Die National Science Foundation (NSF) stellt eine der wichtigsten Institutionen für die Förderung wissenschaftlicher Forschung in den Vereinigten Staaten dar. Als unabhängige Bundesbehörde unterstützt sie Grundlagenforschung in den Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften und verwandten Disziplinen. Doch im Mai 2025 sorgte eine überraschende Ankündigung für Aufsehen: Die NSF hat die Vergabe neuer Fördermittel eingestellt und die Finanzierung bereits bestehender Projekte ausgesetzt. Dieser Schritt löste eine Welle von Unsicherheit und Besorgnis innerhalb der internationalen Wissenschaftsgemeinde aus. Die Entscheidung entstand vor dem Hintergrund erheblicher Haushaltskürzungen.
Das Weiße Haus schlug im Mai einen Haushalt für das Fiskaljahr 2026 vor, der eine drastische Reduzierung der Mittel für die NSF um etwa 55 Prozent vorsieht. Gleichzeitig soll auch die Finanzierung der National Institutes of Health (NIH), einer weiteren zentralen Forschungsförderungsorganisation, um rund 40 Prozent gekürzt werden. Diese Sparmaßnahmen sind Teil einer breit angelegten Strategie zur Reduzierung der Ausgaben, doch sie treffen die Wissenschaft und Forschung besonders hart. Die unmittelbare Folge der Kürzungen war die Beendigung von etwa 380 Förderprojekten am 2. Mai 2025.
Bereits zuvor waren rund 1.045 weitere Förderungen eingestellt worden, sodass sich die Gesamtzahl der abgebrochenen Forschungsvorhaben auf ungefähr 1.425 beläuft. Diese Zahl umfasst Projekte unterschiedlichster Disziplinen und Forschungsgrößen und betrifft sowohl etablierte Wissenschaftler als auch Nachwuchsforscher. Die Ursachen für einen solchen Schritt sind vielschichtig.
Neben den finanziellen Einschränkungen verfolgt die NSF nach eigenen Angaben künftig eine strengere Kontrolle der Förderanträge. Diese sollen künftig stärker auf Übereinstimmung mit den „prioritären Zielen der Agentur“ geprüft werden. Details zu diesen Prioritäten wurden bisher nicht umfassend kommuniziert, doch es ist davon auszugehen, dass Forschungen mit unmittelbarem gesellschaftlichem oder wirtschaftlichem Nutzen bevorzugt werden sollen. Die Folgen für die Forschungsgemeinschaft in den USA sind gravierend. Viele laufende Projekte müssen vorzeitig beendet werden, was zu einem Verlust wertvoller wissenschaftlicher Erkenntnisse und Entwicklungen führen kann.
Insbesondere Nachwuchswissenschaftler stehen vor existenziellen Herausforderungen, da Finanzierungslücken oft ihre gesamte akademische Laufbahn beeinträchtigen. Die Unsicherheit führt zudem zu einer Abwanderung von Talenten ins Ausland, was den sogenannten „Brain Drain“ weiter anheizt. Europa und andere Länder könnten diesen Effekt zu ihrem Vorteil nutzen und hochqualifizierte Forscher anziehen, die in den USA keine ausreichende Unterstützung mehr finden. Experten warnen jedoch davor, dass eine nachhaltige Verlagerung von Forschungsressourcen internationale Kooperationen erschwert und die globale Innovationskraft negativ beeinflusst. Darüber hinaus beeinflusst die Unsicherheit rund um die Zukunft der NSF die Planung und langfristige Ausrichtung von Forschungseinrichtungen und Universitäten.
Viele Institute müssen ihre Strategien anpassen und gleichzeitige Förderer suchen. Die Rolle privater Stiftungen und Unternehmen wird dabei immer wichtiger, um Forschungsvorhaben überhaupt noch realisieren zu können. Ein weiterer Aspekt der neuen Förderpolitik betrifft die Anforderungen an die Einreichung von Förderanträgen. Die verstärkte Kontrolle auf Übereinstimmung mit Behördenzielen könnte dazu führen, dass grundlegende oder herausfordernde Forschungsansätze weniger finanziert werden. Kritiker sehen darin eine Gefahr für die Wissenschaftsfreiheit und Innovation, da besonders explorative und risikoreiche Projekte oft die größten Durchbrüche ermöglichen.
Die NSF selbst betont jedoch, dass bereits zugeordnete Mittel für bestehende Förderungen nicht eingefroren sind, sondern weiter fließen. Die Einstellung betrifft neuer Förderanträge und die Finanzierung von Projekten, die in den Augen der Agentur nicht den neuen Prioritäten entsprechen. Diese differenzierte Herangehensweise soll helfen, den Schaden zumindest teilweise zu begrenzen. Die Reaktionen aus Wissenschaft und Politik sind gemischt. Während einige betonen, dass finanzielle Verantwortung notwendig sei, warnen andere vor den langfristigen Konsequenzen der Kürzungen.
Wissenschaftliche Organisationen, Hochschulverbände und Forschervereinigungen setzen sich dafür ein, den Dialog mit der Regierung zu suchen und für ausreichende Mittel zu werben. In der breiteren Öffentlichkeit sorgte die Meldung über die Krise bei der NSF für wenig Aufmerksamkeit. Wissenschaftliche Forschung wird oft nicht als unmittelbar dringliches Thema wahrgenommen, obwohl sie der Motor für technologische und gesellschaftliche Fortschritte ist. Experten fordern daher eine stärkere Sensibilisierung und Wertschätzung von Wissenschaft in der Gesellschaft. Die gegenwärtige Situation wirft grundlegende Fragen über die Rolle von Forschung und Entwicklung in der US-amerikanischen Gesellschaft auf.
In Zeiten zunehmenden globalen Wettbewerbs, etwa mit China und der Europäischen Union, ist die Sicherung von Innovationskraft ein strategisches Anliegen. Die Einschnitte bei der NSF könnten diese Position schwächen und langfristig den wirtschaftlichen Wohlstand beeinträchtigen. Darüber hinaus ist die Krise auch ein Beispiel für die komplexen Herausforderungen, denen öffentliche Forschungseinrichtungen gegenüberstehen. Finanzielle Zwänge, politische Einflüsse und gesellschaftliche Erwartungen stehen im Spannungsfeld, das nachhaltige Forschungsförderung erschwert. Für die Zukunft sind mehrere Szenarien denkbar.
Sollte der US-Kongress die Budgetkürzungen nicht abschwächen oder rückgängig machen, könnten weitere Projekte eingestellt und Förderprogramme reduziert werden. Alternativ könnten neue politische Initiativen für eine Stabilisierung der Finanzierung sorgen. Wissenschaftler und Institutionen müssen sich darüber hinaus an eine veränderte Landschaft anpassen. Strategien zur Diversifizierung von Finanzierungsquellen, internationale Kooperationen und eine stärkere Einbindung der Öffentlichkeit werden an Bedeutung gewinnen. Abschließend zeigt die Situation bei der National Science Foundation die Zerbrechlichkeit von Forschungsförderung in einem politisch und wirtschaftlich volatilen Umfeld.
Die Wissenschaftsgemeinschaft ist gefordert, ihre Bedürfnisse klar zu kommunizieren und innovative Wege der Finanzierung und Organisation zu finden, um die Basis für künftige Entdeckungen und Entwicklungen zu sichern. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um den Schaden zu begrenzen und die Weichen für eine nachhaltige und erfolgreiche Forschungslandschaft in den USA zu stellen.