Die Kryptowelt erlebt derzeit eine der dramatischsten und umfangreichsten Insolvenzsituationen ihrer Geschichte. Der einstige Krypto-Riese FTX befindet sich im Insolvenzverfahren und versucht mit allen Mitteln, Vermögenswerte zurückzuerlangen, um seine Gläubiger zu befriedigen. In diesem Kontext hat FTX kürzlich Klagen gegen zwei bedeutende Akteure im NFT- und Blockchain-Gaming-Bereich eingereicht: die NFT-Marktplatz-Plattform NFT Stars und die Firma Kurosemi, die unter dem Projektnamen Delysium bekannt ist. Diese rechtlichen Anstrengungen spiegeln die Herausforderungen wider, die bei der Rückforderung digitaler Vermögenswerte in der komplexen Welt der nicht-fungiblen Token (NFTs) und Blockchain-Spiele entstehen können. Der Hintergrund der Klagen ist eng mit den Zahlungen verknüpft, die FTX beziehungsweise seine Tochtergesellschaft Alameda Research getätigt hatten, um bestimmte Token zu erwerben.
Alameda Research zahlte rund eine Million US-Dollar für 75 Millionen AGI-Token von Kurosemi. Die Token sollten ursprünglich im April 2023 ausgegeben werden, wobei ein Vesting-Zeitplan vorgesehen war, der nach zwölf Monaten ein erstes Unlocking von 20 Prozent vorsah. Aufgrund von FTXs Insolvenz im November 2022 wurde der Zeitplan jedoch ausgedehnt, schließlich komplett gestoppt und die Auslieferung der Token steht nun im Mittelpunkt der Klage. Parallel dazu verklagt FTX auch NFT Stars. Im November 2021 wurden Zahlungen über rund 325.
000 US-Dollar getätigt, um 1,35 Millionen SENATE-Token und 135 Millionen SIDUS-Token zu erwerben. Nach der teilweisen Auslieferung wurde die Lieferung ausgesetzt, wobei noch 831.000 SENATE-Token und 83 Millionen SIDUS-Token ausstanden. FTX wirft NFT Stars vor, diese nicht vollständig ausgeliefert zu haben, obwohl der Zahlungsbetrag bereits beglichen wurde. Diese beiden Klagen wurden am 28.
April 2025 beim Konkursgericht in Delaware eingereicht. FTX gibt an, dass es zuvor zahlreiche Versuche unternommen habe, mit NFT Stars und Delysium die Angelegenheit außergerichtlich zu klären – ohne Erfolg. Die Situation verdeutlicht nicht nur das Spannungsfeld zwischen liquidierenden Krypto-Unternehmen und Token-Emittenten, sondern zeigt auch, wie langwierig und kompliziert die Rückforderung von digitalen Assets in der aktuellen Rechtslandschaft sein kann. Besonders brisant sind die Wertentwicklungen der betroffenen Token. So erreichten die AGI-Tokens von Delysium im Mai 2024 einen Höchststand von 0,672 US-Dollar, verloren anschließend jedoch 90 Prozent ihres Wertes und werden derzeit bei rund 0,067 US-Dollar gehandelt.
Noch dramatischer fiel die Wertentwicklung der SENATE- und SIDUS-Token aus. Während SENATE im Januar 2022 ein Hoch von 5,85 US-Dollar verzeichnete, verlor er seitdem 99 Prozent seines Wertes. Sidus erreichte zu diesem Zeitpunkt ebenfalls 0,19 US-Dollar, ist heute jedoch ebenfalls fast wertlos. Für FTX ist vor allem von Bedeutung, dass die verspätete oder ausbleibende Lieferung der Token nicht nur den direkten Verlust darstellt, sondern auch entgangene Gewinne, da die Token bei rechtzeitiger Übergabe hätten gewinnbringend verkauft werden können. Aus diesem Grund fordert das Stellen die Rückgabe der Token sowie Schadensersatz.
Die NFT- und Blockchain-Gaming-Branche ist durch diese Rechtsstreitigkeiten erheblich betroffen. Viele Marktteilnehmer beobachten gespannt, wie sich die Verfahren entwickeln werden, da sie wichtige Präzedenzfälle schaffen könnten, wie insolvente Kryptowährungsunternehmen ihre Ansprüche gegenüber anderen Krypto-Projekten durchsetzen können. Zudem werfen die Klagen Fragen nach der Transparenz, der Vertrauenswürdigkeit und der regulatorischen Einordnung von NFTs auf, die in den letzten Jahren zwar massiv an Popularität gewonnen haben, aber weiterhin mit Herausforderungen im Hinblick auf Rechtsdurchsetzung und Marktsicherheit kämpfen. Die Bekanntgabe dieser Klagen folgt auf mehrere bereits eingeleitete Verfahren durch FTX im Rahmen seiner Insolvenzverwaltung. Dabei wurde nicht nur versucht, ausstehende Token zurückzufordern, sondern auch Investitionen und Sponsoring-Ausgaben zurückzuholen.
