In der Welt der Buchmessen und Autoren-Events ist es leider nicht immer glamourös, wie es scheint. Das A Million Lives Book Festival, das Anfang Mai 2025 in Baltimore stattfand, wird mittlerweile als das Fyre Festival der Buchwelt bezeichnet – eine Anspielung auf das berüchtigte Musik-Event, das 2017 durch katastrophale Organisation und Täuschung in die Geschichte einging. Doch wie genau kam es zu dieser vernichtenden Einschätzung? Welche Fehler wurden gemacht und welchen Schaden erlitten Autoren und Besucher? Die Geschichte des Festivals ist ernüchternd und ein warnendes Beispiel für Veranstaltungsmanagement in der Indie-Autoren-Szene. Ursprünglich als romantasy BookTok Convention angekündigt, versprach das A Million Lives Book Festival ein umfassendes Erlebnis für Indie-Autoren und ihre Fans. Die Besucher sollten in einem fantasievollen Rahmen auf ihre Lieblingsautoren treffen, an Panels teilnehmen, an Cosplay-Events teilnehmen und einen prunkvollen Fantasy-Ball genießen können – letzterer war nur für diejenigen zugänglich, die ein VIP-Ticket für stolze 250 US-Dollar erwarben.
Die Erwartungen waren hoch. Der Veranstaltungsort im Baltimore Convention Center sollte mit einem Vendor-Hall, einer Content-Erstellungs-Ecke und unterschiedlichsten Aktivitäten aufwarten, um eine lebendige und einladende Atmosphäre zu schaffen. Doch die Realität, die auf das zahlende Publikum und die Autoren wartete, war erschreckend anders. Zahlreiche Autoren und Besucher berichteten auf sozialen Medien wie TikTok von einem leeren, grauen Hallenraum, in dem keine Dekorationen, keine DJ-Attraktionen und selbst keine Stühle für Panels vorhanden waren. Stattdessen saßen einige Teilnehmer auf dem Boden, was das Desaster und das Ausmaß der schlechten Organisation unterstrich.
Die versprochenen Elemente des Festivals waren entweder mangelhaft umgesetzt oder schlichtweg nicht vorhanden, etwa fehlende Gästebadges, verspätete Beginnzeiten für Panels und ausbleibende Willkommensgeschenke. Die finanziellen Verluste für unabhängige Autoren, die normalerweise die Kosten für solche Events aus eigener Tasche vorstrecken, sind enorm. Viele berichteten von Verlusten in Höhe von mehreren tausend US-Dollar, nachdem sie Bücher, Merchandise und persönliche Anreise bezahlt hatten. Die Hoffnung, bei solchen Events durch Buchverkäufe die Ausgaben wieder einzuspielen, wurde bitter enttäuscht. Nur wenige Besucher fanden den Weg zur Vendor-Hall, deren Besucherzahlen am ersten Tag bei rund 30 und insgesamt auf etwa 80 geschätzt wurden – eine Anzahl, die bei weitem nicht dem verteilen von 500 erwarteten Eintrittskarten entsprach.
Die Enttäuschung erreichte ihren Höhepunkt beim Fantasy-Ball. Dieser sollte als der glänzende Abschluss des Festivals fungieren, war jedoch ein grauer, kahler Raum, der mit einigen verteilten Rosenblättern, einem kleinen Tisch mit Desserts und einer Bluetooth-Lautsprecherbox kaum dem Preis gerecht wurde. Besucher, die in aufwendigen Kostümen angereist waren, standen statt einer märchenhaften Kulisse in einem trist wirkenden Saal. Die bittere Erfahrung vieler, die sogar von weit her angereist waren, wurde in zahlreichen TikTok-Videos festgehalten und verdeutlichte die Diskrepanz zwischen Vermarktung und Wirklichkeit. Die Veranstalterin Grace Willows von Archer Management übernahm zwar die Verantwortung und bot über soziale Kanäle Entschuldigungen an.
Rückerstattungen sollten für alle betroffenen Teilnehmer sowohl Besucher als auch Autoren und Anbieter erfolgen. Zudem kündigte das Unternehmen an, sämtliche zukünftigen Events abzusagen und ebenfalls zu erstatten. Dennoch zeigt dies die dramatischen Auswirkungen von schlechtem Eventmanagement und mangelnder Transparenz. Die Enttäuschung der Community war und ist tiefgehend, wobei vor allem Indie-Autoren die finanziellen Risiken kritisch betrachten. Das schlechte Abschneiden des Festivals zeigte, wie anfällig Veranstaltungen in der aufstrebenden, aber oft finanziell instabilen romantasy-Subkultur sind.
Autoren investieren nicht nur Geld, sondern auch Zeit und emotionale Energie in solche Präsenz-Events, in der Hoffnung, ihre Werke zu promoten, Netzwerke aufzubauen und eine loyale Leserschaft zu erreichen. Ein derartiger Flop trifft daher nicht nur den Umsatz, sondern auch ihre Glaubwürdigkeit und das Vertrauen ihrer Fans. Das A Million Lives Book Festival ist ein abschreckendes Beispiel dafür, wie ein mangelhaft organisiertes Event selbst in einer boomenden Nische katastrophale Folgen zeitigen kann. Es verdeutlicht die Bedeutung von realistischer Planung, professionellem Management und ehrlicher Kommunikation mit allen Beteiligten. Das Vertrauen der Leserschaft und der Autoren, die das Rückgrat der Indie-Szenen bilden, ist fragil und umso wichtiger für die Nachhaltigkeit solcher Veranstaltungen.
Aus der Katastrophe erwachsen dennoch auch positive Aspekte. Autoren haben sich nach dem Festival zusammengeschlossen, um sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam die kreativ-künstlerische Gemeinschaft zu stärken – eine Art Trotzreaktion gegen das Festival-Fiasko. Die Hoffnung bleibt, dass in Zukunft solche Events besser vorbereitet werden können, um den gehobenen Erwartungen der Teilnehmer gerecht zu werden und Investitionen nicht in Frustration und finanziellen Verlust zu verwandeln. Zusammenfassend zeigt das A Million Lives Book Festival, dass das Versprechen eines glänzenden Fantasy-Events in der Realität schnell zur Enttäuschung werden kann, wenn Planung und Organisation vernachlässigt werden. Der Vergleich mit dem Fyre Festival ist daher kein Wunder, denn beide Events teilen das Schicksal, ihre Versprechungen nicht einlösen zu können und eine Welle von Kritik und Vertrauensverlust in ihrer jeweiligen Branche auszulösen.
Für die Buchwelt und insbesondere die Indie-Autoren-Community ist dies eine wichtige Mahnung, zukünftig sorgfältiger beim Organisieren und Teilnehmen von Veranstaltungen vorzugehen.