VeriSign gehört seit Jahren zu den bevorzugten Investitionen von Warren Buffett, dem weltbekannten Investor und CEO von Berkshire Hathaway. Obwohl Buffett bekanntermaßen eher zurückhaltend im Technologie-Sektor agiert, überzeugt VeriSign durch eine ganz besondere Stellung im Internet-Ökosystem, was das Unternehmen zu einer Ausnahme in seinem Portfolio macht. Die kontinuierliche Akkumulation von VeriSign-Aktien seit 2012 und insbesondere die Zukäufe im letzten Quartal verdeutlichen, warum Buffett weiterhin Vertrauen in das Unternehmen setzt. VeriSign operiert in einem Bereich, der für den modernen digitalen Alltag unverzichtbar ist, jedoch selten im Rampenlicht steht. Das Unternehmen agiert hauptsächlich als Betreiber der DNS-Infrastruktur für die wichtigsten Domain-Endungen wie .
com und .net. Es verwaltet die zentrale Datenbank für sämtliche registrierte Domains in diesen TLDs (Top-Level-Domains) und stellt sicher, dass Internetadressen zuverlässig mit IP-Adressen verknüpft werden, was die Grundlage für eine schnelle und stabile Internetverbindung bildet. Besonders bemerkenswert ist, dass VeriSign nicht direkt Domains verkauft. Der Vertrieb der Domains erfolgt über Drittanbieter wie GoDaddy oder andere Registrar-Unternehmen.
VeriSign erhält für jede Registrierung sowie für jede Verlängerung einer .com- oder .net-Domain eine feste Gebühr, die durch eine langfristige Vereinbarung mit der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) abgesichert ist. Diese Vereinbarung sichert VeriSign de facto ein Monopol für die Verwaltung dieser wichtigen Domain-Endungen. Dieser geschäftliche Aufbau verleiht VeriSign enorme Vorteile.
Da das Unternehmen nicht aktiv um Endkunden werben oder diese akquirieren muss, entfallen Kosten für Marketing und Vertrieb. Die Hauptaufgaben bestehen darin, die technische Infrastruktur zu betreiben und zu warten, was die Kosten relativ konstant hält, auch wenn das Volumen der verwalteten Domains wächst. Diese Skaleneffekte führen zu hohen und stetig steigenden Bruttomargen, die den Gewinn des Unternehmens nachhaltig stärken. Die finanzielle Stärke von VeriSign zeigte sich besonders eindrucksvoll im ersten Quartal 2025. Trotz eines Marktrückgangs konnte das Unternehmen seine Umsätze um fast 5 Prozent auf 402,3 Millionen US-Dollar steigern.
Dabei verzeichnete VeriSign zwar einen Rückgang der Domainregistrierungen unter .com und .net um 1,5 Prozent auf 169,8 Millionen Domains, doch die Anzahl der Neuregistrierungen stieg auf 10,1 Millionen – eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Ein wesentlicher Treiber für den Umsatzanstieg war die Preiserhöhung, die VeriSign im September 2024 für .com-Domains um nahezu 7 Prozent auf 10,26 US-Dollar pro Jahr durchsetzte.
Die Vertragsbedingungen mit ICANN erlauben jährliche Preisanpassungen bis zu einer Höhe von 7 Prozent, allerdings nur in den letzten zwei Jahren eines sechsjährigen Vertragszyklus. Daraus folgt, dass für die kommenden Jahre zunächst keine weiteren Preiserhöhungen für .com-Domains vorgesehen sind. Interessanterweise gelten für .net-Domains andere Regelungen.
Hier kann VeriSign bis zu 10 Prozent jährliche Preissteigerungen vornehmen, ohne durch Pausen im Vertrag eingeschränkt zu sein. Die letzte Preiserhöhung für .net-Domains erfolgte im Februar 2024 auf 10,91 US-Dollar. Zwar wurden bisher keine neuen Preisanpassungen für .net angekündigt, doch das Unternehmen überprüft regelmäßig seine Preisstrategie mit dem Ziel, den Umsatz weiter zu optimieren.
Die Stabilität und das Potenzial von VeriSign werden auch im Kontext des volatilen Technologie- und Internetmarkts deutlich. Einerseits wächst der gesamte Markt für Internetdomains nicht mehr in riesigen Schritten und unterliegt saisonalen Schwankungen sowie allgemeiner Marktkorrekturen. Andererseits ist der Betrieb der Domain-Infrastruktur ein wesentlicher, nicht wegzudenkender Bestandteil des Internets. Diese Kombination sorgt für ein relativ krisensicheres Geschäftsmodell mit wiederkehrenden Einnahmen. Zusätzlich stärkt die Technologie und Infrastruktur von VeriSign die allgemeine Sicherheit und Zuverlässigkeit des Internets.
Das Unternehmen spielt eine Schlüsselrolle dabei, Cyberangriffe zu verhindern und eine stabile Nutzererfahrung zu garantieren. Für Unternehmen und Endanwender ist dies von unschätzbarem Wert, besonders in einer Zeit, in der die digitale Vernetzung ständig zunimmt. Für Investoren ist VeriSign vor allem wegen seiner hohen Gewinnmargen, dem vorhersehbaren Umsatzstrom und der Monopolstellung attraktiv. Die Back-End-Kosten wachsen nicht proportional zum Umsatz, was langfristig eine Gewinnsteigerung begünstigt. Zugleich bietet das Unternehmen über Preissteigerungen zusätzliche Möglichkeiten, den Ertrag zu steigern, ohne die Kundennachfrage maßgeblich zu gefährden.
Die Entwicklung der Aktienkurse von VeriSign zeigt, dass der Markt diese Vorzüge mit einem Kursanstieg von über 30 Prozent seit Jahresbeginn honoriert. Besonders in einem Umfeld, in dem viele Technologieaktien von starken Schwankungen betroffen sind, zeichnet sich VeriSign als relativ stabiles Investment aus. Warren Buffett und sein Investmentteam sehen in VeriSign somit nicht nur die Chance auf solide Renditen, sondern auch eine Absicherung gegen Volatilität. Das Unternehmen spiegelt die Prinzipien wider, die Buffett in seinen Investmententscheidungen bevorzugt: ein starkes, etabliertes Geschäftsmodell mit Wettbewerbsvorteilen, stabile Cashflows und die Fähigkeit, Preisanpassungen durchzusetzen. Abschließend lässt sich festhalten, dass VeriSign ein Paradebeispiel für ein erfolgreiches Technologieunternehmen ist, das nicht mit spektakulären Innovationen, sondern mit Zuverlässigkeit, Monopolstellung und Nachhaltigkeit überzeugt.
Diese Eigenschaften machen es zu einem Dauerbrenner im Depot von investitionsorientierten Anlegern und zu einem besonderen Juwel im Portfolio von Warren Buffett.