In der Republik Buryatia im Osten Russlands haben die Behörden eine höchst ungewöhnliche und gleichzeitig problematische Form des illegalen Kryptowährungs-Mining aufgedeckt. Versteckt in einem KamAZ-LKW, einer bekannten russischen Lastwagenmarke, befand sich eine vollständige Mining-Anlage mit 95 Mining-Rigs und einem mobilen Transformator, die heimlich Strom von einer 10-Kilovolt-Hochspannungsleitung abzapfte, die eigentlich für die Stromversorgung eines nahegelegenen Dorfes vorgesehen war. Dieses Vorgehen führte nicht nur zu erheblichen Störungen der lokalen Stromversorgung, sondern zeigte erneut die Herausforderungen auf, mit denen Russland im Umgang mit illegalem Krypto-Mining konfrontiert ist. Die Enthüllung dieser illegalen Mining-Einrichtung ist Teil einer Reihe von Vorfällen im Jahr 2025, bei denen unerlaubte Mining-Operationen lokale Stromnetze in Mitleidenschaft gezogen haben. Die Entdeckung erfolgte im Rahmen einer Routineinspektion der Stromleitungen im Pribaikalsky-Distrikt von Buryatia, einer Region, die für ihre ländlichen Gemeinden und begrenzte Energieinfrastruktur bekannt ist.
Die vor Ort arbeitenden Inspektoren stießen auf den Lastwagen, der unauffällig geparkt war, jedoch eine leistungsstarke und hochentwickelte Mining-Infrastruktur beherbergte. Die 95 Mining-Rigs konnten durch ihren hohen Energieverbrauch leicht auf der Stromleitung ausgemacht werden – sie verbrannten den Strom, der eigentlich für das gesamte Dorf bestimmt war. Als die Polizei anrückte, flohen zwei mutmaßliche Täter mit einem SUV vom Tatort, was die ernste Lage unterstrich. Diese Form von Stromdiebstahl ist nicht nur ein finanzieller Schaden für den Stromversorger und die örtliche Bevölkerung, sondern hat auch gravierende Auswirkungen auf die Stabilität des regionalen Stromnetzes. Das Unternehmen Buryatenergo, eine Einheit von Rosseti Siberia, erklärte, dass solche illegalen Stromabzweigungen zu Spannungseinbrüchen, Überlastungen und potenziellen Stromausfällen führen können.
Die lokale Bevölkerung leidet somit direkt unter diesen illegalen Aktivitäten, die nicht nur technische Probleme verursachen, sondern auch zu zusätzlichen Kosten und Unsicherheiten in der Energieversorgung führen. Die Region Buryatia hat bereits wiederholt mit solchen Vorfällen zu kämpfen. Die aufgefundene Krypto-Mine im Lastwagen ist der sechste Fall, der dieses Jahr aufgedeckt wurde. Die russischen Behörden haben in dieser Zeit ihr Augenmerk verstärkt auf die Überwachung und Regulierung des Krypto-Minings gelegt – besonders im Hinblick auf den energieintensiven Charakter dieser Industrie, die in Zeiten von regionalen Stromengpässen Problempunkte erzeugt. In Buryatia gilt seit November 2024 ein Verbot des Krypto-Minings von Mitte November bis Mitte März, um den Stromverbrauch in den kälteren Monaten, wenn die Nachfrage besonders hoch ist, zu reduzieren.
Dieses Verbot betrifft allerdings nur die meisten Gebiete von Buryatia. Einige spezielle Bezirke wie Severo-Baikalsky und Muisky dürfen unter strengen regulatorischen Auflagen weiterhin Mining betreiben. Die Bundesregierung Russlands hat außerdem im Dezember 2024 ein strenges Verbot des Krypto-Minings in mehreren Regionen erlassen, darunter Dagestan, Tschetschenien und Teile des östlichen ukrainischen Territoriums, die derzeit von Russland kontrolliert werden. Im April 2025 folgte zudem ein umfassendes Verbot in der Region Irkutsk südlich von Buryatia, einer Region, die aufgrund ihrer günstigen Strompreise gerade für Mining-Aktivitäten sehr attraktiv war. Trotz der gesetzlichen Einschränkungen gelingt es nicht immer, illegale oder nicht registrierte Mining-Betreiber vollständig zu stoppen.
