Die National Institutes of Health (NIH), eine der weltweit führenden Organisationen für biomedizinische Forschung, haben erneut 250 Mitarbeiter entlassen, darunter 50 Angestellte des National Cancer Institute (NCI), der wichtigsten US-amerikanischen Einrichtung für Krebsforschung und -behandlung. Diese jüngste Entlassungswelle ist Teil einer umfassenden Restrukturierung und wird im Kontext bedeutender Budgetkürzungen und politischer Entscheidungen der US-Regierung gesehen. Sie hat erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitsprozesse, die Forschungskapazitäten sowie die klinische Versorgung von Patienten. Die Entlassungen erfolgten am 2. Mai 2025, wurden aber aufgrund einer Anordnung des Weißen Hauses schon im März angekündigt.
HHS, das Department of Health and Human Services, erklärte, dass die Aufgabe darin bestehe, bürokratische Doppelarbeiten abzubauen, administrative Kosten zu senken und Ressourcen effizienter an die vorrangigen Gesundheitsprogramme des Bundes umzuleiten. Trotz dieser Begründung äußerten zahlreiche Insider und betroffene Mitarbeiter große Sorge über die daraus resultierenden Konsequenzen für die Forschung und Versorgung. Beim National Cancer Institute sind besonders Mitarbeiter in der Kommunikationsabteilung betroffen. Diese spielen eine Schlüsselrolle darin, Informationen über Krebsforschung, Behandlungsmöglichkeiten und Patientenhilfe zu vermitteln. Durch den Abbau von Expertenteams in diesem Bereich könnten wichtige Kommunikationskanäle beeinträchtigt werden, was negative Auswirkungen auf Patienten und medizinische Fachkreise haben dürfte.
Die NCI-Mitarbeiter betreuen zudem umfangreiche Datenbanken, die für Ärzte als Informationsquelle dienen. Der Verlust erfahrener Fachkräfte hier könnte den Zugang zu aktuellen Krebsdaten einengen und somit Forschung und Behandlung verzögern. Die neue Entlassungsrunde folgt einer früheren Welle, in der bereits zahlreiche Mitarbeiter verschiedener NIH-Kommunikationsabteilungen ihren Arbeitsplatz verloren hatten. Allerdings war damals nur eine kleine Anzahl von NCI-Beschäftigten betroffen. Die aktuellen Maßnahmen erscheinen daher deutlich umfangreicher und könnten tiefgreifendere Folgen zeitigen.
Überschattet werden die Einsparungen von einem radikalen Haushaltsplan, den die Trump-Regierung im Mai 2025 vorstellte. Dieser sieht eine Kürzung des NIH-Budgets um fast 40 Prozent vor und beläuft sich auf rund 18 Milliarden US-Dollar weniger als im Vorjahr. Zusätzlich ist eine Konsolidierung der 27 NIH-Zentren und -Institute in lediglich fünf Organisationseinheiten vorgesehen, wobei der Verbleib des NCI im vorgeschlagenen Modell unklar bleibt. Offizielle Stellen des Department of Health and Human Services und des Office of Management and Budget haben bislang keine klaren Auskünfte über das Schicksal des NCI gegeben, was zu Verunsicherung in der Fachwelt führt. Vor den Entlassungen hatte NIH-Direktor Dr.
Jayanta Bhattacharya in einer Anhörung vor dem Senat im März betont, keine weiteren Personalreduzierungen zu planen und sich dafür einzusetzen, dass Wissenschaftler über ausreichende Mittel verfügen. Dennoch fallen die Entlassungen in seine Amtszeit, was Fragen aufwirft, wie viel Einfluss seine Führung auf die Entscheidungen ausübt. Mitarbeiter am NIH berichten von einem Gefühl der Unsicherheit und des Vertrauensverlustes, was auch Auswirkungen auf laufende wissenschaftliche Projekte und klinische Studien hat. Das NIH Clinical Center, das weltweit größte klinische Forschungskrankenhaus, kämpft bereits mit den Folgen des Personalmangels. Berichte zeigen, dass klinische Studien verzögert werden, Patienten weniger intensiv behandelt werden und etliche Forschungsprojekte abgesagt oder nicht neu gestartet werden.
