Im Jahr 2025 steht Coinbase, eine der führenden Kryptowährungsbörsen in den Vereinigten Staaten, im Zentrum eines bedeutenden Rechtsstreits mit dem Bundesstaat Oregon. Der Fall dreht sich um den Vorwurf, dass Coinbase gegen die Wertpapiergesetze des Bundesstaates verstoßen habe, indem die Plattform den Handel mit nicht registrierten digitalen Assets ermöglichte. Diese Klage spiegelt größere Spannungen im Bereich der Kryptowährungsregulierung wider und stellt die Brisanz des Zusammenspiels zwischen staatlichen Aufsichtsbehörden und der aufstrebenden digitalen Finanzwelt dar. Die Entwicklungen in diesem Fall könnten langfristige Konsequenzen für die gesamte Kryptobranche haben und zeigen deutlich die Herausforderungen einer rechtlichen Einordnung und eines angemessenen Verbraucherschutzes in einem komplexen Markt auf. Die Maßnahmen Oregons werfen ein Licht auf die Schwierigkeit, Kryptowährungen eindeutig als Finanzinstrumente zu klassifizieren, wobei die Börse festhält, digitale Tokens nicht als Wertpapiere, sondern als digitale Waren zu betrachten.
Dies führt zu einem grundsätzlichen Streit darüber, wie das Gesetz in der Praxis angewandt wird und welche Rolle Staaten im Vergleich zur Bundesregierung einnehmen sollten. Im Zentrum der Klage steht die angebliche Verletzung von staatlichen Wertpapiergesetzen, insbesondere durch den Handel mit digitalen Assets ohne angemessene Registrierung und Offenlegung der Risiken. Eines der markanten Beispiele ist der Internet Computer Protocol (ICP) Token, dessen Wert nach der Aufnahme auf die Coinbase-Plattform von etwa 700 US-Dollar auf nur noch etwa 7 US-Dollar je Token gefallen ist. Dieses dramatische Kursverfall illustriert nach Ansicht der Kläger, welche Risiken Anleger auf der Plattform eingehen, ohne ausreichend über mögliche Verluste informiert oder geschützt zu sein. Die Klage wurde im Multnomah County Circuit Court eingereicht und zielt darauf ab, finanzielle Entschädigungen für betroffene Anleger zu erwirken und schärfere Verbraucherschutzmaßnahmen zu etablieren.
Dan Rayfield, Attorney General von Oregon, argumentiert, dass der Staat aufgrund der mangelhaften Regulierung auf Bundesebene gezwungen war, eigene Schritte einzuleiten. Denn, nachdem die US-Börsenaufsicht SEC ihre Klage gegen Coinbase im Februar 2025 eingestellt hatte, entstand eine regulatorische Lücke, die den Staaten die Aufgabe überträgt, den Schutz der Verbraucher im Kryptowährungsmarkt sicherzustellen. Die Anklage wirft Coinbase vor, die Kontrolle über die Aufnahme von Token auf der Plattform zu missbrauchen und Handelsmechanismen zu fördern, die potenziell betrügerische Praktiken wie Marktmanipulationen und sogenannte Pump-and-Dump-Schemata ermöglichen. Dabei werden digitale Assets künstlich aufgeblasen, um sie dann bei hohem Preis zu verkaufen, was vor allem Kleinanleger benachteiligt. Coinbase betont dagegen, dass die angebotenen digitalen Währungen als digitale Rohstoffe und nicht als Wertpapiere gelten, weshalb die geltenden Wertpapiergesetze hier nicht greifen sollten.
Paul Grewal, Chief Legal Officer von Coinbase, bezeichnete die Klage Oregons als eine bloße Wiederholung der von der SEC abgelehnten Vorwürfe. Er kritisiert die Bundesstaaten dafür, sich anstelle der Schaffung klarer regulatorischer Rahmenbedingungen in die Durchsetzung von Gesetzen einzumischen, was seiner Ansicht nach zu einem Flickenteppich von unterschiedlichen Regelwerken führt, die Innovationen hemmen könnten. Die Auseinandersetzung zwischen Coinbase und dem Bundesstaat Oregon symbolisiert einen tiefergehenden Konflikt zwischen föderalen und staatlichen Behörden, der sich in der sich schnell entwickelnden Welt der Kryptowährungen immer stärker bemerkbar macht. Während die Bundesregierung, insbesondere die SEC, bislang meistens moderate Durchsetzungsmaßnahmen bevorzugte, sehen sich einzelne Bundesstaaten veranlasst, mit strikteren Ansätzen zu reagieren, um die Risiken für die Anleger zu minimieren. Der Fall wirft außerdem wichtige Fragen zur Verantwortung von Handelsplattformen auf.
Als eine der größten Börsen übernimmt Coinbase eine Brückenfunktion zwischen den Käufern und Verkäufern digitaler Währungen und verfügt dabei über die Hoheit, welche Token gelistet werden. Dementsprechend sehen Kritiker eine Verpflichtung darin, nicht nur technische Infrastruktur bereitzustellen, sondern auch Anlegerschutzmechanismen und Transparenz zu gewährleisten. Der starke Kursverfall des ICP-Tokens wird in der Klage als Beweis für die Spekulationsblase und mögliche mangelhafte Due-Diligence bei der Listung solcher Vermögenswerte auf der Coinbase-Plattform angeführt. Die Forderungen seitens Oregon zielen auf finanzielle Wiedergutmachung für die durch die riskanten Handelspraktiken entstandenen Verluste sowie auf die Einführung strengerer Maßnahmen zum Schutz von Anlegern ab. Demgegenüber verneint Coinbase jegliches Fehlverhalten und verweist auf die Einhaltung aller geltenden Gesetze sowie die Nutzung von Gerichtsurteilen in ihrer Verteidigung.
Auch wenn der Ausgang des Rechtsstreits noch aussteht, reiht sich dieser in eine Serie von Verfahren ein, die das regulatorische Umfeld für Kryptowährungen weltweit prägen. Von Seiten der Behörden wird betont, dass aufgrund der hohen Volatilität, der meist fehlenden Transparenz und der Anfälligkeit für Marktmanipulationen eine strengere Kontrolle unerlässlich ist, um Verbraucherschutz und Marktintegrität zu gewährleisten. Aus Sicht der Kryptobranche dagegen ist eine exzessive oder unklare Regulierung hinderlich für Innovationen und die Entwicklung neuer Finanzprodukte, die einen offenen Zugang zum globalen Finanzsystem ermöglichen sollen. Die Entwicklungen in Oregon verdeutlichen letztlich die noch offene Frage, wie Kryptowährungen in Zukunft rechtlich eingeordnet werden. Bisher existiert eine Grauzone zwischen Wertpapieren, Rohstoffen und anderen digitalen Gütern, was erhebliche Unsicherheiten für Unternehmen und Anleger schafft.