Die britische Regierung hat kürzlich ein neues Regelwerk für den Krypto-Sektor vorgestellt, das international für viel Gesprächsstoff sorgt. Während junge, krypto-native Startups und kleinere Unternehmen die neuen Anforderungen als belastend und schwierig umsetzbar empfinden, begrüßen etablierte Fintech-Unternehmen wie Revolut die strengen Richtlinien ausdrücklich. Die neuen Regulierungen folgen größtenteils dem Vorbild der Vereinigten Staaten und unterscheiden sich somit deutlich vom europäischen Ansatz unter dem Markets in Crypto-Assets (MiCA) Rahmen. Was genau steckt hinter diesem komplexen Regelwerk, warum ist es für manche Unternehmen eine Herausforderung und warum sieht Revolut darin eine profitable Chance? Die Antworten darauf liefern wertvolle Einsichten in die Zukunft des Krypto-Marktes in Großbritannien und darüber hinaus. Die jüngste Regulierung erwartet von Krypto-Unternehmen das gleiche Maß an Compliance und Aufsicht, das bereits in der traditionellen Finanzwelt gilt.
Dazu zählen Pflichten wie die Einhaltung des Senior Managers Certification Regime, das auf die persönliche Verantwortlichkeit von Führungskräften abzielt, sowie der Consumer Duty, der die Transparenz und den Schutz der Verbraucher in den Vordergrund stellt. Für Firmen, die bislang ohne derartige Auflagen operierten, bedeutet dies eine intensive und kostspielige Umstellung. Die Einhaltung dieser Anforderungen stellt für viele Krypto-Startups eine hohe Hürde dar und es ist zu befürchten, dass einige Unternehmen infolgedessen den Markt verlassen werden. Revolut, das zuletzt mit einem Unternehmenswert von 48 Milliarden US-Dollar bewertet wurde, hat sich in den letzten Jahren aggressiv im Krypto-Bereich positioniert. Mit der Einführung der eigenständigen Krypto-Handelsplattform Revolut X, der signifikanten Erweiterung ihres Krypto-Teams und innovativen Zahlungsprodukten wie virtuellen Karten, die direkt mit Kryptowährungen funktionieren, hat sich die Neobank eine starke Stellung im Krypto-Ökosystem erarbeitet.
Diese strategische Ausrichtung trug entscheidend zum Gewinnanstieg von 1,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 bei. Aus Sicht von Revolut bietet das neue britische Regelwerk mehr Rechtssicherheit und schaffe einen fairen Wettbewerb, da nun alle Anbieter unter denselben Rahmenbedingungen arbeiten müssen. Konstantinos Adamos, Gruppenleitender Rechtsberater bei Revolut, hebt hervor, dass trotz der Komplexität und Strenge der Regelungen eine regulierte Umgebung langfristig Vertrauen in den Krypto-Markt fördert und somit nachhaltig wettbewerbsfähig macht. Aufgrund der langen Erfahrung Revoluts im stark regulierten Finanzsektor ist das Unternehmen für die Anforderungen bestens gerüstet, im Gegensatz zu kleineren, weniger regulierungserprobten Krypto-Firmen. Diese Entwicklung zeichnet sich als eine Art regulatorischer Burggraben ab, der den etablierten Fintechs einen signifikanten Vorteil verschafft.
Da Revolut bereits unter Bankaufsicht steht und umfassende Compliance-Strukturen hat, ist die Einführung der neuen Regeln für das Unternehmen weniger belastend. Die Umstellungskosten und der Mehraufwand fallen im Vergleich zu krypto-nativen Firmen geringer aus. So entsteht eine Zwei-Klassen-Gesellschaft im Markt: Während große Fintech-Konzerne sich durchsetzen und wachsen können, wird es für kleine und mittlere Player zunehmend schwierig, zu bestehen. Die Situation ist im europäischen Raum unter dem MiCA-Regelwerk ähnlich, wenn auch weniger streng. Dort gibt es bereits eine massive Abwanderung und Konsolidierung im Krypto-Sektor, was eine bedrohliche Entwicklung für Innovation und Wachstum darstellt.
