Die Entwicklung von GPS- und GLONASS-Empfängern hat seit den späten 1970er Jahren enorme Fortschritte gemacht und stellt heute für Millionen von Menschen weltweit ein unverzichtbares Werkzeug im Alltag dar. Doch lange bevor tragbare und günstige GPS-Geräte den Massenmarkt eroberten, waren es ambitionierte Radioamateure, die durch den Bau eigener Empfangsgeräte die Technologie auf praktischer Ebene erforschten und weiterentwickelten. Eine besonders bemerkenswerte Entwicklung war die des selbstgebauten GPS-Empfängers aus dem Jahr 1992, die durch Matjaz Vidmar, bekannt unter dem Rufzeichen S53MV, entscheidend vorangetrieben wurde. Dieser Empfänger enthielt eine Kombination aus Theorie, Analogtechnik, Digitaltechnik und Software, um zuverlässig Signale von GPS- und GLONASS-Satelliten zu empfangen und zu verarbeiten.Seit Jahrzehnten fasziniert der Bereich der Satellitentechnologie insbesondere Radiomacher und technikbegeisterte Personen, die gerne Herausforderungen annehmen, wenn es darum geht, schwache hochfrequente Signale aus dem Weltraum zu empfangen.
Obwohl speziell für die zivile und militärische Navigation der amerikanische GPS (Global Positioning System) und das russische GLONASS (Global Navigation Satellite System) entwickelt wurden, öffnete sich damit auch für Amateurfunker und Technikenthusiasten ein breites Einsatzspektrum. Die Handhabung und Auswertung dieser Signale ermöglichen nicht nur hochpräzise Zeit- und Frequenzbestimmung, sondern auch eine Positionsbestimmung mit einer Genauigkeit von etwa 50 Metern – was für Navigation, Zeitmessung oder auch Antennensteuerung im Amateurfunkbereich von enormer Bedeutung ist.Technisch basiert die satellitengestützte Navigation auf der Messung der Zeitdifferenzen von Funksignalen, die von mindestens vier synchronisierten Satelliten empfangen werden und deren Position im Raum stets aktuell bekannt ist. Durch die Bestimmung von Entfernungsdifferenzen lassen sich hyperbolische Schnittpunkte bestimmen, aus denen der Empfänger seine eigene räumliche Position ableitet. Diese Methode verdrängte ältere terrestrische Navigationshilfen, die durch Richtungsfehler und mangelnde Genauigkeit auf größere Entfernungen limitiert waren.
Die Herausforderungen lagen nicht nur im präzisen Zeitmanagement – bei dem atomuhrgenaue Zeitgeber der Satelliten eine entscheidende Rolle spielen – sondern auch im korrekten Empfang, der Synchronisation und Dekodierung der komplexen Pseudozufallscodes, die zur Signaltagung und Mehrfachzugriffsverfahren (Code Division Multiple Access, CDMA) genutzt werden.Die GPS-Satelliten senden auf zwei Hauptfrequenzen namens L1 (1575,42 MHz) und L2 (1227,6 MHz). Auf L1 befindet sich das sogenannte C/A-Signal (Coarse/Acquisition), welches vor allem den zivilen Empfängern dient und das Herzstück vieler Amateur- und kommerzieller Systeme darstellt. Die Signale basieren auf BPSK-Modulation (Binary Phase Shift Keying) mit einer Pseudozufallssequenz (Gold-Code), die eine eindeutige Identifikation und Entzerrung der Signale einzelner Satelliten ermöglicht. Die Kernidee liegt darin, dass der Empfänger einen lokal generierten digitalen Code mit dem empfangenen Signal synchronisiert, um dadurch das Signal quasi zu entspreaden und so das eigentliche Informationssignal aus thermischem Rauschen und Störungen herauszufiltern.
Dieses Verfahren erhöht das Signal-Rausch-Verhältnis erheblich und stellt das Fundament für die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der GPS-Technologie dar.Die GLONASS-Satelliten unterscheiden sich im Wesentlichen dadurch, dass sie Frequenzmultiplexverfahren (Frequency Division Multiple Access, FDMA) einsetzen. Jeder Satellit nutzt eine eigene Frequenz im L-Band, was den Empfänger vor die Herausforderung stellt, den Empfangskanal dynamisch auf die jeweiligen Satellitenfrequenzen einzustellen. Dies erklärt den im Vergleich zu GPS höheren Komplexitätsgrad der GLONASS-Empfänger und war insbesondere in den frühen 1990er Jahren ein Grund für die begrenzte Verbreitung von kombinierten GPS/GLONASS-Geräten im Amateurbereich.Ein selbstgebaute GPS-Empfänger setzt sich aus mehreren entscheidenden Komponenten zusammen.
Zunächst erfordert es eine Hochfrequenzantenne mit breitbandiger und zirkular polarisierter Charakteristik, beispielsweise eine Quadrifilarhelix-Antenne, um das von den Satelliten emitierte Linksrotation-zirkular polarisierte Signal zu erfassen. Ein Vorverstärker mit niedrigem Rauschen sorgt für eine Signalverstärkung vor der Weiterverarbeitung. Die Rohsignale werden anschließend auf Zwischenfrequenzen (IF) umgewandelt und gefiltert. Die Besonderheit dieses minimalinvasiven Empfängers war die Kombination aus Analog- und Digitaltechnik. Während die Signalumsetzung und Verstärkung analog erfolgten, unterstützte ein eigens entwickeltes, dediziertes digitales Signalverarbeitungshardware (DSP) das Entspreaden des C/A-Codes und die Gewinnung von Trägersynchronisations- und Navigationsdaten.
