Die politische Landschaft Südkoreas erlebt einen bedeutenden Wandel, da Lee Jae-myung, der amtierende Vorsitzende der Demokratischen Partei und Favorit in den Umfragen, offiziell seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2025 bekanntgegeben hat. Die Wahl am 3. Juni 2025 ist von besonderer Brisanz geprägt, da sie auf die Absetzung des ehemaligen Präsidenten Yoon Suk-yeol durch das Verfassungsgericht folgt, der für seine umstrittene Verhängung des Ausnahmezustands im Dezember 2024 seinem Amt enthoben wurde. Lee Jae-myung tritt mit einem klaren politischen Programm an, das auf die Beseitigung wirtschaftlicher Ungleichheiten und die Förderung von nachhaltigem Wachstum abzielt und gleichzeitig einen pragmatischen außenpolitischen Kurs verspricht. Lee Jae-myung ist kein Unbekannter auf der südkoreanischen politischen Bühne.
Trotz seiner Niederlage bei den Präsidentschaftswahlen 2022, bei denen er dem damaligen Amtsinhaber mit der knappsten Differenz in der Geschichte des Landes unterlag, hat er politische Stärke bewiesen. Seine Führung der Demokratischen Partei führte im Jahr 2024 zu einem überwältigenden Sieg bei den Parlamentswahlen, wodurch die Liberalen eine dominierende Position im Nationalparlament einnahmen. Dieser Aufschwung reflektiert die Unterstützung für seine progressive Agenda und seinen Fokus auf soziale Gerechtigkeit unter einem Großteil der Wählerschaft. Ein zentrales Anliegen von Lee Jae-myung ist die Bekämpfung der sozialen und wirtschaftlichen Kluft, die er als eine der Hauptursachen für die politische Instabilität und das gesellschaftliche Unbehagen ansieht. In einem Video, das anlässlich seiner Kandidatur veröffentlicht wurde, betonte er die Notwendigkeit, die Ungleichheit bei Einkommen und Chancen in Südkorea zu beheben.
Dabei spricht er von einer verstärkten staatlichen Investition in Technologieentwicklung und Bildung, um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes auf dem globalen Markt zu sichern. Lee schlägt eine neuartige und großangelegte Initiative vor, die Fachkräftetraining und technologische Innovationen fördert, um das Wirtschaftswachstum wiederzubeleben und eine nachhaltige Wohlstandsverteilung zu gewährleisten. Die wirtschaftliche Lage Südkoreas ist durch die Abhängigkeit vom Export geprägt; gleichzeitig gibt es wachsende Spannungen mit Verbündeten wie den Vereinigten Staaten aufgrund von Handelsstreitigkeiten und Zollfragen. Die ausstehende Aufgabe für Südkoreas nächsten Präsidenten wird es sein, diese Herausforderungen geschickt zu meistern, um die wirtschaftliche Stabilität zu bewahren und gleichzeitig die internationalen Partnerschaften zu stärken. Lee positioniert sich in diesem Kontext als pragmatischer Diplomat, der die Bedeutung der Allianz mit den USA anerkennt, aber auch auf eine ausgewogene regionale Zusammenarbeit mit Japan setzt.
Dabei stellt er die nationalen Interessen Südkoreas in den Vordergrund und signalisiert, dass er sich bemühen wird, die Beziehungen zu beiden wichtigen Partnern auf eine stabile Basis zu stellen. Südkoreas konservative Opposition steht vor einer Zersplitterung, die sich im Vorfeld der bevorstehenden Wahl in einer Vielzahl von Kandidaten widerspiegelt. Während Lee Jae-myung mit seiner Popularität Umfragen dominiert, suchen die Republikanische Partei und ihre Verbündeten noch nach einer starken Führungspersönlichkeit. Zu den Anwärtern gehört Han Dong-hoon, der ehemalige Justizminister und einstige Verbündete von Yoon Suk-yeol, der nach dessen Amtsenthebung nun eigene Ambitionen verfolgt. Weitere bekannte Namen sind Oh Se-hoon, Bürgermeister von Seoul, und der langjährige Politiker Ahn Cheol-soo.
Die bisher niedrigen Umfragewerte für die konservativen Kandidaten verstärken Lees Position als Favorit. Lee selbst sieht sich jedoch nicht ohne Herausforderungen. Neben politischen Gegnern muss er auch juristische Hürden überwinden. Er steht unter Anklage in mehreren Fällen, darunter Korruptionsvorwürfe und mutmaßliche Verstrickungen in einen milliardenschweren Immobilienentwicklungs-Skandal. Zudem appellierten die Staatsanwälte gegen die Entscheidung des Gerichts, die ihm zuletzt einen Freispruch bei Wahlgesetzverstößen zusprach.
Wie sich diese Verfahren auf Lees Kandidatur und das Wahlergebnis auswirken werden, bleibt derzeit ungewiss. Seit einem Messerangriff im Januar 2024, bei dem Lee schwer verletzt wurde, hat er eine beeindruckende Comeback-Story hingelegt. Die Attacke, die während einer öffentlichen Veranstaltung geschah, löste breite Empörung und Solidaritätsbekundungen aus. Lee nutzte die Erfahrung als Ansporn und präsentierte sich als Symbol für Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit, Eigenschaften, die viele Wähler ansprechen. Insgesamt zeichnet sich Lee Jae-myung durch eine Kombination aus politischer Erfahrung, einer klaren Vision für die Zukunft Südkoreas und einem Gespür für den Drahtseilakt der Innen- und Außenpolitik aus.
Sein Wahlkampf verspricht, die Fragen der sozialen Gerechtigkeit und einer innovativen Wirtschaftspolitik zu verbinden, um das Land in eine nachhaltige und stabile Zukunft zu führen. Angesichts seines hohen Ansehens in der Bevölkerung und der nun aufgeflammten politischen Dynamik könnte er tatsächlich die nächste wegweisende Figur im südkoreanischen Präsidentschaftsbüro werden. Die Präsidentschaftswahl am 3. Juni 2025 wird nicht nur die politische Landschaft Südkoreas entscheidend prägen, sondern auch Auswirkungen auf die geopolitische Lage Ostasiens haben. Im Zentrum steht dabei die Balance zwischen innenpolitischer Reformbereitschaft und außenpolitischem Geschick.
Mit Lee Jae-myung haben die Wähler die Möglichkeit, einen Kandidaten zu unterstützen, der versucht, beide Aspekte miteinander zu verknüpfen. Wie sich sein Kurs in einem komplexen politischen Umfeld bewähren wird, bleibt eine der spannendsten Entwicklungen in der Region.