heutigen USA besaßen eine ideale geografische Lage mit zahlreichen Flüssen und kleinen Häfen, die für den Schiffsverkehr geeignet waren. Das führte zu ausgedehnter Schmuggelei, um britische Zollbestimmungen zu umgehen. Besonders Rhode Island entwickelte sich zum Zentrum dieser Praxis. Der Widerstand gegen die britischen Zölle und die Versuche, sie durchzusetzen, trugen zur Unabhängigkeitsbewegung bei. Rhode Island war sogar die erste Kolonie, die im Jahr 1776 die Loyalität zu Großbritannien aufkündigte und die letzte, die die US-Verfassung ratifizierte – allerdings erst unter dem Druck drohender Strafzölle auf ihre Exporte.
Mit dem Inkrafttreten der US-Verfassung 1789 stand die junge Nation vor einer desaströsen Finanzlage. Alexander Hamilton, der erste Finanzminister der Vereinigten Staaten, erkannte rasch die Bedeutung der Zölle als verlässliche Einkommensquelle. Seine Strategie zielte darauf ab, den nationalen Haushalt durch Schutzzölle und Verbrauchsteuern wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Da die Verfassung ausdrücklich die Besteuerung von Exporten verbietet, wurde der Fokus auf die Zölle für Importe gelegt. Diese sorgten nachhaltig für fast 90 Prozent der damaligen Bundessteuereinnahmen und bildeten über ein Jahrhundert hinweg die Hauptfinanzierungsquelle der Regierung.
Hamiltons Ansatz dient vornehmlich der Einnahmesteigerung, doch schnell zeigte sich ein weiterer Zweck von Zöllen: der Schutz heimischer Industrien vor ausländischer Konkurrenz. Anfangs gab es in den Vereinigten Staaten kaum industrielle Produktion außer dem Schiffsbau. Die alleinherrschende britische Textilindustrie blockierte den Export ihrer Technologie nach Amerika, um die Vormachtstellung zu wahren. Doch durch industrielles Spionagewissen brachten Pioniere wie Samuel Slater die industriellen Prozesse in die USA und betrieben die Gründung der ersten amerikanischen Spinnerei. Die industrielle Revolution in den USA begann mit der Textilherstellung, die bald unter anderem durch die Fabriken von Francis Cabot Lowell integriert wurde.
Die Handelsrestriktionen und Kriege mit Großbritannien, etwa der Krieg von 1812, unterbrachen den Zugang zu britischen Textilien, was der heimischen Industrie Aufschwung gab. Nach Kriegsende führte die billige britische Konkurrenz zu Forderungen nach Zöllen, um inländische Unternehmen zu schützen. Die Bundesregierung beschloss daraufhin erhebliche Schutzzölle, die jedoch bereits zu ersten inneramerikanischen Spannungen führten. Im 19. Jahrhundert entwickelten sich Zölle zu einem zentralen politischen Thema, das vor allem die Nord-Süd-Konflikte in den Vereinigten Staaten befeuerte.
Dort, wo im Norden die Industrie florierte und hohe Zölle auf Importe begrüßt wurden, setzte der Süden auf den Export von Rohstoffen wie Baumwolle und sah hohe Zölle als Belastung, die Preise für Produkte unnötig erhöhten. Das führte zu heftigen Auseinandersetzungen, deren Höhepunkt die sogenannte „Widerstandsbewegung von South Carolina“ war, als der Bundesstaat versuchte, die von ihm als ungerecht empfundenen Zollgesetze zu annullieren. Präsident Andrew Jackson stellte sich hingegen entschieden gegen diese Nullifizierung und sicherte militärische Intervention zu, um die föderale Autorität aufrechtzuerhalten. Mit dem Fortschreiten der industriellen Effizienz und der besseren Vernetzung innerhalb der USA verlor der Zollschutz jedoch zunehmend an Bedeutung. Bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs sank der Einfluss von Schutzzöllen.
