Schwebende Tangwälder sind marine Ökosysteme von enormer Bedeutung, die weltweit viele Küstenzonen prägen. Trotz ihrer Rolle als produktive Lebensräume und Biodiversitätshotspots fehlt ihnen bislang ein ausreichender Schutz, insbesondere angesichts der zunehmenden Bedrohungen durch den Klimawandel und marine Hitzeextreme. Diese Wälder bestehen vor allem aus großen kelp-ähnlichen Seealgen, die an felsigen Küsten schwimmende Blätter oder Kanos bilden und so ein dichtes Blätterdach an der Wasseroberfläche erzeugen. Sie sind Heimat für zahlreiche Fisch- und Meerestierarten und leisten essenzielle ökologische Funktionen, die von der Kohlenstoffbindung bis zum Küstenschutz reichen. Die Bedeutung schwebender Tangwälder wird oft unterschätzt, obwohl sie vergleichbar produktiv sind wie tropische Regenwälder.
Sie dominieren mehr als 30 Prozent der felsigen Meeresböden und tragen maßgeblich zum ökologischen Gleichgewicht bei. Ihre Blätter bieten Schutz und Nahrung für hunderte, teilweise sogar tausende von Arten. Ökonomisch sind sie ebenfalls von Bedeutung, denn sie unterstützen Fischereien und den Tourismus sowie das kulturelle Erbe vieler Küstengemeinden. In den letzten Jahren ist jedoch deutlich geworden, dass schwebende Tangwälder zunehmend durch verschiedene Belastungen bedroht sind. Marine Hitzewellen sind eine der größten Bedrohungen.
Diese Ereignisse zeichnen sich durch mehrere Tage oder Wochen überdurchschnittlich hoher Meerestemperaturen aus, die die physiologischen Grenzen der Tangarten oft überschreiten und zu großflächigen Verlusten führen können. Studien zeigen eine dramatische Zunahme der Intensität und Häufigkeit dieser Hitzeperioden in den letzten Jahrzehnten – und die Prognosen sind alarmierend. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts könnten schwebende Tangwälder einer sechs- bis sechzehnfach höheren Belastung durch marine Hitzewellen ausgesetzt sein verglichen mit der heutigen Situation. Dabei wirken die Hitzewellen nicht isoliert. Verschmutzung, Überfischung und Überweidung durch Seeigel verschärfen die Auswirkungen.
Ein bekanntes Beispiel ist die Region um Nordkalifornien, wo durch die Kombination von Hitzewellen und massiver Überweidung durch Seeigel über 90 Prozent der Tangwälder verloren gegangen sind. Solche Kipp-Punkte können ganze Ökosysteme umwandeln, was negative Folgen für die Biodiversität und die Fischerei nach sich zieht. Angesichts dieser Bedrohungen ist der Schutz der schwebenden Tangwälder von größter Bedeutung. Marine Schutzgebiete (Marine Protected Areas, MPAs) gelten als wichtiges Instrument zur Erhaltung und Wiederherstellung mariner Ökosysteme. Doch weltweit sind weniger als 3 Prozent der schwebenden Tangwälder in hochgradig geschützten MPAs, den sogenannten No-Take-Zonen, die fischerei- und entnahmelos sind und somit den effektivsten Schutz bieten.
Viele dieser Schutzgebiete befinden sich auf abgelegenen Inseln des Südozeans, die relativ wenig direkt von Hitze und menschlichen Einflüssen betroffen sind. Auf dem Festland und in den stärker gefährdeten Regionen sind der Schutz und die Wirksamkeit der MPAs jedoch oft minimal. Der unzureichende Schutz der Tangwälder, gerade in den am stärksten von marine Hitzewellen bedrohten Ecoregionen, bedeutet, dass ihre Überlebensfähigkeit ernsthaft gefährdet ist. Gleichzeitig zeigen Untersuchungen, dass gut strukturierte und effektiv verwaltete MPAs die Resilienz von Kelpwäldern gegenüber Hitzeperioden erhöhen können. Dies geschieht vor allem durch den Schutz von Räubern, die Seeigelpopulationen kontrollieren und somit Überweidung verhindern.
