Im Jahr 2025 befindet sich Südkoreas Kryptowährungsbranche an einem entscheidenden Wendepunkt, der maßgeblich von den politischen Ereignissen des Vorjahres und einem umfassenden regulatorischen Umbruch geprägt ist. Nach einem missglückten Putschversuch Ende 2024, ausgelöst durch den damaligen Präsidenten Yoon Suk Yeol und dessen eigenmächtige Ausrufung des Kriegsrechts, traten erhebliche politische Turbulenzen auf, die direkte Auswirkungen auf den heimischen Kryptomarkt und die ihn regulierenden Institutionen hatten. Die Finanzaufsichtsbehörden des Landes reagierten mit einer bislang nie dagewesenen Überwachung und Verschärfung der Compliance-Anforderungen gegenüber Krypto-Handelsplattformen. Gleichzeitig öffnete sich die Branche in bislang nicht gekanntem Maße für institutionelle Akteure, jedoch unter der Prämisse strenger Verifizierungsmaßnahmen und Compliance-Regelungen. Das Jahr 2024 hatte bereits Anzeichen einer Instabilität geliefert, als etwa Manipulationsvorwürfe gegen führende Börsen wie Upbit und Bithumb laut wurden und erhebliche Sicherheitslücken, teilweise durch staatlich unterstützte nordkoreanische Hackergruppen wie die berüchtigte Lazarus-Gruppe, in die Schlagzeilen gerieten.
Diese Hacker sollen im Jahr 2024 für Diebstähle in Höhe von über 1,34 Milliarden US-Dollar verantwortlich gewesen sein, darunter ein großer Angriff auf die indische Börse WazirX und auch auf Upbit selbst. Diese Sicherheitsvorfälle sensibilisierten die südkoreanischen Behörden für die Gefahren, die von unregulierten oder schwach gesicherten Plattformen ausgehen können, und führten zu einem härteren Durchgreifen, begleitet von der Gründung einer spezialisierten Ermittlungsgruppe gegen Krypto-Kriminalität. Die unter Hochdruck vorangetriebenen regulatorischen Maßnahmen zeigen sich vor allem in der Einführung und Durchsetzung des Gesetzes zum Schutz von virtuellen Vermögenswerten, das seit Juli 2024 in Kraft ist. Dieses Gesetz stellte einen bedeutenden Schritt zur rechtlichen Absicherung des Marktes dar, da erstmals klare Regeln gegen Marktmanipulationen wie Pump-and-Dump-Schemata formuliert wurden und durchgesetzt werden. Im Januar 2025 lieferten die südkoreanischen Behörden mit der ersten Anklageerhebung gegen einen mutmaßlichen Marktmanipulator ein deutliches Signal an die Branche, dass Gesetzesverstöße nicht länger toleriert werden.
Parallel dazu erließ die Finanzaufsicht eine vorläufige Betriebseinstellung gegen Upbit wegen massiver Verstöße bei der Verifizierungspflicht, was die Tendenz zu schärferen Kontrollen unterstrich. Ein weiterer maßgeblicher Faktor, der die Dynamik in Südkoreas Kryptosektor prägt, ist die fortwährende Verschiebung der steuerlichen Rahmenbedingungen. Seit dem Jahr 2022 wurde das Inkrafttreten einer 20-prozentigen Kapitalertragssteuer auf Krypto-Transaktionen mehrfach verschoben und fand bisher keine Umsetzung. Im Januar 2025 einigten sich die Gesetzgeber erneut darauf, die Steuerpflicht bis 2027 auszusetzen – ein Schritt, der einerseits den Anlegern kurzfristig Entlastung bringt, andererseits aber auch Fragen nach der zukünftigen fiskalischen Nachhaltigkeit der Kryptoaktivitäten aufwirft. Die wiederholten Aufschübe spiegeln die politische Volatilität und die daraus resultierende Unsicherheit wider, die insbesondere nach dem chaotischen Ende von Yoons Präsidentschaft verstärkt zum Tragen kam.
