Microsoft hat einen bedeutenden Schritt in Richtung sicherer, benutzerfreundlicher Authentifizierung gemacht, indem das Unternehmen beschlossen hat, alle neuen Microsoft-Konten standardmäßig passwortlos einzurichten. Mit dieser Veränderung reagiert Microsoft auf die anhaltenden Bedrohungen durch Passwortattacken wie Phishing, Brute-Force-Methoden und Credential Stuffing. Diese Angriffsmethoden machen traditionelle Passwörter zu einer immer unsichereren Schutzschicht, weshalb Microsoft die zukünftige Kontosicherheit auf fortschrittliche Technologien verlagert. Die Umstellung in der Nutzererfahrung beim Anmelden und Erstellen von Konten ist bereits seit März für Web- und mobile Anwendungen in Arbeit. Die neuen workflows sind speziell für passwortlose und passkey-first Authentifizierung optimiert.
Damit erhalten Nutzer beim Anlegen eines neuen Kontos die Möglichkeit, sich komplett ohne Passwort einzurichten, was den Onboarding-Prozess einfacher und sicherer gestaltet. Laut Microsofts Präsidentin für Identity & Network Access, Joy Chik, und Vasu Jakkal, Corporate Vice President für Microsoft Security, bedeutet die Standardpasswortlosigkeit, dass zukünftige Nutzer niemals ein Passwort einrichten oder verwenden müssen. Stattdessen setzen sie auf mehrere moderne Optionen, zwischen denen die beste Methode für jedes Konto automatisch ausgewählt wird. Hierbei handelt es sich in vielen Fällen um Passkeys, die als sicherere Alternative zum Passwort gelten. Passkeys basieren auf modernen Verfahren wie der biometrischen Authentifizierung – durch Fingerabdruck, Gesichtserkennung oder andere sichere Mechanismen.
Nach der ersten Anmeldung werden die Nutzer aufgefordert, einen Passkey zu erstellen. Beim nächsten Login erfolgt die Anmeldung dann ausschließlich über diesen Passkey, was das Risiko, Opfer von Phishing zu werden, drastisch senkt. Diese Vorgehensweise macht das klassische Passwort zunehmend überflüssig. Microsofts Entscheidung folgt einem langfristigen Trend, der auch von großen Organisationen wie der FIDO Alliance unterstützt wird. Diese Allianz besteht seit über einem Jahrzehnt und fördert offene Standards zur passwortlosen Authentifizierung.
Mehr als 15 Milliarden Nutzerkonten weltweit wenden bereits Passkeys als bevorzugte Anmeldemethode an, was die Umstellung auf eine per Passwort geschützte Authentifizierung zunehmend obsolet macht. Im letzten Jahr hat Microsoft bereits die Unterstützung für Passkey-Authentifizierung in persönlichen Konten eingeführt und einen integrierten Passkey-Manager für Windows Hello entwickelt. Diese Funktionen sind Teil des Windows 11 22H2 Updates und bieten eine nahtlose Verwaltung von Passkeys im Betriebssystem. Außerdem testet Microsoft aktuell Erweiterungen der WebAuthn API, um Drittanbieter-Passkey-Dienste besser in Windows 11 zu integrieren. Dieses Vorgehen soll die Sicherheit weiter erhöhen und gleichzeitig die Benutzerfreundlichkeit verbessern, indem Nutzer auf verschiedene Anbieter zugreifen können, ohne auf native Sicherheit verzichten zu müssen.
Diese Initiative bedeutet einen bedeutenden Fortschritt in der Cybersecurity-Welt und bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Die Eliminierung von Passwörtern schützt nicht nur besser vor klassischen Angriffsmethoden, sondern reduziert auch den Verwaltungsaufwand für Nutzer und Unternehmen. Die Wahrscheinlichkeit von Datenlecks durch schwache oder wiederverwendete Passwörter sinkt erheblich. Darüber hinaus ermöglicht die passwortlose Authentifizierung einen schnelleren und intuitiveren Anmeldeprozess. Die Nutzer müssen sich keine komplexen Zeichenfolgen merken oder Passwörter regelmäßig ändern.
Die Anmeldung erfolgt durch einfache biometrische Erkennung oder durch sichere, auf kryptografischen Verfahren basierende Passkeys, die zudem lokal auf dem Gerät gespeichert werden und nicht zentral auf Servern liegen. Allerdings führt die Abschaffung von Passwörtern auch zu einigen Diskussionen über Datenschutz und rechtliche Implikationen. Einige Kritiker weisen darauf hin, dass biometrische Daten nicht denselben verfassungsrechtlichen Schutz bieten wie Passwörter, da sie potenziell mit gerichtlichen Anordnungen zur Entsperrung von Geräten verwendet werden können. Dies wirft Fragen zur Privatsphäre auf, besonders in Ländern mit umfangreicher Überwachungsinfrastruktur. Zudem sind noch nicht alle Geräte und Umgebungen mit biometrischen Sensoren oder anderen passwortlosen Mechanismen kompatibel.
Dies stellt eine Herausforderung für die vollständige Ablösung von Passwörtern dar und verlangt weiterhin alternative Zugangswege für bestimmte Nutzergruppen. Insgesamt jedoch markiert Microsofts Schritt hin zu standardmäßig passwortlosen Konten einen wichtigen Entwicklungsschritt in der digitalen Sicherheit. Für Privatnutzer bedeutet dies mehr Komfort und verbesserte Sicherheit. Unternehmen profitieren durch niedrigere Sicherheitsrisiken und eine vereinfachte Nutzerverwaltung erheblich. Damit Nutzer die Vorteile der passwortlosen Anmeldung voll ausschöpfen können, empfiehlt es sich, aktuelle Betriebssysteme und authentifizierende Hardware zu verwenden, etwa Fingerabdruckscanner oder Kameras für die Gesichtserkennung.
Ebenso fördert Microsoft die Nutzung von Authenticator-Apps und die Verknüpfung mit weiteren Anmeldeoptionen wie Sicherheitsschlüsseln. Die Zukunft der digitalen Identität wird zunehmend durch solche passwortlosen Technologien und innovative Authentifizierungsmethoden geprägt sein. Microsoft setzt mit seiner neuen Standard-Einstellung für alle neuen Konten einen wichtigen Maßstab, der von anderen Technologieunternehmen und Plattformen sicher folgen wird. Anwender, die von dieser Entwicklung profitieren wollen, sollten sich rechtzeitig mit den neuen Möglichkeiten auseinandersetzen und ihre Konten entsprechend vorbereiten. Durch die weitreichende Einführung passwortloser Anmeldeverfahren kann das Risiko von Cyberangriffen signifikant reduziert und gleichzeitig eine nutzerfreundliche, schnelle und sichere Anmeldung gewährleistet werden.
In einer Welt, in der Sicherheit und Datenschutz immer wichtiger werden, ist diese Veränderung ein bedeutender Schritt hin zu einer neuen Ära der digitalen Sicherheit.