Die Vereinigten Staaten sehen sich laut dem angesehenen Ökonomen Stephen Roach am Ende des Jahres 2021 einem möglichen Dollar-Crash gegenüber. In einem kürzlichen Interview mit CNBC äußerte Roach seine alarmierenden Prognosen und informierte die Öffentlichkeit über die gravierenden wirtschaftlichen Herausforderungen, die das Land möglicherweise in naher Zukunft bewältigen muss. Mit einer Wahrscheinlichkeit von über 50 Prozent sieht er auch die Möglichkeit einer Doppelrezession, die den ohnehin fragilen wirtschaftlichen Rückgewinnungsprozess erheblich beeinträchtigen könnte. Roach, der einst Vorsitzender von Morgan Stanley Asia war, hat sich intensiv mit den wirtschaftlichen Indikatoren der USA auseinandergesetzt. Er verweist auf die historische Datenlage, die helle Warnsignale sendet.
In acht der letzten elf Geschäftszyklen erlebten die USA ein kurzfristiges wirtschaftliches Aufleben, gefolgt von einem Rückgang des Wachstums. Diese Beobachtung verdeutlicht, dass die wirtschaftliche Erholung nicht nur fragil ist, sondern auch oft ein vorübergehendes Phänomen darstellt. Ein zentraler Punkt in Roachs Argumentation ist das besorgniserregende Niveau des Leistungsbilanzdefizits der USA, das er als den umfassendsten Maßstab für die internationalen Ungleichgewichte des Landes bezeichnet. Der Ökonom berichtete von einer historischen Verschlechterung dieses Defizits im zweiten Quartal des Jahres, was auf eine besorgniserregende Abhängigkeit von ausländischen Investitionen und Kreditaufnahmen hindeutet. Diese Abhängigkeit könnte weitreichende Folgen für den Wert des US-Dollars haben, der sich historisch oft im Spannungsfeld von Angebot und Nachfrage bewegt.
Roach prognostizierte bereits im Juni dieses Jahres einen erheblichen Rückgang des Dollar-Index, der damals bei etwa 96 Punkten stand. Er warnte, dass der Dollar möglicherweise um 35 Prozent gegenüber anderen wichtigen Währungen innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre fallen könnte. Diese Vorhersage ist besonders alarmierend, weil sie das Vertrauen in die Stabilität einer Währung destabilisieren könnte, die traditionell als sicherer Hafen gilt. Für viele Investoren könnte ein schwacher Dollar auch die Aussicht auf Inflation steigern, was zu weiteren wirtschaftlichen Turbulenzen führen könnte. Die Kritiker könnten argumentieren, dass solche Vorhersagen übertrieben oder sogar unbegründet sind.
Allerdings versucht Roach, seine Einschätzungen auf die gegenwärtigen Marktbedingungen zu stützen, die von Unsicherheit und Instabilität geprägt sind. Insbesondere die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Wirtschaft, die Beeinträchtigung der Verbraucherausgaben und die erhöhte Arbeitslosigkeit verstärken die bereits bestehenden Ängste vor einem wirtschaftlichen Rückschlag. Er hebt hervor, dass die Ersparnisse der Haushalte in einem alarmierenden Verhältnis zur Gesamtschuldenlast stehen. Der sogenannte „Netto-Nationalersparnis“-Satz, der die Ersparnisse von Einzelpersonen, Unternehmen und dem Staat zusammenfasst, hat einen Rekordrückgang verzeichnet und ist erstmals seit der globalen Finanzkrise wieder negativ. Solche Dynamiken schaffen ein Risiko, das häufig in Zeiten wirtschaftlicher Instabilität zu einem Schwächeanfall der Währung führt.
Roach macht auch die Politiker dafür verantwortlich, dass sie nicht ausreichend auf die realen wirtschaftlichen Herausforderungen reagieren, denen die Nation gegenübersteht. Stattdessen scheinen vielfach relativ optimistische Berichte über die Marktbedingungen verbreitet zu werden, die nicht das tatsächliche Bild der Krise widerspiegeln. Der Ökonom mahnt, dass die gegenwärtige Situation nicht mit der Vergangenheit vergleichbar ist, und warnt davor, dass die Märkte oft zu euphorisch auf positive Nachrichten reagieren. Dies könnte eine gefährliche Illusion erzeugen und letztlich nicht den notwendigen Veränderungen Vorschub leisten, die für eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung erforderlich sind. Die Unsicherheit wird weiter geschürt durch neue COVID-19-Infektionszahlen und steigende Sterberaten, die in Kombination mit den jahreszeitlichen Einflüssen wie der Grippezeit eine zweite Welle von wirtschaftlichen Herausforderungen herbeiführen könnten.
Roach betont die Notwendigkeit, diese Faktoren in die Risikobewertung einzubeziehen. Die Aussicht auf eine mögliche weitere Infektionswelle könnte nicht nur die öffentliche Gesundheit belasten, sondern auch weitere staatliche Eindämmungsmaßnahmen nach sich ziehen, die die Wirtschaft zusätzlich unter Druck setzen. Die Theorie von Roach ist für viele Investoren eine Mahnung, sich nicht in falscher Sicherheit zu wiegen. Wenn der Dollar tatsächlich in den kommenden Monaten schwach bleibt oder sogar abstürzt, könnte dies weitreichende Folgen für die Weltwirtschaft haben. Länder, die eng mit den USA verbunden sind, können ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden, da wachsende Unsicherheiten und eine instabile Währung den internationalen Handelsfluss behindern könnten.
Kritiker der zentralen Bankenpolitik argumentieren, dass die expansiven Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise auch langfristige negative Auswirkungen haben können, einschließlich eines möglichen Anstiegs der Inflation. Ein schwacher Dollar könnte auch zu höheren Importpreisen führen, was wiederum die Inflation ankurbeln könnte. Diese Kombination könnte die Kaufkraft der Verbraucher weiter verringern und die ohnehin verletzliche Wirtschaft zusätzlich belasten. Die Warnungen von Stephen Roach sollten ernst genommen werden, denn sie basieren auf einer umfassenden Analyse der gegenwärtigen Wirtschaftslage. Der bemerkenswerte Anstieg der Nationalverschuldung und das Versäumnis, eine nachhaltige wirtschaftliche Grundlage zu schaffen, könnten die USA in eine bedrohliche Situation führen, die nicht nur den Dollar, sondern auch die globale wirtschaftliche Stabilität gefährdet.
In einer Zeit, in der die Weltwirtschaft mehr Stabilität denn je benötigt, könnten die bevorstehenden Herausforderungen für die USA zu einem entscheidenden Wendepunkt werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Worte von Stephen Roach sowohl als Warnung als auch als Aufruf zur Besinnung auf die aktuellen wirtschaftlichen Risiken gesehen werden sollten. Ein möglicher Dollar-Crash und die Aussicht auf eine Doppelrezession sollten die Politik zwingend dazu bewegen, auf realistische Lösungen zu setzen, um die zukünftige Stabilität der Wirtschaft zu gewährleisten. Zu hoffen bleibt, dass die Entscheidungsträger in Washington und darüber hinaus schnell und weitsichtig handelt, um das drohende Unheil abzuwenden.