Künstliche Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Fortschritt gemacht und ist heute aus vielen Bereichen unseres Alltags und der Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Insbesondere im Bereich der Software-Entwicklung wird KI zunehmend als Hilfsmittel genutzt, um Programmieraufgaben zu unterstützen, Fehler schneller zu finden und Entwicklungszyklen zu verkürzen. Doch trotz der großen Hoffnung, die viele in diese Technologie setzen, zeigt sich in der Praxis oft ein anderes Bild. KI verhält sich häufig wie ein schlechter Berater, dessen Empfehlungen mit Vorsicht betrachtet und überprüft werden müssen. Diese Erkenntnis stammt nicht aus der Luft gegriffen, sondern basiert auf praktischen Erfahrungen von Experten, die selbst lange im Bereich der Softwareentwicklung tätig waren.
Ein anschauliches Bild ist der Vergleich der KI mit einem unzuverlässigen externen Berater, der in ein Unternehmen geholt wird, um bei einem Projekt zu helfen. Angenommen, man engagiert einen Berater, der behauptet, sofortige Lösungen parat zu haben, doch bei genauerer Beobachtung stellen sich seine Vorschläge oft als oberflächlich oder unpassend heraus. In einem solchen Szenario würde niemand dem Berater einfach ohne Kontrolle freien Zugang zum Code geben oder dessen Vorschläge ungeprüft umsetzen. Stattdessen würde man diese Person eng begleiten, sämtliche Arbeiten überprüfen und vor allem die eigene Mannschaft aktiv in den Arbeitsprozess einbinden, damit fundiertes Wissen und Fähigkeiten aufgebaut werden können, die langfristig von Vorteil sind. So verhält es sich auch bei der Arbeit mit KI.
Ein Entwickler oder ein Team, das KI-gestützte Tools einsetzt, sollte die Rolle der KI als eine Art Hilfskraft begreifen, die Vorschläge, Code-Schnipsel oder Lösungsansätze liefert, aber auf keinen Fall eine eigenständige Autorität besitzt. Die KI agiert häufig ohne tiefes Verständnis für die Zusammenhänge, was sich besonders in komplexeren Architekturentscheidungen oder bei der Entwicklung robuster Backends bemerkbar macht. Sie liefert oft einfache Workarounds statt nachhaltige Lösungen. Das ist vergleichbar damit, wie ein unerfahrener Berater auf Probleme reagiert: Statt die fundamentalen Ursachen zu begreifen und zu beheben, werden oberflächliche Reparaturen durchgeführt, die langfristig wenig Nutzen bringen. Ein weiteres Problem ist die KI-Steuerung selbst.
Manche Nutzer erlauben der KI, direkt auf dem Code zu arbeiten, ohne selbst aktiv in den Entwicklungsprozess einzugreifen. Dieses Vorgehen führt häufig dazu, dass die Entwickler den Überblick über den Code verlieren und sich zunehmend auf Vorschläge verlassen, deren Qualität nicht immer kontrolliert wird. Im Gegensatz dazu empfiehlt es sich, dass Entwickler die Kontrolle behalten und als „Architekten“ des Codes agieren, die der KI nur als unterstützendes Werkzeug nutzen. Die KI liefert den ersten Entwurf, Hinweise oder Hilfestellungen, doch alle Änderungen sollten immer vom Entwickler mit Fachwissen überprüft, angepasst und gegebenenfalls verbessert werden. Vor allem für Entwickler, die mit neuen Technologien oder Frameworks arbeiten, kann die KI ein nützlicher Assistent sein.
Wenn man beispielsweise eine Programmiersprache oder ein UI-Framework völlig neu erlernt, ist die KI ein schneller Helfer, der beim Syntaxfinden oder bei grundlegenden Implementierungen unterstützen kann. Diese Rolle ist besonders wertvoll, wenn es darum geht, banale, zeitaufwendige Aufgaben zu erledigen oder schnell Antworten auf kombinatorische Probleme wie Syntaxfehler oder fehlende Umbenennungen zu finden. Hier zeigt sich klar die Stärke der KI: Sie findet kleine Fehler in Sekundenschnelle und spart so wertvolle Zeit. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass die KI oftmals kein Gespür für die bestmögliche Architektur oder den besten Entwurf hat. Sie arbeitet nach Mustern und Mustervorlagen, die sie aus Trainingsdaten lernt, aber ohne tatsächliches Verständnis hinterfragt sie keine plausiblen Probleme oder macht kreative Umgestaltungen.