Doch mit Kriegsbeginn explodierten die Staatsausgaben, und die Bundesregierung erhöhte ihre Einnahmen durch höhere Zölle und führte erstmals eine Einkommenssteuer ein. Die industriellen Kapazitäten der Nordstaaten profitierten erheblich von den Kriegslasten, während die Südstaaten mit ihrer landwirtschaftlichen Ausrichtung wirtschaftlich zu kämpfen hatten. Nach dem Bürgerkrieg blieben hohe Zölle ein Mittel, um die Schulen der jungen amerikanischen Industrie gegen internationale Konkurrenz abzuschirmen und die Kriegsschulden zurückzuzahlen. Diese Schutzpolitik führte über Jahrzehnte zu konstanten Haushaltsüberschüssen und einer drastischen Schuldenreduzierung. Allerdings erwiesen sich Zölle als sozial ungerecht, da sie vor allem ärmere Bevölkerungsteile belasteten, die den Großteil ihres Einkommens für importierte Konsumgüter ausgeben mussten.
Forderungen nach einer gerechteren Steuerpolitik und der Einführung einer progressiven Einkommenssteuer stießen auf rechtliche Hindernisse, darunter ein Urteil des Obersten Gerichtshofs von 1895, das die Einkommenssteuer als verfassungswidrig erklärte. Die Jahrhundertwende brachte mit dem Aufstieg der amerikanischen Schwerindustrie eine veränderte Diskussion um Zölle. Unternehmen wie die Carnegie Steel Company erwiesen, dass sie mit effizienten Produktionsmethoden international konkurrieren konnten, wodurch die klassische Schutzargumentation ins Wanken geriet. In der Folge sanken die durchschnittlichen Zollsätze bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs deutlich. Die 1920er Jahre offenbarten eine verschobene Struktur in der amerikanischen Wirtschaft.
Die Industrie wuchs stetig, doch die Landwirtschaft befand sich in einer tiefen Krise. Die Nachfrage nach Agrarprodukten brach nach dem Ersten Weltkrieg ein, und Naturkatastrophen verschlimmerten die Lage. Vor diesem Hintergrund versprach Präsidentschaftskandidat Herbert Hoover einen Schutz für die Landwirtschaft durch höhere Zölle auf Agrarimporte. Als das Gesetz, bekannt als der Smoot-Hawley-Tarif, verabschiedet wurde, hatte die Weltwirtschaft sich bereits in der Krise befunden. Der wirtschaftliche Protektionismus verschärfte die Lage erheblich: Der internationale Handel brach weltweit dramatisch ein, da viele Länder Gegenmaßnahmen in Form eigener Zollbarrieren ergriffen.
Die Folgen waren verheerend und gelten als eine der Hauptursachen für die Vertiefung der Weltwirtschaftskrise. Nach dem Zweiten Weltkrieg zeigte sich ein grundlegender Wandel im Umgang mit Zöllen. Die USA verfolgten eine Außenpolitik, die den Wiederaufbau der durch Krieg verwüsteten Volkswirtschaften in Europa und Asien zum Ziel hatte. Die Einrichtung des General Agreement on Tariffs and Trade (GATT) im Jahr 1947 war ein Meilenstein. Ziel war die systematische Senkung von Zöllen und anderen Handelsbarrieren, um den Welthandel anzukurbeln und politischen Frieden zu fördern.
Die darauffolgenden Jahrzehnte waren geprägt von mehreren Verhandlungsrunden, die immer weitergehende Zollabbauvereinbarungen zur Folge hatten. Die Umwandlung des GATT in die Welthandelsorganisation (WTO) im Jahr 1995 institutionalisierte diesen Prozess und schuf einen multilateralen Rahmen für Handelsfragen. Länder wie China konnten in die globale Handelsordnung eingebunden werden, auch wenn nicht alle Erwartungen an regelkonformes Verhalten erfüllt wurden. Heute sind Zölle in den USA und weltweit ein Politikum, das zunehmend von nationalen Interessen, geopolitischen Spannungen und wirtschaftlichen Herausforderungen geprägt ist. Die ungleiche Zollbelastung bei Warenimporten zwischen verschiedenen Ländern und Handelsblöcken führt zu Forderungen nach Reformen und Anpassungen der Handelspolitik.