Die Bekleidungsindustrie in Myanmar steht seit Jahren im Fokus internationaler Aufmerksamkeit, insbesondere hinsichtlich der Arbeitsbedingungen und der Vergütung der Beschäftigten. In diesem Zusammenhang hat der dänische Bekleidungskonzern Bestseller nun seine Unterstützung für eine dringend notwendige Erhöhung des Mindestlohns in Myanmars Bekleidungssektor bekräftigt. Diese Entwicklung unterstreicht nicht nur die Verantwortung globaler Marken, sondern zeigt auch, wie kritisch die Lohnfrage für die Stabilität und Zukunftsfähigkeit einer Branche mit enormer Bedeutung für die Wirtschaft des Landes ist. Bestseller, ein in Dänemark ansässiges Unternehmen, das seit 2014 Bekleidung aus Myanmar bezieht, hat die Notwendigkeit einer Überarbeitung der Mindestlohngesetzgebung mehrfach betont. Die letzte Anpassung des Mindestlohns in Myanmar liegt mittlerweile sieben Jahre zurück, und seither sind die Lebenshaltungskosten erheblich gestiegen.
Dadurch reicht die aktuelle Vergütung der Arbeiterinnen und Arbeiter längst nicht mehr aus, um grundlegende Bedürfnisse zu decken. Diese Diskrepanz führt nicht nur zu sozialen Missständen, sondern wirkt sich auch auf die Produktivität und das Arbeitsklima in den Fabriken aus. Laut EuroCham Myanmar, einer europäischen Handelskammer im Land, bildet die unzureichende Mindestlohnbasis die Wurzel vieler Probleme in der Bekleidungsindustrie. Niedrige Einkommen führen zu Konflikten am Arbeitsplatz, hoher Fluktuation unter den Arbeitnehmern und verstärktem Abwandern qualifizierter Fachkräfte ins Ausland. All diese Faktoren stehen einer nachhaltigen Produktivitätssteigerung im Weg und gefährden somit die Wettbewerbsfähigkeit der Branche auf internationaler Ebene.
Ein bedeutendes Problem ist das gegenwärtige Lohnsystem, das die Beschäftigten dazu zwingt, regelmäßig Überstunden zu leisten und sogenannte Anwesenheitsprämien zu beanspruchen, nur um die Grundbedürfnisse finanzieren zu können. Dies hat zur Folge, dass viele Arbeiter ihre gesetzlichen Rechte auf Urlaubs- und Krankentage nicht wahrnehmen können, was sich wiederum negativ auf ihre Gesundheit und ihr allgemeines Wohlbefinden auswirkt. Die Folge sind oftmals erschöpfte Mitarbeiter, die weder mental noch körperlich die Voraussetzungen haben, effiziente Arbeit zu leisten. Dieser Teufelskreis hat den Ruf der Bekleidungsindustrie Myanmars sowie die Stellung der Marken, die aus dem Land beziehen, nachhaltig belastet. Claus Aabling, Arbeitsrechtsmanager bei Bestseller, beschreibt die Erhöhung des Mindestlohns als unverzichtbar, um faire Arbeitsbedingungen zu gewährleisten und die Widerstandsfähigkeit des Bekleidungssektors in Myanmar zu stärken.
Bestseller ist sich seiner sozialen Verantwortung bewusst und führt regelmäßige Dialoge mit Arbeitern, Gewerkschaften sowie Arbeitsrechtsorganisationen vor Ort, um die Situation der Beschäftigten zu verbessern. Trotz der Bemühungen vieler Fabriken im Liefernetzwerk von Bestseller, durch freiwillige Lohnerhöhungen die Situation zu entschärfen, ist eine gesetzlich verankerte Anhebung des Mindestlohns bisher ausgeblieben. Das Fehlen einer offiziell definierten Erhöhung lässt den Druck auf die Lebensqualität der Arbeiterschaft unverändert hoch. Die Problematik, die Bestseller anspricht, ist systemischer Natur und lässt sich nicht durch isolierte Maßnahmen einzelner Marken lösen. Das Unternehmen betont die Wichtigkeit der kollektiven Verantwortung aller Akteure, um an einer tragfähigen und gerechten Lösung zu arbeiten.