Das bedeutet, dass es immer wieder vorkommt, dass Lösungen vorgeschlagen werden, die nicht nachhaltig, manchmal sogar kontraproduktiv sind. Beispielsweise werden Fehlerbehandlungen auf eine Weise implementiert, die unübersichtlich wird oder die Systemstruktur erschwert. Diese Art von Fehlern kann nur ein erfahrener Entwickler erkennen und beheben, der das große Ganze versteht – die KI hilft bestenfalls bei Detailaufgaben, nicht aber bei gestaltenden Entscheidungen. Darüber hinaus verbessern sich die Fähigkeiten eines Entwicklers durch die aktive Auseinandersetzung mit Problemen und durch das eigenständige Schreiben und Überarbeiten von Code. Wenn man die KI zu viel Arbeit abnimmt, besteht die Gefahr, dass das eigene Verständnis nicht wächst.
Der Nutzen von KI liegt somit weniger darin, möglichst viel Arbeit auszulagern, sondern vielmehr darin, sie als Sparringspartner zu nutzen, der bei Routineaufgaben unterstützt und dem Entwickler dadurch mehr Raum zur Konzentration auf konzeptionelle Herausforderungen gibt. Ein erfahrener Entwickler wird daher die KI eher als eine Art Junior-Entwickler sehen, den man anweist, einfache Aufgaben übernimmt, deren Arbeit man aber stets auf Herz und Nieren prüft. So kann man sicherstellen, dass die Qualität des Codes hoch bleibt und zugleich die eigenen Fähigkeiten stetig wachsen. Zu viel Vertrauen in KI kann dagegen fatale Folgen haben, wenn Fehler unbemerkt bleiben oder suboptimale Lösungen in den Code gelangen. Ein weiteres praktisches Beispiel zeigt sich bei Programmiersprachen mit starker Typisierung und komplexen Compile-Prozessen, wie etwa Swift mit SwiftUI.
Hier versucht die KI mitunter, Probleme durch das Aufteilen von Code in kleinere Dateien zu lösen, was zwar kurzfristig Kompilierzeiteinsparungen bringt, aber nicht die beste Lösung darstellt. Ein erfahrener Entwickler kann hier mit gezielter Analyse erkennen, welche Codeabschnitte tatsächlich die Compile-Zeiten verlängern und diese gezielt umbauen. Dies verdeutlicht, dass KI auf eine bestimmte Weise ein begrenztes Repertoire an Lösungsstrategien hat, die oft aus öffentlich verfügbaren Codeschnipseln oder ähnlichen Quellen stammen, jedoch keine tiefgehende Problemanalyse oder kreative Lösungsfindung leisten kann. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Künstliche Intelligenz in der Softwareentwicklung weder ein vollwertiger Ersatz für menschliches Know-how noch ein autonomer Problemlöser ist. Stattdessen ist sie ein Werkzeug, das bei kleinen, spezifischen Aufgaben durch eine enorme Geschwindigkeit und ein gutes Mustererkennen punktet.
Wer KI als unzuverlässigen, manchmal ungeschickten Berater betrachtet, der mit seiner Arbeit ständig überprüft werden muss, schöpft den Nutzen am besten aus. Nur so können Risiken minimiert und Lernprozesse gefördert werden. Die Zukunft der Softwareentwicklung wird vermutlich eine hybride Arbeitsweise sein, bei der menschliches Wissen und maschinelle Assistenz eng verzahnt sind. Durch eine bewusste und kontrollierte Nutzung der KI können Entwickler ihre Produktivität steigern und zugleich die Qualität der Software sicherstellen. KI wird nachhaltiger und effizienter, wenn sie nicht blind vertraut wird, sondern als intelligente Unterstützung in einem durchdachten Prozess genutzt wird.
Nur so entfaltet sie ihr volles Potential und bleibt praktikabel – auch wenn man ihre heutige Rolle immer wieder mit einem „schlechten Berater“ vergleichen könnte, der zwar viele Vorschläge macht, aber letztlich auf die Expertise seines menschlichen Teams angewiesen ist.