Interviews mit Branchenführern

Huawei the Hydra: Aufstieg, Herausforderungen und die Zukunft eines Technologiegiganten

Interviews mit Branchenführern
Huawei the Hydra

Die Geschichte von Huawei zeigt den bemerkenswerten Aufstieg eines chinesischen Technologiekonzerns, der sich von einem kleinen Telekommunikationsanbieter zu einem globalen Player entwickelt hat. Der Text beleuchtet die strategischen Maßnahmen, politischen Herausforderungen und technologischen Innovationen, welche Huawei heute zu einem unverzichtbaren Akteur in der globalen Technologiebranche machen.

Huawei hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von einem kleinen örtlichen Anbieter für Telekommunikationsgeräte zu einem der mächtigsten Technologieunternehmen weltweit entwickelt. Gegründet im Jahr 1987 in Shenzhen, startete Huawei als kleines Unternehmen, das Telefonschalter lieferte. Heute generiert der Konzern Umsätze in Milliardenhöhe, mit einem breiten Portfolio, das von 5G-Infrastruktur über Smartphones bis zu Künstlicher Intelligenz und Elektrofahrzeugtechnologien reicht. Dabei ist das Unternehmen untrennbar mit Chinas digitaler Aufstiegsstrategie verknüpft und spielt eine Schlüsselrolle in der Digitalen Seidenstraße, einer globalen Initiative, die digitale Infrastruktur unter chinesischer Führung ausbaut. Diese Entwicklung wirft wichtige Fragen hinsichtlich Technologieunabhängigkeit, geopolitischen Spannungen und der Zukunft der globalen Innovationslandschaft auf.

Die Gründung und das frühe Wachstum von Huawei müssen im Kontext der chinesischen Bemühungen gesehen werden, technologische Abhängigkeiten von westlichen Industrienationen zu reduzieren. In den 1980er Jahren herrschte in China große Sorge über die vollständige Abhängigkeit von ausländischer Telekommunikationsausrüstung von Firmen wie Ericsson, Nokia oder Siemens. Das Ziel war es, die technologische Souveränität zu stärken – ein Land ohne eigene programmierbare Switches wurde mit einer Armee ohne Waffen verglichen. Um dies zu erreichen setzte die chinesische Regierung auf eine Strategie, die ausländisches Know-how durch Joint Ventures ins Land holte. Shanghai Bell, ein Gemeinschaftsunternehmen mit einer belgischen Tochterfirma, war einer der Vorreiter dieser Strategie und bildete zahlreiche chinesische Ingenieure aus, die später für die Entwicklung eigener Technologien von großer Bedeutung waren.

Parallel zu diesen staatlich geförderten Initiativen entstanden mehrere Wettbewerber im heimischen Markt, darunter Huawei, ZTE, Datang und Great Dragon. Während Great Dragon zunächst als Staatsfavorit galt, konnte es aufgrund technischer Probleme nicht die erhoffte Marktführerschaft erlangen. Huawei hingegen setzte auf eine aggressive, wettbewerbsorientierte Führung unter Ren Zhengfei, dem Gründer und CEO, der einen militärischen Führungsstil und eine sogenannte „Wolfskultur“ implementierte. Diese Unternehmenskultur förderte Ambition, harte Arbeit und Loyalität, was nicht nur das interne Engagement, sondern auch die Innovationskraft stark ankurbelte. Huawei investierte intensiv in Forschung und Entwicklung und engagierte Spitzenkräfte, denen es großzügige Gehälter und die Möglichkeit bot, an modernster Technologie zu arbeiten.

