Die Regulierung von Stablecoins in den Vereinigten Staaten gewinnt zunehmend an Bedeutung. Als ein wichtiger Eckpfeiler der Kryptoökonomie gelten Stablecoins als Brücke zwischen traditionellem Finanzsystem und digitaler Währungswelt. Ein Gesetzesentwurf namens GENIUS Act, der speziell zur Schaffung eines rechtlichen Rahmens für Stablecoins dienen sollte, scheiterte im Mai 2025 knapp an einer entscheidenden Abstimmung im US-Senat. Dieses Ergebnis wirft Fragen auf, wie es mit der Stabilisierung und Regulierung dieses Marktes nun weitergeht. Stablecoins haben in den letzten Jahren eine enorme Popularität erlangt.
Sie ermöglichen Transaktionen mit Kryptowährungen, bei denen digitale Token mit einem stabilen Wert, meist gekoppelt an den US-Dollar, gehandelt werden. Diese Stabilität macht Stablecoins für institutionelle Investoren, Privatpersonen und Unternehmen attraktiv, die Blockchain-Technologie nutzen wollen, ohne sich der hohen Volatilität von Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether auszusetzen. Gleichzeitig sorgen starke Schwankungen oft für regulatorische Bedenken, insbesondere wenn das Vertrauen von Verbrauchern und Investoren gefährdet ist. Deshalb strebt der US-Kongress eine umfassende Regulierung an, um Verbraucher zu schützen und die Integrität des Finanzsystems zu wahren. Der GENIUS Act (Guiding and Establishing National Innovation for US Stablecoins Act) sollte genau diese notwendige Regulierung liefern.
Er zielte darauf ab, klare Vorschriften für Emittenten von Stablecoins zu etablieren, um Transparenz, Sicherheit und Vertrauen im Markt zu fördern. Doch am 8. Mai 2025 scheiterte die Abstimmung im Senat mit einem knappen Ergebnis von 48 gegen 49 Stimmen. Ein Hauptgrund für das Scheitern waren Vorbehalte vieler demokratischer Senatoren, die politische und ethische Bedenken äußerten, insbesondere in Bezug auf die Verbindungen des ehemaligen Präsidenten Donald Trump zur Kryptobranche. Die Einbindung politischer Kontroversen hat den Gesetzgebungsprozess unverkennbar erschwert.
Die Verbindungen von Donald Trump und seiner Familie zum Stablecoin USD1 und zur Plattform World Liberty Financial werfen Konflikte hinsichtlich potenzieller Interessenkonflikte und Korruption auf. Berichte, dass Trumps Söhne als „Web3-Botschafter“ für die Plattform fungieren und der Präsident selbst in große Kryptobestände investiert sein soll, tragen zur Skepsis gegenüber einem Gesetz bei, das diese Verbindungen nicht adressiert. Die Demokraten forderten daher eine eingehendere Prüfung und eine Lösung dieser Aspekte, bevor sie einem Stabilitätsgesetz zustimmen könnten. Nach der gescheiterten Abstimmung machte der republikanische Mehrheitsführer im Senat, John Thune, jedoch eine Bewegung zur erneuten Prüfung des Gesetzes. Dies öffnete die Tür für eine baldige Wiederaufnahme der Debatte.
Während die Republikaner offenbar wenig geneigt sind, die umstrittenen Punkte im Gesetz zu ändern – insbesondere nicht jene, die politische Investitionen in Kryptowährungen betreffen –, versuchen verschiedene Akteure aus beiden Parteien, eine gemeinsame Basis zu finden. Die politische Landkarte bleibt jedoch gespannt, da grundlegende Differenzen in Bezug auf Transparenz, Befürchtungen von Missbrauch und die Rolle der Exekutive bestehen. Experten aus der Blockchain-Community und der Finanzpolitik sehen die aktuelle Verzögerung nicht unbedingt als Nachteil. Liat Shetret von der Analytikfirma Elliptic betont, dass eine Pause Zeit bieten kann, um die Vorschriften zu präzisieren und Bedenken von Gesetzgebern zu adressieren. Eine stabile und gut durchdachte Regulierung ist essentiell, um Investorenvertrauen zu stärken und Risiken zu minimieren.