Die Grundidee bestand darin, die breitbandigen Pseudorandom-Modulationssignale durch Multiplikation mit einem entsprechend synchronisierten, lokal erzeugten Code zu entfächern. Nur dann kollabiert das Bandbreitenprofil des Signals in einen eng begrenzten Frequenzbereich, der mit klassischen Filterverfahren ausgefiltert werden kann. Das DSP-System war so konzipiert, dass es mit sehr niedriger Bit-Tiefe, teils sogar mit nur einem Bit pro Abtastwert, arbeitete. Dadurch reduzierten sich die Hardwareanforderungen erheblich, was den Bau eines solchen Empfängers im privaten Umfeld überhaupt erst ermöglichte.Im Inneren des Geräts gab eine Mikroprozessoreinheit den Takt vor, steuerte die Frequenzgeneratoren, die Code- und Trägerreplikas schufen, und wertete die Signale aus.
Das Zusammenspiel von Early- und Late-Äquiphasen erlaubte eine präzise Nachführung des Codes, während durch die I/Q-Komponenten auch die Trägerphase synchronisiert werden konnte. Diese Techniken sind nach wie vor Basis moderner GPS-Module, auch wenn die heute verwendete Hardware erheblich miniaturisiert und leistungsfähiger ist.Die Leistungsfähigkeit eines selbstgebauten GPS-Empfängers wurde zusätzlich durch eine intelligente Nutzung vorhandener Signalketten und eine geschickte Zeitmultiplex-Technik verbessert, mit der ein einzelner Kanal schnell zwischen mehreren Satellitensignalen umschalten konnte. Trotz der Beschränkungen hinsichtlich der Anzahl der gleichzeitig empfängbaren Satelliten – typischerweise vier bis fünf bei einem zeitmultiplexierten System – ermöglichte dies eine zuverlässige Positionsbestimmung.Neben den Empfängerspezifikationen spielt die präzise Kenntnis der Umlaufbahnen der Satelliten, die sogenannten Bahnelemente oder Ephemeriden, eine wesentliche Rolle.
Da Satelliten ihre Position im Raum ständig ändern, ist eine Aktualisierung der Daten notwendig, was im GPS-System durch Navigationdatenpakete im Signal selbst vorgenommen wird. Diese Daten enthalten auch wichtige Korrekturen für die Satellitenuhren und ermöglichen eine schnelle Ermittlung des eigenen Standortes mit minimaler Wartezeit.Besonders hervorzuheben ist, dass diese selbstgebauten Empfänger die Grundlage für viele später kommerziell verfügbare Geräte legten. Die Forschung und Entwicklung im Amateurbereich ebnete den Weg für kostengünstige und zuverlässige GPS-Empfänger, die heute in Smartphones, Fahrzeugen, Drohnen und unzähligen weiteren Anwendungen zum Einsatz kommen. Durch das Verständnis der Funktionsweise und den praktischen Bau von Empfängern wurden vielfältige Experimente möglich und die Innovationskraft einer breiten Technik-Community gefördert.
Die größte Herausforderung bei der Realisierung war damals neben der Hardware vor allem die Software. Die Navigation ist ein komplex mathematisches Problem, bei dem nichtlineare Gleichungen iterativ gelöst werden müssen. Zeit- und Dopplerverschiebungen müssen exakt bestimmt werden, damit Standort, Geschwindigkeit und sogar Richtungsinformationen exakt ausgegeben werden können. Die leistungsfähigen Mikroprozessoren der damaligen Zeit mussten mit effizienten Algorithmen programmiert werden, um das Signal in Echtzeit auszuwerten.Die Kombination aus theoretischem Wissen, praktischer Elektronik, digitaler Signalverarbeitung und Softwareentwicklung machte den Bau selbstgebauter GPS-Empfänger zu einem herausfordernden, aber auch sehr lohnenden Projekt für ambitionierte Funkamateure und Wissenschaftler.
Die besonderen Eigenschaften der Signale – weite Verbreitung im L-Band, kontinuierliche Sendung, Pseudorandom-Modulation – boten viele spannende Anwendungsfälle auch abseits der reinen Positionsbestimmung. Hierzu zählen sehr genaue Zeitsynchronisationen für wissenschaftliche Experimente, Frequenzreferenzen für hochgenaue Funkübertragungen sowie Überwachungs- und Steuerungsaufgaben in der Kommunikationstechnik.Heute ist das Know-how von damals von großer Bedeutung, um moderne GPS-Systeme besser zu verstehen und bei Bedarf auch eigene Anpassungen vorzunehmen. Die historischen Entwicklungen und selbstgebauten Empfänger aus den frühen 1990er Jahren zeigen eindrucksvoll, wie die wegweisende Forschung im Amateur- und Experimentierbereich maßgeblich zur Verbreitung und Verbesserung der Satellitennavigation beigetragen hat und auch weiterhin Inspiration für neue Anwendungen bietet.