Ein bekanntes Beispiel ist die Klage gegen SkyBridge Capital und dessen Gründer Anthony Scaramucci, mit der FTX versucht, Geld zurückzuerhalten, das für Investment-Deals und Sponsoring unter dem ehemaligen FTX-CEO Sam Bankman-Fried ausgegeben wurde. Ebenso wurde der bekannte Kryptobörse Binance eine Klage über eine Rückzahlung von Krypto-Vermögenswerten in Höhe von 1,76 Milliarden US-Dollar zugestellt, die Anfang Juli 2021 im Zuge eines Rückkaufvertrags übertragen wurden. Diese rechtlichen Maßnahmen sind Teil eines groß angelegten Versuchs, die Verluste aus der Insolvenz von FTX zu minimieren und die Mittel für Gläubiger zu maximieren. Allerdings zeigen sie auch die Komplexität von Insolvenzfällen im Kryptobereich, die durch die dezentralisierte Natur von digitalen Assets, die Vielzahl international agierender Akteure und die noch junge, teilweise unklare Rechtslage immens kompliziert sind. Die Reaktionen von NFT Stars und Delysium auf die Klagen stehen bisher aus.
Offenbar wünschen beide Seiten keine sofortige öffentliche Stellungnahme, was die weitere Entwicklung schwieriger prognostizieren lässt. Dennoch ist klar, dass die Verhandlungen und Gerichtsverfahren sowohl für die betroffenen Unternehmen als auch für den gesamten NFT- und Blockchain-Gaming-Sektor von großer Bedeutung sind. Die Innovationskraft in der Blockchain-Industrie führt dazu, dass sich ständig neue Geschäftsmodelle und Finanzierungswege ergeben, zu denen auch tokenbasierte Angebote und digitale Sammlerstücke gehören. Mit der zunehmenden Verbreitung steigen allerdings auch die Herausforderungen rund um Rechtssicherheit, Compliance und Finanzstabilität. Der FTX-Fall zeigt exemplarisch, wie mangelnde Mechanismen zur Absicherung und klaren Vertragsgestaltung bei Token-Ausgaben zu erheblichen Schwierigkeiten für Investoren und Partner führen können.
Zusätzlich schärft die Klage von FTX den Blick auf das Thema Risikomanagement in der Kryptobranche. Für viele Investoren stellt sich die Frage, wie sicher ihre Einlagen aktuell sind und welche rechtlichen Möglichkeiten sie haben, wenn Projekte an denen sie beteiligt sind, zahlungsunfähig werden oder Insolvenz anmelden müssen. Letztendlich ist der Fall FTX auch ein Weckruf für Regulierungsbehörden weltweit, die sich angesichts der zunehmenden Bedeutung von digitalen Tokens und der Verflechtungen im Bereich der Dezentralisierung intensiver mit rechtlichen Rahmenbedingungen auseinandersetzen müssen. Die Forderungen von FTX, nicht nur die ausgelieferten Token, sondern auch Schadensersatz für entgangene Gewinne einzufordern, könnten zu weiteren Diskussionen über die Haftungsfragen bei digitalen Assets führen. Der Rechtsstreit um die zurückbehaltenen Token bei NFT Stars und Kurosemi ist daher nicht nur ein isolierter Fall, sondern Teil eines übergreifenden Prozesses, in dem das Krypto-Ökosystem reift und sich an neue Realitäten anpasst.
Für Marktteilnehmer, Investoren und Beobachter ist es daher essenziell, diese Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen, denn sie werden maßgeblich Einfluss darauf haben, wie Token-Transaktionen in Zukunft rechtlich abgesichert und wirtschaftlich gestaltet werden können. Die kommenden Monate könnten entscheidend sein, um zu klären, ob und wie insolvente Krypto-Börsen wie FTX ihre Forderungen aus Token-Ausgaben durchsetzen können und welche Lehren daraus für die gesamte Blockchain-Community gezogen werden. Die Rechtssicherheit und die Handhabung von NFT- und Token-Ansprüchen werden somit zu einer Schlüsselfrage für das weitere Wachstum und die Stabilität des Krypto-Marktes in den nächsten Jahren.