Die Unsicherheit über die Zukunft und die personellen Ressourcen hat auch pharmazeutische Kooperationspartner veranlasst, ihre Beteiligung an Studien neu zu überdenken. Patienten mit seltenen oder schweren Krankheiten, die auf den NIH-Standort angewiesen sind, fürchten deshalb eine Verschlechterung der Versorgungsqualität. Angesichts dieser Herausforderungen hat das HHS wiederholt versucht, die Lage zu beruhigen und versichert, dass der Betrieb und die Forschungsmission weiterhin gewährleistet sind. Doch die Berichte interner Mitarbeiter und unabhängiger Beobachter deuten auf anhaltende Schwierigkeiten hin, vor allem in der Post-COVID-Zeit, in der die Biomedizin wichtiger denn je ist. Die Entlassungen folgen auf bereits mehrere tausend Kündigungen und Personalabbauaktionen im Rahmen der Bemühungen, den Verwaltungsapparat zu verkleinern.
In Summe sollen bis zu 25 Prozent der Mitarbeiter im Gesundheitsministerium betroffen sein, was eine der größten Personalreduktionen in der Geschichte der US-Bundesbehörde darstellt. Solch ein massiver Einschnitt wirkt sich nicht nur auf die betroffenen Angestellten aus, sondern birgt auch erhebliche Risiken für die Kontinuität der Forschung, den Ausbau innovativer Therapien und die Qualität der Gesundheitsversorgung. Im Mai 2025 haben 19 Bundesstaaten und der District of Columbia eine Klage gegen HHS-Chef Robert F. Kennedy Jr. eingereicht, um diesen Personalabbau und die Restrukturierung zu stoppen.
Die Kläger argumentieren, dass durch die Maßnahmen die gesetzlichen Vorgaben und die Verfassung verletzt werden. Sie sehen den Fortbestand wichtiger öffentlicher Gesundheitsdienste und die wissenschaftliche Exzellenz der NIH bedroht. Sollte die Klage Erfolg haben, müssten die Kürzungen womöglich rückgängig gemacht oder zumindest gestoppt werden. Für die biomedizinische Forschung und die öffentliche Gesundheit in den USA stellt die aktuelle Situation somit eine kritische Zäsur dar. Die NIH gelten seit Jahrzehnten als bedeutende Förderer von Innovationen, die globalen Einfluss auf Krebsbehandlung, Infektionskrankheiten, genetische Forschung und vieles mehr haben.
Kürzungen in diesem Ausmaß könnten zu einem Rückgang der wissenschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit führen und die medizinische Versorgung der Bevölkerung einschränken. Darüber hinaus stehen die NIH vor der Herausforderung, motivierte Fachkräfte zu halten oder neu zu gewinnen. Der Wegfall vieler Stellen und die angespannte finanzielle Lage wirken dem entgegen. Ein potenzieller Verlust von Talenten gefährdet nicht nur einzelne Projekte, sondern den gesamten wissenschaftlichen Fortschritt. Die politische Führung im Gesundheitsministerium betont zwar Effizienz und Kostenkontrolle, muss jedoch zunehmend auf Kritik aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft reagieren, die vor den Folgen für Patienten und Forschung warnen.
Wie sich die Lage in den kommenden Monaten entwickelt, hängt maßgeblich von den Entscheidungen der Regierung und möglichen gerichtlichen Eingriffen ab. Insgesamt zeigt die Situation bei den NIH exemplarisch, wie politische Einsparungen und Umstrukturierungen tiefgreifende Auswirkungen auf hochspezialisierte staatliche Institutionen haben können. Die Balance zwischen Kosteneinsparungen und der Erhaltung wissenschaftlicher Exzellenz sowie Patientenversorgung stellt eine große Herausforderung dar – mit Konsequenzen, die weit über die Grenzen der USA hinaus spürbar sein könnten.