Die steigende Popularität und Rentabilität des Kryptowährungs-Minnings verleitet immer wieder Einzelpersonen und kleine Gruppen dazu, versteckte und mobile Mining-Setups zu betreiben, um die hohen Strompreise zu umgehen. Die Nutzung von LKWs als Transport- und Versteckmöglichkeit für Mininganlagen ist besonders trickreich, da sie Mobilität und eine gewisse Unauffälligkeit bieten. Die Risiken für die Stromversorgung sind dadurch enorm. Das Vorhandensein eines mobilen Transformators in Kombination mit einer solchen Anzahl von Mining-Rigs ermöglicht eine nachhaltige Stromabnahme in einem Bereich, der eigentlich nicht dafür konzipiert ist. Das kann örtliche Netze destabilisieren, Ausfälle verursachen und im schlimmsten Fall zu langanhaltenden Blackouts führen, die sowohl Haushalte als auch Unternehmen beeinträchtigen.
Neben den technischen und infrastrukturellen Problemen verschärfen diese illegalen Mining-Aktivitäten auch die schon bestehenden energiepolitischen Herausforderungen in Russland. Das Land steht vor der Aufgabe, den immer größer werdenden Energiehunger der Kryptowährungsindustrie mit den Bedürfnissen der Bevölkerung und der Wirtschaft in Einklang zu bringen. Möglich ist dies nur durch eine strikte Regulierung, Überwachung und gegebenenfalls durch den Ausbau der Infrastruktur. Parallel zu diesen Vorfällen in Buryatia sind auch Hackergruppen aktiv, die sich auf illegale Kryptowährungs-Mining-Angriffe spezialisiert haben. Die Sicherheitsfirma Kaspersky berichtet von einer Gruppe namens „Librarian Ghouls“ oder „Rare Werewolf“, die eine sogenannte Cryptojacking-Kampagne in Russland gestartet hat.
Dabei werden durch Phishing-Mails Malware verteilt, die es den Hackern ermöglicht, sich Zugriff auf fremde Computer zu verschaffen und die Rechenleistung für das Mining von Kryptowährungen zu nutzen. Diese Malware deaktiviert Sicherheitssoftware und lässt das Mining in einem nächtlichen Zeitfenster laufen, um möglichst unentdeckt zu bleiben. Der russische Staat setzt daher nicht nur auf physische Kontrollen und Strafmaßnahmen gegen illegale Mining-Anlagen, sondern verstärkt auch die digitale Abwehr gegen solche Cyberangriffe. Die Kombination aus illegalem und nicht autorisiertem Mining, physisch wie digital, stellt Russland vor eine komplexe Herausforderung. Die Szene für legales Krypto-Mining in Russland ist jedoch nach wie vor lebendig, wenn auch mit deutlich verschärften Bedingungen.
Große Firmen wie BitRiver kontrollieren mehrere offizielle Mining-Standorte, darunter das größte Mining-Rechenzentrum in Bratsk, Region Irkutsk. Diese etablierten Unternehmen profitieren von günstigen Strompreisen und arbeiten innerhalb der bestehenden Regulierungen, was die Stabilität der Stromnetze unterstützen soll. Die britisch-russische Transparenzinitiative und lokale Behörden rufen verstärkt zu Achtsamkeit bei illegalen Stromabzweigungen auf und appellieren an die Bevölkerung, verdächtige Aktivitäten zu melden. Die Aufklärungskampagnen weisen unter anderem auf die Gefahren illegaler Mining-Anlagen hin, die nicht nur die Versorgungsnetze belasten, sondern auch Brände und technische Schäden verursachen können. Diese Entwicklungen zeigen, dass das Thema Krypto-Mining in Russland nicht nur eine Finanz- und Technologiefrage ist, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf Infrastruktur, öffentliche Sicherheit und Energiepolitik hat.
Die Strafen und Beschlagnahmungen von Anlagen wie jener in Buryatia spiegeln die Anstrengungen wider, illegale Praktiken zu unterbinden und den Energiemarkt zu stabilisieren. Während der Trend zu Kryptowährungen und Blockchain-Technologie weltweit weiter an Dynamik gewinnt, steht Russland vor der Aufgabe, eine ausgewogene und nachhaltige Gesetzgebung zu entwickeln. Diese muss einerseits Innovationen ermöglichen und Industrie fördern und andererseits die Interessen der Gesellschaft und der Energieversorgung schützen. Die Vorfälle in Buryatia machen deutlich, dass die Balance hier empfindlich ist. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entdeckung des mobilen Mining-Trucks in Buryatia ein warnendes Beispiel für die Herausforderungen beim Umgang mit illegalem Krypto-Mining ist.
Die Branche muss sowohl technologisch als auch regulatorisch erwachen, um Schäden auf lokaler und nationaler Ebene zu verhindern. Mit einer Kombination aus technischer Überwachung, Energiepolitik und digitaler Sicherheit versucht Russland, das Problem in den Griff zu bekommen – ein Balanceakt, der weitreichende Bedeutung für die Zukunft des Krypto-Minings in der Region hat.