In der Dunkelheit der Nacht verlieren sich die Realität und die Fantasie in einem irrlichternden Tanz, der von den schrägen Abgründen des Unterbewusstseins genährt wird. Doch für manche Menschen sind ihre Albträume keine düsteren und surrealen Landschaften, sondern eher banale und alltägliche Szenarien. Der amerikanische Dichter Andrew Hudgins reflektiert in seinem Gedicht "Mostly My Nightmares Are Dull" über die seltsame Normalität seiner nächtlichen Ängste. In einem kontrastreichen Gewirr aus Familiengeschichte und persönlichen Ängsten erzählt Hudgins von scheinbar alltäglichen Situationen, die sich in seinen Albträumen zu unheimlichen und beklemmenden Erlebnissen verwandeln. Seine Ex-Frau schreit, die Katze entkommt und beißt das Nachbarskind, er steht im Garten und harkt Laub - doch plötzlich wird die alltägliche Routine von einem Strom von Blättern überflutet, der ihn zu ertränken droht.
Diese bürgerlichen Alpträume sind für Hudgins keine flüchtigen Begegnungen im Schlaf, sondern bringen ihn physisch zum Schwitzen und lassen ihn nach Luft schnappen. Die subtile aber wirkungsvolle Darstellung seiner eigenen Ängste und Unsicherheiten zeigt, wie leicht es ist, ihn aus der Fassung zu bringen. Doch nicht nur seine persönlichen Sorgen plagen ihn in der Nacht, auch die Begegnungen mit verstorbenen Familienmitgliedern hinterlassen Spuren in seiner Seele. In einem Dialog mit seiner Mutter, die ihm sagt, dass es in Ordnung war, sie nicht öfter zu besuchen, reflektiert Hudgins über versäumte Gelegenheiten und Schuldgefühle. Die Vergebung der Großmutter für vulgäre Ausdrücke und das Geständnis seiner Schwester, dass auch sie Ray Charles liebt, zeigen die tiefe Sehnsucht nach Verbindung und Akzeptanz, selbst aus jenseitigen Sphären.
Die Verstrickungen der Vergangenheit und die Ängste der Gegenwart verschmelzen in Hudgins' Gedicht zu einer eindringlichen Erzählung über Schuld, Verlust und die Fragilität der menschlichen Existenz. Trotz der Beklemmungen und Tragik der nächtlichen Visionen findet er am Ende Trost in der Gewissheit, dass das Leben weitergeht, ungeachtet der düsteren Schatten, die durch seine Träume huschen. In einem Moment der Erleichterung erwacht Andrew Hudgins aus seinen Alpträumen und trifft den Entschluss, den Tag unbeschwert zu leben, als wäre es sein letzter. Eine Erkenntnis, die auch uns daran erinnert, die Ängste und Sorgen des Alltags nicht überhand nehmen zu lassen und die Schönheit des Lebens in all seinen Facetten zu schätzen.