Der Erhalt der Nahrungsnetzstruktur trägt somit zur Stabilität der Ökosysteme bei und ermöglicht eine schnellere Erholung nach extremen Ereignissen. Die Geografie dieser Wälder ist dabei sehr vielfältig. Schwebende Tangwälder finden sich vor allem in mittleren Breitengraden der Pazifik-, Atlantik- und Indischen Ozeane und sind von Peru bis Alaska sowie südlich bis Patagonien verbreitet. Einige südliche Hemisphärengebiete könnten als Klima-Refugien dienen, da sie heute und in Zukunft geringeren Hitzebelastungen ausgesetzt sind, was ihnen eine wichtige Rolle beim Erhalt der globalen Kelpvielfalt zukommen lässt. Insbesondere die Gebiete um die Falklandinseln und die Fjorde Südchiles beherbergen große Flächen dieser Wälder, sind jedoch bisher kaum geschützt.
Langfristige Prognosen zeigen, dass ohne wirksame Klimaschutzmaßnahmen und Anpassungsstrategien viele schwebende Tangwälder massive Verluste erleiden könnten. Dies hätte nicht nur ökologische, sondern auch sozioökonomische Konsequenzen, da lokale Gemeinschaften auf Fischerei und andere Ressourcen angewiesen sind. Gleichzeitig birgt der Schutz und die Wiederherstellung von Kelpwäldern eine Chance, Kohlenstoff zu binden und so zum Klimaschutz beizutragen. Innovative Technologien, insbesondere Satellitenfernerkundung, haben die Kartierung und Überwachung dieser Wälder ermöglicht. Durch die Erkennung der oberflächigen Blätter von großen Kelps kann ein globales Bild ihrer Verteilung erstellt werden, das die Grundlage für Schutzungsmaßnahmen und politische Entscheidungen bildet.
Diese Technologie ermöglicht zudem die Erkennung von Veränderungen über Jahrzehnte und die Abschätzung von Schutzlücken. Neben dem Ausbau von Schutzgebieten sind weitere Klimaanpassungsstrategien erforderlich. Dazu gehören die Identifikation und Sicherung von Klima-Refugien, Wiederherstellungsprojekte an degradieren Standorten, der Schutz genetisch widerstandsfähiger Populationen sowie die Reduzierung weiterer Stressfaktoren wie Wasserverschmutzung. Nur durch ein integriertes Management kann die Widerstandsfähigkeit und langfristige Persistenz der Tangwälder gewährleistet werden. Es ist außerdem essentiell, den Schutz von Tangwäldern in politische Strategien zu integrieren.
Internationale Ziele wie das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) rufen zu einem Schutz von 30 Prozent der Meeresflächen bis 2030 auf. Dabei müssen schwebende Tangwälder explizit als bedeutendes Habitat anerkannt und als Fokus in nationalen Schutzkonzepten verankert werden. Besonders wichtig ist eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit, da viele dieser Ecoregionen von mehreren Ländern geteilt werden. Zusammengefasst stehen schwebende Tangwälder vor ernsten Herausforderungen. Die rapide Zunahme mariner Hitzewellen in Verbindung mit einem überwiegend unzureichenden Schutz erschweren den Erhalt dieser Ökosysteme.
Ihre immense ökologische und ökonomische Bedeutung macht es jedoch notwendig, ihre Schutzgebiete maßgeblich auszubauen und adaptive Maßnahmen umzusetzen. Wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Fortschritte bieten die Grundlage für kluge Schutzstrategien, die zur Sicherung dieser marinen Wälder und ihrer vielfältigen Funktionen beitragen können. Der Erhalt der schwebenden Tangwälder ist somit ein zentraler Baustein im Kampf gegen die Biodiversitätskrise und die Folgen des Klimawandels.