Die Internetverbindung ist heute für das tägliche Leben, Arbeit und Bildung so wichtig wie nie zuvor. Trotzdem zeigen neue Daten von Ookla, einem der führenden Anbieter von Internetspeedtests, dass sich die digitale Kluft in den USA im Jahr 2024 in 32 Bundesstaaten weiter verschärft hat. Diese Entwicklung bedeutet, dass trotz technologischer Fortschritte der Zugang zu schnellem Internet vor allem in ländlichen Regionen deutlich schlechter bleibt als in Großstädten. Der wachsende Unterschied zwischen urbanen und ländlichen Gebieten stellt große wirtschaftliche und soziale Herausforderungen dar und erfordert intensive politische und gesellschaftliche Anstrengungen. Die Daten von Ookla basieren auf der Auswertung von Speedtest Intelligence, die von Nutzern aus allen 50 Bundesstaaten gesammelt werden.
Die Messung orientiert sich an den Mindestanforderungen der Federal Communications Commission (FCC) von 100 Megabit pro Sekunde im Download und 20 Megabit im Upload. Während in 22 Staaten Fortschritte bei der Anzahl der Nutzer mit dieser Mindestgeschwindigkeit verzeichnet wurden, zeigt sich die Verbesserung vor allem in städtischen Zentren. In den ländlichen Regionen hingegen bleibt die Anbindung oft deutlich hinter den Bedürfnissen zurück. Besonders betroffen sind landwirtschaftliche und abgelegene Gebiete in Washington, Oregon, Illinois, Missouri und New Mexico. Ein bedeutsamer Faktor für die Verschärfung der Breitbandlücke war das Auslaufen des Affordable Connectivity Program (ACP) im Mai 2024.
Dieses Förderprogramm half etwa 23 Millionen Haushalten durch finanzielle Unterstützung der monatlichen Internetkosten. Das Ende dieser Förderung trifft vor allem einkommensschwache Familien und verschärft die Barrieren beim Zugang zu schnellem Internet. Die journalistische Leiterin von Ookla, Sue Marek, sieht hier eine der Ursachen dafür, dass der digitale Graben trotz steigender technischer Möglichkeiten größer wurde und geht davon aus, dass sich dieser Einfluss auch noch bis Ende 2025 bemerkbar machen wird. Trotzdem gibt es auch positive Entwicklungen: Die Zahl der Haushalte mit Glasfaseranschluss erreichte im zweiten Halbjahr 2024 mit 88,1 Millionen ein Rekordniveau. Diese Steigerung ist maßgeblich auf Investitionen durch große Telekommunikationsunternehmen zurückzuführen, die häufig privatwirtschaftlich oder durch Kapitalzuflüsse finanziert werden.
Hier stellt sich jedoch die Frage, inwieweit dieses Wachstum tatsächlich die digitale Kluft in strukturschwachen Gebieten überwindet oder vor allem wirtschaftlich attraktive Urbanisierungsgebiete bedient. Die staatliche Breitbandförderung, etwa über Programme wie das Broadband, Equity, Access and Deployment (BEAD), hat noch keine flächendeckenden Ausbauprojekte realisiert. Dennoch konnten Programme wie das Tribal Broadband Connectivity Program und der Rural Digital Opportunity Fund seit 2020 mehr als elf Milliarden US-Dollar investieren. Diese Mittel zielen gezielt darauf ab, insbesondere benachteiligte und abgelegene Gemeinschaften besser anzubinden. Die Effekte dieser Investitionen sind essenziell, um die wachsende digitale Kluft einzudämmen, doch eine vollständige Entschärfung des Problems steht weiterhin aus.
Ein weiterer bedeutender Rückschlag war die Streichung des Digital Equity Act durch die damalige Regierung von Donald Trump. Das Programm, das darauf abzielte, den digitalen Zugang gerade auch für marginalisierte Bevölkerungsgruppen zu verbessern, wurde als verfassungswidrig und politisch belastet kritisiert und letztendlich eingestellt. Die Folgen dieser Entscheidung werden sich voraussichtlich erst in den kommenden Jahren voll entfalten. Einflussreiche Politikerinnen wie Senatorin Patty Murray aus Washington kritisieren die Streichung scharf und pochen auf eine Wiederaufnahme der Fördermaßnahmen, um soziale Ungleichheiten zu reduzieren. Die Kontroverse um den BEAD-Programmverlauf zeigt zudem, dass die Strategie für den Internet-Ausbau in ländlichen Regionen noch stark im Fluss ist.
Einige Experten fürchten, dass die Orientierung vom ursprünglichen „Fiber First“-Ansatz auf Satelliteninternetanbieter wie Elon Musks Starlink umschwenken könnte. Satellitendienste bieten zwar deutlich schnelleres Internet in Gegenden, wo der Leitungsbau immer schwierig bleibt, sind finanziell aber für viele Haushalte oft teuer und können damit die soziale Kluft sogar verstärken. Die Kombination aus fehlender Förderung, politischem Streit und ökonomischer Fokussierung auf renditestarke Gebiete sorgt dafür, dass die digitale Spaltung in den USA vor allem die am stärksten marginalisierten und ländlichen Gemeinschaften belastet. Der Zugang zu schnellem Internet entscheidet zunehmend über Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten, gesundheitliche Versorgung und gesellschaftliche Teilhabe. Eine nachhaltige Überwindung der Breitbandlücke ist deshalb von zentraler Bedeutung für eine inklusive Gesellschaft.
Um aktiv zu werden, empfehlen Expertinnen und Experten, sich direkt an die jeweiligen staatlichen Breitbandbüros zu wenden. Jede Region verfügt über eine Anlaufstelle, die über Strategien und aktuelle Projekte informiert. Zugleich hilft das Verfolgen von Dashboards, wie etwa dem BEAD-Progress-Portal des National Telecommunications and Information Administration (NTIA), um Baufortschritte nachzuvollziehen. Darüber hinaus ist der Kontakt zu lokalen Parlamentariern und Regierungsvertretern ein wichtiges Instrument, um Druck für eine gerechtere Breitbandverteilung zu erzeugen. Zusammenfassend steht die USA vor einer entscheidenden Herausforderung: Trotz steigender Glasfaserverbindungen und innovativer Satelliteninternetoptionen wächst die Kluft zwischen denen, die schnellen Internetzugang haben, und jenen, die weiterhin abgehängt bleiben.