Die Einzelhandelsbranche steht derzeit vor großen Herausforderungen, insbesondere traditionelle Kaufhausketten geraten zunehmend unter Druck durch den wachsenden Einfluss des Online-Handels und die sich verändernden Konsumgewohnheiten der Kunden. In diesem schwierigen Umfeld arbeitete Ashley Buchanan, der im November 2024 zum CEO von Kohl's berufen wurde, daran, die Geschicke des Unternehmens neu auszurichten. Jedoch musste das Unternehmen bereits nach knapp über 100 Tagen seine Führungsspitze neu formieren, da Buchanan wegen Verstößen gegen interne Richtlinien entlassen wurde. Die Ursache für die abrupten Veränderungen lag in einer Untersuchung, die ergab, dass Buchanan seine Position missbraucht hatte, indem er geschäftliche Transaktionen mit einem externen Unternehmen vorantrieb, zu dem er eine persönliche Beziehung unterhielt. Solche Geschäfte fanden unter sogenannten „außergewöhnlich ungewöhnlichen Bedingungen“ statt, was für Kohl's Anlass zu Ermittlungen gab.
Weiterhin hatte er das Unternehmen dazu gebracht, einen mehrmillionenschweren Beratervertrag mit einem Team abzuschließen, das zumindest teilweise aus Personen bestand, mit denen er privat in Verbindung stand. Das Verschweigen dieser Beziehung stellte einen klaren Verstoß gegen die Verhaltensregeln von Kohl's dar und erfüllte die Voraussetzungen für eine sofortige Entlassung. Die Führung des Unternehmens betonte, dass eine solche Verwicklung in Interessenskonflikte unvereinbar ist mit den Werten und der Integrität der Firma, die eine transparente und ethische Geschäftspraxis fordert. Als Folge dessen wurde Buchanan nicht nur seines Amtes enthoben, sondern musste auch auf sämtliche Aktienoptionen verzichten, die ihm seit seiner Einstellung gewährt worden waren. Dazu zählt ein Paket im Wert von etwa 15 Millionen US-Dollar in Form von beschränkten Aktien, die über drei Jahre hätten vesten sollen.
Zudem verpflichtet sich Buchanan, einen Großteil seines Signing-Bonus zurückzuerstatten. Diese Entwicklung fügt sich ein in eine Phase der Unsicherheit bei Kohl's. In den vergangenen Jahren hat der bekannte US-Einzelhändler mehrere Führungswechsel durchgemacht, während das Geschäft unter dem starken Wettbewerbsdruck von E-Commerce-Riesen wie Amazon sowie etablierten Big-Box-Händlern wie Walmart leidet. Trotz der bemerkenswerten Fortschritte in einigen Bereichen, die bessere als erwartete Quartalsergebnisse zeigten, bleibt der Aktienkurs von Kohl's angesichts eines Rückgangs von rund 70 Prozent im Jahresvergleich ein besorgniserregendes Zeichen für die Anleger. Schon bei seinem Amtsantritt im Januar 2025 hatte Ashley Buchanan mit einem drastischen Sparprogramm auf sich aufmerksam gemacht, bei dem etwa zehn Prozent der Belegschaft im Bereich Verwaltung entlassen wurden.
Diese Maßnahme zielte darauf ab, die Profitabilität zu verbessern und die Effizienz des Unternehmens zu steigern. Gleichzeitig versuchte er, das Geschäftsmodell von Kohl's anzupassen, um der veränderten Wettbewerbslandschaft und den Erwartungen der Konsumenten gerecht zu werden. Doch nun muss das Unternehmen einen neuen Kurs einschlagen. Die Unterstützung durch Michael Bender, den interimistischen CEO, soll in den kommenden Monaten Orientierung und Stabilität bringen, während eine Suche nach einem permanenten Nachfolger läuft. Experten, darunter der Analyst David Swartz von Morningstar Research, sehen die Entlassung von Buchanan trotz der Unannehmlichkeiten als notwendige Maßnahme, um weitere Risiken für den ohnehin angespannten Zustand des Unternehmens zu vermeiden.
Die Situation bei Kohl's wirft ein Schlaglicht auf die Bedeutung von Corporate Governance und ethischem Verhalten in der Führungsriege. Gerade Unternehmen, die einen öffentlichen Status haben, müssen besonders auf Transparenz achten und Interessenskonflikte verhindern. Die Integrität des Managements ist oft entscheidend dafür, das Vertrauen von Investoren, Mitarbeitern und Kunden zu erhalten und langfristig erfolgreich zu sein. Im Kontext des Einzelhandels liegen die Herausforderungen weiterhin vor allem in der Anpassungsfähigkeit an neue Marktbedingungen. Technologie, sich änderndes Konsumentenverhalten und wirtschaftliche Schwankungen zwingen den Handel zu kontinuierlicher Innovation und Verbesserung.
Kohl's steht somit nicht nur vor der Aufgabe, interne Probleme zu lösen, sondern auch die strategische Ausrichtung so zu gestalten, dass der Konzern künftig wettbewerbsfähig bleibt. Buchanans beruflicher Werdegang vor Kohl's gab schon einen Fingerzeig auf seine Erfahrung im Handel. Als ehemaliger Geschäftsführer von Michaels Companies und leitender Mitarbeiter bei Walmart U.S. e-Commerce verfügte er über Wissen in verschiedenen Bereichen des Einzelhandels.
Dennoch scheint die Kombination seiner unternehmensinternen Aktivitäten und persönlichen Entscheidungen letztlich schädlich für seine Position gewesen zu sein. Das plötzliche Ausscheiden eines CEOs stellt immer eine Belastung für Unternehmen dar. Es gilt nun, bei Kohl's professionell und transparent mit der Situation umzugehen, um negative finanzielle und imagebezogene Konsequenzen zu minimieren. Die angekündigten Quartalszahlen, die für Ende Mai erwartet werden, werden Aufschluss geben, wie sich das operative Geschäft trotz der Turbulenzen entwickelt. Abschließend lässt sich sagen, dass Kohl's mit der Entlassung von Ashley Buchanan einen klaren Schritt zur Wahrung der Unternehmensethik unternommen hat.
Die Zukunft des Konzerns hängt jedoch maßgeblich davon ab, wie erfolgreich sich die neue Führung positioniert und wie gut sie die Herausforderungen des Marktes meistert. Für Beobachter und Investoren bleibt die Situation spannend, denn Kohl's steht exemplarisch für die Probleme und Chancen, denen sich viele traditionelle Einzelhändler heute gegenübersehen.