Dabei verband das Unternehmen eine nationalistische Brandingsprache mit einer globalen Expansionsstrategie. Von Beginn an baute Huawei weltweite Forschungszentren in den USA und Europa auf, kooperierte mit internationalen Unternehmen wie Nokia und Motorola und initiierte Forschungskooperationen mit Universitäten rund um den Globus. Doch gleichzeitig sah sich Huawei immer wieder mit Vorwürfen konfrontiert, geistiges Eigentum kopiert oder gestohlen zu haben, was in Feldern wie Patentstreitigkeiten und Gerichtsverfahren gegen Konkurrenten gipfelte. Die internationale Expansion von Huawei begann zunächst in weniger betroffenen Ländern des Westens, darunter in Teilen des Nahen Ostens und Afrikas. Dabei gelang es Huawei regelmäßig, westliche Wettbewerber durch günstigere Preise und chinesische Staatsunterstützung zu überbieten.

Die Rolle der staatlichen China Development Bank, die Milliardenkredite für Infrastrukturprojekte vergab, war dabei entscheidend. Mit politischer Rückendeckung von chinesischen Spitzenpolitikern wurde Huawei zu einem Symbol des chinesischen Innovationswillens und wirtschaftlichen Ehrgeizes. Der entscheidende Durchbruch gelang Huawei im Jahr 2005, als Großbritannien zustimmte, die Ausrüstung des Unternehmens für seine Telekommunikationsnetze einzusetzen. Dies öffnete Huawei Tür und Tor für den europäischen Markt und später auch für weite Teile des restlichen Westens. Bereits 2015 lieferte Huawei etwa die Hälfte der 4G-Netzwerkinfrastruktur in Europa und war 2020 der weltweit führende Smartphonehersteller.

Damit hatte Huawei die internationale Akzeptanz und Anerkennung erlangt, die man lange angestrebt hatte. Trotz dieses Erfolgs wuchsen Misstrauen und geopolitische Spannungen, vor allem mit den Vereinigten Staaten. Anfangs gab es Bedenken bezüglich der Nutzung von Huawei-Technik in Konfliktregionen wie dem Irak sowie durch Länder, gegen die internationale Sanktionen verhängt wurden, wie Iran. Untersuchungen und Berichte vermittelten den Eindruck, dass Huawei-Ausrüstung für Überwachungszwecke genutzt wurde, darunter mutmaßlich auch zur Überwachung ethnischer Minderheiten in China selbst. Diese Vorwürfe führten zu einem umfangreichen Bann gegen Huawei in den USA, Australien und später weiteren Ländern, die den chinesischen Technologieriesen vom Aufbau von 5G-Infrastrukturen ausschlossen.

Der US-Technologiekrieg gegen Huawei erreichte im Mai 2019 mit der Aufnahme des Konzerns auf die sogenannte „Entity List“ einen Höhepunkt. Mit dieser Maßnahme wurden amerikanische Unternehmen verboten, Huawei mit wichtigen Chips und Software zu beliefern. Besonders gravierend war der technische Entzug hochwertiger Chiptechnologien und die Sperre bei der Beschaffung durch taiwanesische Produktionstechniken. In der Folge veräußerte Huawei 2020 seine Smartphone-Sparte Honor, um wirtschaftlich wieder handlungsfähig zu bleiben. Dennoch sank der Gesamtumsatz deutlich.

Der Druck von außen veranlasste Huawei dazu, massiv in die Unabhängigkeit bei zentralen Schlüsseltechnologien zu investieren. Das Unternehmen setzte alles daran, eigene Halbleiterchips und eigene Betriebssysteme zu entwickeln und die Lieferketten zu sichern. Diese strategische Neuausrichtung wurde mit militärischer Dramatik und einem Gefühl des Überlebenskampfes betrieben, bei dem die Entwickler und Ingenieure lange Arbeitszeiten in Kauf nahmen und sich mit einer Bildersprache des Durchhaltevermögens motivierten. Gleichzeitig sind diese Sanktionen nicht nur als Angriff auf Huawei zu verstehen, sondern als ein Signal im sich verschärfenden Technologiekonflikt zwischen den USA und China. Es wird immer offensichtlicher, dass die Sanktionen auch ungewollte Effekte zeitigten.