Untersuchungen zeigen, dass die Zahl europäischer Krypto-Unternehmen massiv gesunken ist und die Branche unter der Last der Compliance-Vorgaben stark gelitten hat. In Großbritannien könnte sich nun ein noch strengeres Regulierungsumfeld etablieren, das ebenfalls Innovationen bremst, jedoch gleichzeitig die Standards hebt. Welche Auswirkungen diese Dynamik auf Arbeitsplätze, Talent und die Wettbewerbsfähigkeit des Landes haben wird, bleibt abzuwarten. Andere Marktteilnehmer beobachten diese Entwicklung genau. Unternehmen wie Robinhood in den USA expandieren stark im Krypto-Bereich und profitieren von einer wachsenden Nachfrage seitens der Endkunden.
Auch große Banken gehen verstärkt in Richtung Kryptowährungen und integrieren Krypto-Dienstleistungen in ihr Portfolio. Dagegen kämpfen reine Krypto-Börsen mit der Notwendigkeit, sich regulatorisch neu aufzustellen, was Zeit und Ressourcen bindet. Einige versuchen, ihr Geschäftsmodell zu diversifizieren, indem sie beispielsweise klassische Wertpapierhandelssysteme als Erweiterung anbieten. Die neuen britischen Regeln haben daher weitreichende Folgen für den Markt. Sie können als Mittel gesehen werden, um den Krypto-Sektor stärker zu institutionalisieren und langlebiger zu gestalten.
Für Revolut und ähnliche Fintechs ist dies eine Möglichkeit, sich als vertrauenswürdige und regulierungskonforme Anbieter zu positionieren, was gerade bei langfristigen Investoren, Aufsichtsbehörden und Kunden immer wichtiger wird. Der Eintrittsbarriereffekt kann jedoch die Innovationskraft und die Vielfalt im Krypto-Markt beeinträchtigen. Junge, dynamische Unternehmen müssen sich entweder anpassen, strategische Partnerschaften eingehen oder womöglich neue Märkte suchen. Darüber hinaus fördern die strengeren Vorgaben eine engere Verzahnung zwischen traditionellen Finanzdienstleistungen und digitalen Assets. Revolut demonstriert beispielhaft, wie eine Digitalbank den Brückenschlag zwischen beiden Welten schafft, indem sie Kryptowährungen als Teil ihres Produktspektrums integriert.
Virtuelle Karten, mit denen direkt über Krypto bezahlt werden kann, markieren eine neue Ära im Zahlungsverkehr und erhöhen die Akzeptanz von digitalen Währungen in der breiten Bevölkerung. Dieser Innovationskurs wird durch die britische Regulierung keineswegs verhindert, sondern durch klare Standards sogar unterstützt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Einführung eines umfassenden und strengen Regelwerks für Krypto-Unternehmen in Großbritannien einerseits eine Belastung für viele Akteure darstellt, insbesondere für jene, die ohne umfassende Compliance-Strukturen operieren. Andererseits bietet das Regelwerk etablierten und gut vorbereiteten Finanzunternehmen die Möglichkeit, ihre Marktposition zu festigen und als vertrauenswürdige Player zu wachsen. Revolut ist dabei ein Paradebeispiel dafür, wie sich ein Unternehmen mit einem Compliance-first-Ansatz im dynamischen Krypto-Sektor erfolgreich behaupten kann.
Langfristig wird es entscheidend sein, wie flexibel die Regulierungsbehörden auf die sich schnell wandelnde Technologie und innovative Geschäftsmodelle reagieren und ob sie es schaffen, einen ausgewogenen Rahmen zu schaffen, der sowohl Schutz als auch Innovation fördert. Die britische Krypto-Landschaft steht vor einem grundlegenden Wandel, dessen Auswirkungen sich auf den gesamten europäischen und globalen Markt auswirken werden. Der Weg von Revolut zeigt, dass gutes regulatorisches Management und strategische Weitsicht Schlüssel zum Erfolg in dieser neuen Ära sind.