Das öffentliche Eintreten für die Überprüfung und Anhebung des Mindestlohns gilt dabei als wichtiger Beitrag der Marke, um langfristig faire Arbeitsbedingungen in der gesamten Branche zu fördern und so die wirtschaftliche Stabilität des Sektors zu sichern. Darüber hinaus verpflichtet sich Bestseller zu einer umfassenden Sorgfaltspflicht im Bereich der Menschenrechte. Dabei orientiert sich das Unternehmen an internationalen Standards und den OECD-Leitlinien für verantwortungsvolles Geschäftsverhalten. Die Förderung angemessener Löhne ist für Bestseller ein zentraler Bestandteil der Zusammenarbeit mit seinen Zulieferern und der Unterstützung verschiedener Initiativen zum Schutz der Rechte der Arbeitnehmer. Das Unternehmen arbeitet systematisch daran, soziale Missstände in seiner Lieferkette zu identifizieren und zu beseitigen.
Der Aufruf zur Erhöhung des Mindestlohns erfolgt auch vor dem Hintergrund aktueller politischer Herausforderungen in Myanmar. Im Februar 2025 brachte die globale Gewerkschaftsföderation IndustriALL ihre Besorgnis über die Angriffe der militärischen Führung Myanmars auf Arbeiterrechte und unabhängige Gewerkschaften zum Ausdruck. Dennoch wird von Experten betont, dass es weiterhin wichtig ist, den Dialog mit verbliebenen Gewerkschaftsorganisationen und Akteuren aufrechtzuerhalten, um Menschenrechtsprüfungen und verantwortungsbewusstes Handeln in der Branche zu gewährleisten. Die Bedeutung der Bekleidungsindustrie für Myanmar kann kaum überschätzt werden. Der Sektor ist einer der größten Arbeitgeber des Landes und eine wesentliche Quelle für Exporterlöse.
Daraus ergibt sich für alle beteiligten Unternehmen, Regulierungsbehörden und zivilgesellschaftlichen Organisationen die Herausforderung, dauerhaft faire und menschenwürdige Arbeitsbedingungen sicherzustellen. Nur so kann verhindert werden, dass die Branche durch schlechte Arbeitsstandards und niedrige Löhne an Wettbewerbsfähigkeit und Ansehen verliert. Die Forderung von Bestseller und EuroCham Myanmar nach einer Mindestlohnerhöhung ist somit mehr als eine bloße Anpassung von Zahlen. Sie ist ein Aufruf zu mehr Gerechtigkeit und nachhaltigem unternehmerischem Handeln, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Gleichzeitig kann ein höherer Mindestlohn die Fähigkeit der Arbeiterinnen und Arbeiter stärken, nicht nur ihre Grundbedürfnisse zu decken, sondern auch ihr volles Arbeitsrecht wahrzunehmen.
Dies trägt zu einem stabileren und gesünderen Arbeitsumfeld bei, was wiederum positive Effekte auf Produktivität und Qualität hat. Angesichts der zunehmenden globalen Sensibilität für nachhaltige Lieferketten und faire Arbeitsbedingungen ist es auch für internationale Modemarken zunehmend wichtig, ihre Verantwortung ernst zu nehmen. Verbraucher weltweit fordern Transparenz und ethisches Handeln, was globale Auswirkungen auf die gesamte Textilbranche hat. Durch die Unterstützung von Mindestlohnerhöhungen können Unternehmen nicht nur das Leben vieler Menschen nachhaltig verbessern, sondern gleichzeitig ihr eigenes Markenimage stärken und zukünftige Risiken in der Lieferkette minimieren. Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Bekleidungsindustrie in Myanmar an einem Scheideweg steht.
Die Herausforderungen sind groß, doch bieten sich zugleich Chancen für Unternehmen, Politik und Gesellschaft, zusammen neue Standards für faire Bezahlung und menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu setzen. Bestseller zeigt mit seiner klaren Position, dass verantwortungsvolles Handeln auch in einem international vernetzten Wirtschaftssystem möglich und notwendig ist. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, wie sich die Branche im Spannungsfeld von Wettbewerb, Menschenrechten und wirtschaftlicher Entwicklung positionieren wird – zugunsten der Menschen, die mit ihrem Einsatz Tag für Tag die Produktion ermöglichen.