Der US-Vizepräsident JD Vance plant, Ende März 2025 nach Grönland zu reisen, um seine Frau bei deren bereits geplanten Besuch zu begleiten. Diese Reise hat nicht nur privaten Charakter, sie ist vielmehr Teil einer umfassenderen Strategie, mit der Washington seine Sicherheitsinteressen in einer der weltweit geopolitisch sensibelsten Regionen stärken will. Grönland, als selbstverwaltete Region Dänemarks, ist vor allem wegen seiner mineralreichen Ressourcen und seiner strategischen Lage am Eingang zur Arktis und zum Nordatlantik von großer Bedeutung. Das Interesse der USA an Grönland basiert derzeit auf mehreren Ebenen, welche die Themen Sicherheit, Wirtschaft und internationale Beziehungen umfassen. Die Entscheidung von Vice President Vance, einen Stützpunkt der US-Raumfahrtstreitkräfte in der nordwestlichen Region Grönlands zu besuchen, unterstreicht das wachsende Engagement der USA in der Arktis.
Die Gegend ist ein wichtiger Knotenpunkt für militärische Überwachung und potenziellen Schutz gegen Bedrohungen durch rivalisierende Nationen. Gleichzeitig bringt diese Reise diplomatische Herausforderungen mit sich: Weder Dänemark noch die grönländische Regierung haben offiziell Einladungen für einen Besuch der amerikanischen Delegation ausgesprochen. Die Regierung Grönlands hatte bereits deutlich gemacht, keine privaten oder offiziellen Einladungen zu erteilen, was Auswirkungen auf das diplomatische Klima zwischen den Parteien hat. Der dänische Premierminister Mette Frederiksen bezeichnete den Besuch Druck als „inakzeptabel“. Diese Spannungen resultieren aus einer Vorgeschichte politischer Äußerungen von US-Präsident Donald Trump, der mehrfach die Idee geäußert hat, Grönland in irgendeiner Form unter die Kontrolle der USA zu bringen, eine Forderung, die von Dänemark und den Bewohnern Grönlands vehement zurückgewiesen wurde.
Bereits während seiner ersten Amtszeit hatte Trump angedeutet, eine Übernahme Grönlands in Erwägung zu ziehen, was in Europa für Aufregung sorgte und auf breite Ablehnung stieß. Die jüngsten Aktionen seines Vizepräsidenten, der ausdrücklich die Sicherheit der Region betont und die Beteiligung anderer Weltmächte wie China und Russland an der Arktis als Bedrohung darstellt, spiegeln eine harte Haltung der US-Administration wider. Allerdings warnen Experten vor einer möglichen Gegenreaktion, da ein zu aggressives Vorgehen der USA gegen ihre europäischen Partner und die grönländische Bevölkerung langfristig die amerikanischen Interessen schwächen könnte. Die Grönlandfrage birgt nicht nur geopolitische, sondern auch identitätspolitische Dimensionen: Die grönländische Bevölkerung sieht sich zunehmend als eigene Nation, die trotz enger Bindungen zu Dänemark eine autonome und selbstbestimmte Politik verfolgt. Die US-amerikanische Strategie für die Arktis fokussiert sich zunehmend auf den Ausbau militärischer Präsenz und die Sicherung von Rohstoffen, doch wird sie von lokalen Akteuren und europäischen Verbündeten auch kritisch hinterfragt.
Historisch sind die transatlantischen Beziehungen in der Arktis eng: Das 1951 zwischen Dänemark und den USA geschlossene Abkommen ermöglicht den Einsatz amerikanischer Streitkräfte in Grönland, um die regionale Sicherheit zu gewährleisten. Dieses Abkommen liegt der Erlaubnis zum Besuch des US-Vicepräsidenten zugrunde, obwohl der Zeitpunkt der Reise von Experten als sensibel bewertet wird, insbesondere weil Grönland sich aktuell in einer Phase ohne stabile eigene Regierung befindet. Zusätzlich verursacht die Entscheidung, die geplante Teilnahme von Vances Ehefrau am traditionellen Hunde-Schlittenrennen in Sisimiut durch den Besuch eines Space Force Stützpunkts zu ersetzen, weiteren Wirbel. Damit wird sichtbar, dass sich die Reise zunehmend von einem kulturellen Austausch hin zu einem hochpolitischen und militärisch motivierten Besuch wandelt. Die Rolle Grönlands im globalen Kontext wächst, nicht zuletzt durch die geostrategische Rivalität zwischen den USA, Russland und China.
Letztere streben ebenfalls an, ihre Präsenz in der Arktis auszubauen, um von Rohstoffvorkommen und neuen Schifffahrtsrouten zu profitieren, die durch das Abschmelzen der Polarkappen an Bedeutung gewinnen. Die US-amerikanischen Bemühungen unterstreichen den Wunsch, eine Vormachtstellung in der Region aufrechtzuerhalten oder weiter auszubauen. Im Rahmen der internationalen Politik wird häufig kritisiert, dass Washington einseitig agiert, ohne die Interessen seiner Verbündeten ausreichend zu berücksichtigen. Dies gefährdet nicht nur das vertrauensvolle Verhältnis zu Dänemark, sondern auch die transatlantische Kooperation insgesamt. Die Reise von JD Vance zeigt exemplarisch, wie komplex und vielschichtig die Beziehungen in der Arktis sind: Neben sicherheitspolitischen Aspekten spielen auch Fragen der Souveränität, der Zusammenarbeit und des Umweltschutzes eine Rolle.
Um die Eigenständigkeit Grönlands zu stärken, wird immer wieder betont, dass eine partnerschaftliche Herangehensweise zwischen den USA, Dänemark und der grönländischen Regierung notwendig ist, die nicht von Druck und Ultimaten geprägt ist. Vance äußerte in einem Video, dass er nicht wolle, dass seine Frau den gesamten Spaß alleine habe und bezeichnete den Besuch als Mittel, die Sicherheit der Region und damit auch der USA und der Welt zu gewährleisten. Dieser öffentliche Auftritt verdeutlicht die Prioritäten der US-amerikanischen Regierung und die Betonung der militärischen und sicherheitsbezogenen Beweggründe des Besuches. Zugleich verweist der Ausschluss von nationalen Sicherheitsexperten wie Trumps Sicherheitsberater Mike Waltz, der aufgrund eines Skandals um versehentliches Hinzufügen eines Journalisten zu einer geschützten Kommunikation ausgeschlossen wurde, auf interne Spannungen innerhalb der US-Administration. Der Besuch des Pituffik Space Basen oder Space Force Stützpunkts hat nicht nur symbolische Bedeutung, sondern ist auch ein klares Signal an andere Mächte, dass die USA weiterhin ihre Präsenz in der Arktis sicherstellen wollen.