Die Debatte um die Öffnung des Marktes für institutionelle Investoren gestaltet sich ebenfalls als ein zentrales Thema. Historisch gesehen waren geschäftliche und ausländische Akteure durch das Fehlen eines regulatorischen Rahmens für „Real-Name“-Firmenkonten faktisch vom Börsenhandel ausgeschlossen. Der im Februar 2025 vorgestellte Fahrplan der Finanzaufsicht sieht nun eine schrittweise Einführung solcher Konten für Unternehmen vor, wobei Wohltätigkeitsorganisationen und Hochschulen als erste zur Teilnahme berechtigt sind. Zugleich werden strenge Anforderungen an Know-Your-Customer (KYC) und Geldwäscheprävention (AML) gestellt, was den Markt zwar professionalisiert, aber auch den Zugang eindämmt. Gleichzeitig setzt sich der harte regulatorische Kurs gegen nicht registrierte ausländische Handelsplattformen fort.
Im März 2025 entfernte Google auf Anweisung der südkoreanischen Behörden zahlreiche Apps unlizenzierter Börsen aus seinem Play Store, während auch Apple dem Beispiel folgte. Der beschlossene Blockade-Mechanismus zielt darauf ab, den Markt vor nicht kontrollierbaren Risiken und Kapitalflucht ins Ausland zu schützen. Daneben werden strafrechtliche Konsequenzen für nicht lizenzierte Plattformen eingeführt, was die Compliance-Hürden deutlich erhöht. Nicht zuletzt stehen in Südkorea erste rechtliche Überlegungen im Raum, Bitcoin-ETFs auf Basis von Spotmärkten zu erlauben. Diese Entwicklung könnte die institutionelle Akzeptanz von Bitcoin und anderen Kryptowährungen erheblich fördern.
Bis dato sind Krypto-Assets laut Kapitalmarktgesetz nicht als zugelassene Basiswerte für ETFs anerkannt, was die Anleger bislang einschränkte. Die aktuelle Prüfung möglicher gesetzlicher Anpassungen orientiert sich an Vergleichsmodellen aus Japan und den USA und signalisiert eine vorsichtige Öffnung gegenüber innovativen Anlageinstrumenten. Die Auswirkungen dieses komplexen Zusammenspiels aus politischer Unruhe, regulatorischen Eingriffen und wachsender institutioneller Beteiligung zeigen sich auch in den aktuellen Marktzahlen. Die Anzahl der Krypto-Investoren überschritt Anfang 2025 die Marke von 16 Millionen, was fast einem Drittel der Bevölkerung entspricht und die Beliebtheit digitaler Assets unterstreicht. Zugleich jedoch sanken die Handelsvolumina spürbar, was als unmittelbare Folge der strengeren Regulierung und der nachlassenden Spekulation interpretiert wird.
Die führende Börse Upbit verzeichnete zwischen dem letzten Quartal 2024 und dem ersten Quartal 2025 einen Rückgang der Handelsvolumen um mehr als 30 Prozent. Vor dem Hintergrund der anstehenden Präsidentschaftswahlen im Juni 2025 gewinnt die Debatte um Kryptowährungen weiter an politischem Gewicht. Die Rolle der digitalen Assets bei den letzten Wahlen und die Rolle von Politikern, die Veränderungen der Krypto-Gesetzgebung versprechen, zeigen die hohe Sensibilität des Themas in der öffentlichen Wahrnehmung. Es bleibt abzuwarten, in welche Richtung die künftige Regierung das Spannungsfeld zwischen Förderung der Innovationskraft der Blockchain-Technologien und Schutz der Anleger steuern wird. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Südkoreas Kryptomarkt gegenwärtig eine Phase der Konsolidierung und Regulierung durchläuft, die eng mit den politischen Entwicklungen im Land verzahnt ist.
Die Herausforderungen sind vielschichtig und reichen von Sicherheitsfragen über Steuerpolitik bis hin zur Einbindung von Unternehmen und institutionellen Investoren. Trotz der Turbulenzen zeigt sich die Branche resilient und wächst in Sachen Nutzerzahlen und regulatorischer Compliance. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um die Weichen für eine stabilere, transparente und zukunftsfähige Kryptolandschaft in Südkorea zu stellen.