Die Energiewirtschaft befindet sich in einer Phase erheblicher Volatilität und Umbrüche. Die Nachfrage nach traditionellen Energieträgern wie Rohöl wird durch geopolitische Ereignisse, neue Marktstrategien der Förderländer und den Einfluss einer nahtlos fortschreitenden Technologie getrieben. Innerhalb dieses dynamischen Umfelds steht Schlumberger Limited (NYSE: SLB) als einer der weltweit größten Anbieter von Dienstleistungen für die Öl- und Gasindustrie im Fokus vieler Investoren – insbesondere von Hedgefonds. Die Frage, ob Schlumberger derzeit die am stärksten unterbewertete Aktie im Energiesektor ist, gewinnt angesichts der aktuellen Marktgegebenheiten zunehmend an Relevanz. Die Bewertungen der Energiesparte insgesamt sind im Moment deutlich unter dem Durchschnitt des Gesamtmarktes angesiedelt.
Zum Beispiel zeigt sich per Ende Mai 2025, dass der Energiesektor eine Unterbewertung von etwa 13,1% im Vergleich zu 5,3% bei breiteren Indizes aufweist. Diese Differenz signalisiert erhebliche Kurschancen für diszipliniert agierende Anleger. Hauptgründe für die Schwäche am Energiemarkt sind die von Präsident Trump initiierten Zollmaßnahmen, die eine Verschärfung internationaler Handelskonflikte nach sich ziehen. Zolltarife belasten globale Lieferketten und hemmen das Wirtschaftswachstum, was sich in einer geringeren Rohstoffnachfrage niederschlägt und die Preise für Öl und Gas unter Druck setzt. Im April und Mai kam es zudem zu einem unerwarteten Preisverfall bei Rohöl.
Der wichtigste Referenzpreis, der West Texas Intermediate (WTI), fiel auf rund 56 US-Dollar pro Barrel, ein Niveau, das zuletzt während der Covid-19-Pandemie 2021 erreicht wurde. Dies stellt eine erhebliche Herausforderung für Unternehmen der Branche dar, die ihre Margen verteidigen müssen. Neben den konjunkturellen Einflüssen prägt auch die Strategie der OPEC+ den aktuellen Markt. Die Organisation überraschte Anfang Mai 2025 durch eine deutliche Anhebung der Förderquoten für Juni, nachdem bereits im Mai ein Produktionsanstieg erfolgt war. Saudi-Arabien scheint einen Niedrigpreis-Kurs zu verfolgen, der auf die Disziplinierung einiger Mitglieder zielt, wie beispielsweise Kasachstan oder den Irak, die ihre Fördermengen ausgeweitet hatten.
Zusätzlich könnte diese Politik auch als Signal an die US-Regierung gewertet werden, die wiederholt auf eine Erhöhung der Ölproduktion gedrängt hat, um die Benzinpreise für Verbraucher zu senken. Hedgefonds reagieren auf diese Entwicklungen mit einem marginalen Anstieg ihrer Short-Positionen im Energiesektor. Im März 2025 erhöhten sich die Leerverkaufsquoten von 2,52% auf 2,58%, was die vorsichtige Haltung gegenüber Öl- und Gasaktien unterstreicht. Trotz der düsteren Aussichten für den Rohölpreis eröffnen sich in anderen Teilsegmenten der Energiebranche vielversprechende Möglichkeiten. Ein starkes Wachstumspotenzial ist beispielsweise im Bereich der Energieversorgung für Rechenzentren zu erkennen, das durch den weltweiten KI-Boom maßgeblich vorangetrieben wird.
Laut der Internationalen Energieagentur dürfte die globale Stromnachfrage durch Datencenter bis zum Jahre 2030 um mehr als das Doppelte auf rund 945 Terawattstunden ansteigen – eine Menge, die in etwa dem heutigen Stromverbrauch Japans entspricht. Diese Entwicklung wirkt sich auch signifikant auf die US-amerikanischen Energiemärkte aus. Laut Bloomberg New Energy Finance (BNEF) wird der Anteil der Datencenter am US-Stromverbrauch von heute 3,5% auf etwa 8,6% bis zum Jahr 2035 anwachsen. Die bedeutenden Technologieunternehmen der Welt investieren Milliarden in den Ausbau von Rechenzentren sowie in deren Energieversorgung – ein Trend, der auch den nuklearen Energiesektor stärkt. Die Unterstützung für ein Dreifachwachstum der weltweiten Atomkraftkapazitäten bis 2050 wurde auf der CERAWeek-Konferenz deutlich, wo Technologiefirmen eine entsprechende Verpflichtung unterzeichneten.
Vor diesem Hintergrund positioniert sich Schlumberger nicht nur als klassischer Dienstleister für die Öl- und Gasförderung, sondern auch als aktiver Teilnehmer an der multiplen Energiewende. Die Diversifikation in verschiedene Technologien und energienahe Dienstleistungen könnte dem Unternehmen ermöglichen, sich als stabiler Akteur in einem volatilen Umfeld zu behaupten. Hedgefonds erkennen diese Chancen offenbar. Ihre steigenden Investitionen in SLB-Aktien signalisieren Vertrauen in die langfristige Erholung und Weiterentwicklung des Konzerns. Durch die aktuelle Unterbewertung bietet die Aktie ein attraktives Risiko-Rendite-Profil, insbesondere für Anleger, die eine Erholung der Ölpreise und strategische Erneuerungen im Unternehmen erwarten.
Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass Schlumberger Limited zwar stark von den gegenwärtigen Herausforderungen im Energiesektor betroffen ist, gleichzeitig aber durch technologische Innovationen und neue Marktsegmente Chancen wahrnimmt, die für eine attraktive Neubewertung sorgen könnten. Hedgefonds nutzen das Marktumfeld, um unterbewertete Werte wie SLB zu akquirieren, was die Aktie zur potenziell interessantesten Energieaktie für Kaufentscheidungen machen kann. Anleger, die sich mit einem langen Atem positionieren, finden in Schlumberger dank seiner globalen Präsenz, technischen Expertise und Expansion in wachstumsstarke Energiemärkte ein überzeugendes Investment. Angesichts der dynamischen und oft unvorhersehbaren Energiepolitik, der Rohstoffpreisvolatilität und des Wirtschaftsumfelds gilt jedoch auch weiterhin erhöhte Aufmerksamkeit und regelmäßige Analyse der makroökonomischen sowie branchenspezifischen Entwicklungen als essentiell für erfolgreiche Investitionen im Energiesektor.