Eine übereilte Gesetzesverabschiedung ohne breite Unterstützung könnte hingegen zu Unsicherheiten und weiteren Konflikten führen. Ein weiterer Druck kommt von politischen Aktionskomitees wie Fairshake, die Millionen in Wahlkampffinanzierungen gesteckt haben und ein Interesse an einer zeitnahen Verabschiedung einer Stablecoin-Regulierung haben, um den Markt zu stabilisieren und Klarheit für Unternehmen zu schaffen. Da die Zwischenwahlen in 2026 anstehen, bleibt die politische Agenda auch hinsichtlich der Wiederwahlchancen mancher Kandidaten relevant. Neben den politischen Auseinandersetzungen beeinflussen auch wirtschaftliche und technologische Faktoren das Schicksal des Gesetzes. Die Kryptomärkte sind volatil und empfindlich gegenüber regulatorischen Ankündigungen.
Große Investitionen in Stablecoins wie USD1 und deren geplanter Einsatz bei milliardenschweren Transaktionen, etwa mit Binance, unterstreichen die wirtschaftliche Dimension. Zugleich mahnen Kritiker zur Vorsicht, um Prämien für Insiderhandel, Geldwäsche oder sogar politische Einflussnahme zu verhindern. Zusätzlich zu den Konflikten um Trump und seine Verbindungen wurden auch alternative Gesetzesvorschläge eingebracht, die einige der wichtigsten Sicherheits- und Transparenzfragen adressieren. So gibt es Initiativen, die darauf abzielen, Mitgliedern von Regierung und Kongress sowie deren Familien den Handel mit besonders volatilen Kryptowährungen und Memecoins zu untersagen, um Interessenskonflikte systematisch zu vermeiden. Senatorinnen wie Elizabeth Warren und Chris Van Hollen fordern Trumps vollständige Abkehr von seinen Kryptobeständen, bevor er sich an Staatsgeschäften beteiligt, die diese Technologie tangieren.
Die unklare Lage im Senat deutet darauf hin, dass weitere intensive Debatten folgen werden. Die zentralen Fragen betreffen das Gleichgewicht zwischen Innovation und Regulierung, wirtschaftliche Chancen und potenzielle Risiken sowie politische Transparenz und Integrität. Während die Republikaner eher auf eine selbstregulierende Branche setzen und regulatorischen Eifer begrenzen möchten, plädieren viele Demokraten für stärkere Kontrollmechanismen und klare, umfassende Regeln. Vor dem Hintergrund dieser komplexen Gemengelage sind die nächsten Schritte für das US-Stablecoin-Gesetz entscheidend. Sollte die GOP den Gesetzentwurf erneut unverändert zur Abstimmung stellen, bleibt offen, ob die erforderliche qualifizierte Mehrheit zur Überwindung eines Filibusters erreicht wird.
Die politische Dynamik und der Druck von Interessenvertretern könnten eine Rolle spielen, ebenso wie die öffentliche Meinung und mögliche weitere Skandale rund um Politiker mit Krypto-Verbindungen. In einem breiteren Kontext nimmt die weltweite Regulierung von Kryptowährungen Fahrt auf. US-Politik muss dabei nicht nur innerhalb der eigenen Grenzen agieren, sondern auch internationale Entwicklungen im Blick behalten. Kooperationen und Standards auf globaler Ebene könnten den Rahmen für nationale Vorschriften setzen und den Umgang mit digitalen Assets langfristig prägen. Die Stabilisierung und Regulierung von Stablecoins im US-Markt bleibt somit ein zentrales Thema von erheblicher Tragweite.
Die nächste Phase im Gesetzgebungsprozess wird zeigen, wie flexibel und einflussreich die beteiligten politischen Akteure sind und welche Kompromisse möglich sind. Für Unternehmen, Investoren und Verbraucher ist es essenziell, die Entwicklung aufmerksam zu verfolgen, denn sie bestimmt maßgeblich die Zukunft der digitalen Währung in der größten Volkswirtschaft der Welt.