Die heutige Stadt New York, bekannt als lebendige Metropole und kulturelles Zentrum, blickt auf eine beeindruckende und vielfältige natürliche Vergangenheit zurück. Bevor Hochhäuser, Straßen und Brücken die Landschaft dominierten, war das Gebiet geprägt von einer ursprünglichen, dynamischen Natur. Die Erforschung der Landschaft vor der urbanen Entwicklung New Yorks eröffnet faszinierende Einblicke in ein Ökosystem, das heute weitgehend verborgen ist, aber dennoch die Grundlage für das heutige Stadtbild bildet. Der Name Welikia, der im Zusammenhang mit dem ursprünglichen New York auftaucht, verweist auf eine Zeit, in der das Gebiet eine Mischung aus dicht bewaldeten Regionen, weiten Feuchtgebieten, Flussläufen und offenen Wiesen war. Welikia bedeutet in der Sprache der Lenape, der ursprünglich in der Region lebenden Ureinwohner, so viel wie "großer Wasserspiegel" oder "großes Wasser".
Dieses Wort beschreibt treffend das komplexe Netz aus Flüssen, Seen und Küstenabschnitten, das einst das Gebiet dominierte. Das Gebiet, das heute als New York City bekannt ist, bestand historisch aus fünf verschiedenen Inseln, die im Zusammenspiel mit den umliegenden Festlandsgebieten eine einzigartige Umwelt erzeugten. Inseln wie Manhattan, Staten Island, und Long Island, die heute von Millionen Menschen bewohnt sind, waren vor der europäischen Besiedlung von üppigen Wäldern und gesunden Feuchtgebieten geprägt. Diese natürlichen Ressourcen bildeten einen reichen Lebensraum für eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten. Feuchtgebiete spielten eine zentrale Rolle in der ursprünglichen Landschaft.
Sie fungierten nicht nur als natürliche Barrieren gegen Überschwemmungen, sondern boten auch Nahrungsquellen und Schutz für zahlreiche Tiere. Die Vernetzung von Süßwasser- und Salzwassersystemen schuf eine produktive Umgebung, die vor allem für Fischarten und Wasservögel ideal war. Diese Gebiete sind auch heute noch ökologisch bedeutsam, allerdings sind nur wenige ursprüngliche Feuchtgebiete erhalten geblieben, da viele durch Bebauung zerstört wurden. Wälder dominierten große Teile der Landschaft. Mischwälder aus Eichen, Ahorn und verschiedenen anderen Baumarten prägten das Bild.
Diese Wälder waren Rückzugsorte für eine Vielzahl von Wildtieren, darunter Hirsche, Biber, Füchse und eine Vielzahl von Vogelarten. Die Wälder dienten den Lenape auch als wichtige Ressourcenquelle, von der Nutzung des Holzes bis zur Nahrungssuche. Das natürliche Flusssystem war ein weiterer wichtiger Bestandteil der Landschaft. Flüsse wie der Hudson, der East River und der Harlem River waren Lebensadern sowohl für die Tierwelt als auch für die menschlichen Bewohner der Region. Sie boten Transportwege, Nahrung und Süßwasserquellen.
Heute sind viele dieser Gewässer durch die Urbanisierung eingeschränkt und kanalisiert, doch ihr ursprüngliches Ökosystem ist Grundlage für heutige Schutzprojekte. Die Lenape, die ursprünglichen Bewohner des Gebiets, lebten in enger Verbindung mit der Natur und nutzten die vielfältigen Ressourcen nachhaltig. Ihr Wissen über die Landschaft und ihre jahreszeitlichen Veränderungen war umfassend. Sie jagten, fischten, sammelten und kultivierten pflanzliche Nahrungsmittel und lebten in Harmonie mit den natürlichen Gegebenheiten. Ihre kulturelle Verbindung zur Umwelt spiegelt sich auch heute noch in einigen Place Names und Geschichten wider.
Mit der Ankunft europäischer Siedler im 17. Jahrhundert begann eine dramatische Veränderung der Landschaft. Wälder wurden gerodet, Feuchtgebiete trockengelegt und Flüsse kanalisiert, um Platz für Siedlungen, Landwirtschaft und später Industrie zu schaffen. Die städtische Entwicklung führte zu einem starken Verlust an Biodiversität und veränderte die Umwelt grundlegend. Interessanterweise widmet sich das New York Botanical Garden (NYBG) mit dem Welikia-Projekt der Erforschung und Visualisierung der ursprünglichen Landschaft New Yorks.
Ziel ist es, das historische Ökosystem vor der Urbanisierung zu verstehen und darauf basierende Erkenntnisse zur Wiederherstellung und zum Schutz moderner Naturräume zu gewinnen. Das Projekt lädt Nutzer ein, mithilfe einer interaktiven Karte die Natur des einstigen Welikia zu erkunden, um ein Bewusstsein für die ökologische Geschichte der Stadt zu schaffen. Das Verständnis der ursprünglichen Landschaft New Yorks ist nicht nur von historischem Interesse, sondern besitzt auch großen Wert für heutige Umweltschutzmaßnahmen. Die Herausforderung besteht darin, städtisches Wachstum mit Naturschutz zu verbinden und Bereiche der Stadt so zu gestalten, dass natürliche Lebensräume wiederhergestellt und erhalten werden können. Initiativen wie die Renaturierung von Flussufern oder die Wiederherstellung von Feuchtgebieten in urbanen Parks tragen dazu bei, die Geschichte der Region in die Zukunft zu tragen.
Zusammenfassend zeigt die Erkundung der Landschaft vor New York, wie dynamisch und lebendig dieses Gebiet einst war. Von üppigen Wäldern über weitläufige Feuchtgebiete bis hin zu einem ausgedehnten Netz aus Flüssen und Seen bildete die Natur eine reichhaltige Grundlage für Mensch und Tier. Obwohl die moderne Stadt die Landschaft stark verändert hat, sind die Spuren der ursprünglichen Welt in zahlreichen Schutzgebieten, historischen Stätten und Projekten wie Welikia noch sichtbar. Die Auseinandersetzung mit dieser Vergangenheit kann dabei helfen, nachhaltigere Wege für die Entwicklung von New York zu gestalten und das ökologische Erbe der Region zu bewahren.