Die forcierte Selbstversorgung Chinas mit Chips und Betriebssystemen entstand durch diese Maßnahmen mit enormer Geschwindigkeit und führte zu technologischen Innovationen, die ohne den Druck womöglich nicht erreicht worden wären. Huawei zeigte diese Transformation exemplarisch, indem das Unternehmen 2023 erstmals ein 5G-Smartphone mit vollständig chinesischen Prozessoren vorstellte. Ein Jahr später präsentierte Huawei ein komplett eigenes Betriebssystem namens HarmonyOS Next – ein wichtiger Schritt weg von der Abhängigkeit von Google oder anderen westlichen Softwareanbietern. Wichtige Branchen in China, von der Elektromobilität bis zur Künstlichen Intelligenz, profitieren heute von Huaweis Chips und Technologien. Die Frage, ob die US-Sanktionen letztlich zur Stärkung der chinesischen Technologieriesen beigetragen haben, bleibt zentral für zukünftige geopolitische Strategien.

Huaweis Entwicklung spiegelt damit das komplexe Zusammenspiel von globalen Märkten, technologischem Wettbewerb und geopolitischen Interessen. Ren Zhengfei, der Gründer und immer noch zweiteilige Kopf von Huawei, gilt heute als eine Schlüsselfigur für den chinesischen Technologieaufstieg. Sein Führungsstil, seine strategische Vision und der Aufbau einer „nationalen Champion“ genannten Firma sind eng verbunden mit Chinas gesamtem Modernisierungs- und Innovationsprozess. Dabei ist Huawei kein Modell demokratischer Unternehmensführung, sondern operiert mit einer strikten Hierarchie und oft harten Anreizen, was auch in westlichen Medien kontrovers beurteilt wird. Die Bedeutung Huaweis reicht heute weit über den wirtschaftlichen Erfolg hinaus.

Das Unternehmen ist ein Symbol für Chinas aufstrebende Technologiemacht und zugleich ein zentraler Akteur in den Diskussionen um digitale Souveränität, Cybersicherheit und die globale Rolle neuer Technologien. Mit dem Aufstieg Huaweis ist auch eine neue Phase internationaler Spannungen und technopolitischer Konkurrenz verbunden, in der Fragen von Vertrauen, Regulationspolitik und nationalen Sicherheitsinteressen neu verhandelt werden. Huawei the Hydra, wie manche Kommentatoren das Unternehmen nennen, weil es wie die vielköpfige Wasserschlange der Mythologie immer wieder neue Kräfte entwickelt und sich von Rückschlägen erholt, spielt dabei eine Schlüsselrolle. Die Fähigkeit Huaweis, Herausforderungen zu überstehen und gestärkt daraus hervorzugehen, zeigt sich in seinem Engagement für Forschung und Entwicklung, der Fokussierung auf Innovation und einem stark nationalistisch geprägten Führungsethos. Zukunftsweisend ist auch Huaweis Beitrag zu Chinas ehrgeizigen Plänen für eine selbstständige Halbleiterproduktion, die von umfassenden staatlichen Unterstützungen begleitet wird.

Die Entwicklung eigener Lithografiemaschinen, die bislang von wenigen globalen Konzernen kontrolliert werden, ist ein Beleg für Huaweis wachsendes technisches Know-how und Chinas Bestreben, bei Kerntechnologien unabhängig zu werden. Insgesamt steht Huawei an der Schnittstelle einer neuen Ära globaler Technologiedynamiken, die von verschärften Handelskonflikten und einem Wettlauf um digitale Innovation geprägt ist. Trotz bedeutender Widerstände, Sanktionen und eines schwierigen internationalen Umfelds bleibt das Unternehmen ein bedeutender Treiber für Chinas technologische Transformation und ein wesentlicher Akteur auf der Weltbühne. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie Huawei seine Rolle als globaler Innovator und Pionier in einem sich wandelnden geopolitischen Umfeld behaupten kann.

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