Das französische Unternehmen Orano, das weltweit für seine Aktivitäten im Bereich der nuklearen Brennstoffe bekannt ist, hat juristische Schritte gegen die Republik Niger eingeleitet. Anlass für die Klage sind schwerwiegende Vorfälle, die sich Anfang Mai 2025 zugetragen haben. Am 5. Mai wurde das Personal der Orano-Tochtergesellschaften in der Hauptstadt Niamey durch Sicherheitskräfte des Landes festgenommen, und wesentliche firmeneigene Materialien, darunter elektronische Geräte und Mobiltelefone, wurden beschlagnahmt. Die Situation spitzte sich insbesondere durch die Inhaftierung des Direktors von Orano Mining Niger zu, der schließlich zu einer undurchsichtigen Sicherheitsbehörde gebracht wurde und seitdem nicht mehr erreichbar ist.
Orano beklagte daraufhin die Arbiträrhaft, die illegale Inhaftierung und die ungerechtfertigte Beschlagnahmung von Eigentum der nigrischen Tochtergesellschaften und kündigte an, eine Klage vor den nationalen Gerichten von Niger einzureichen. Das Unternehmen kritisierte den staatlichen Eingriff scharf und äußerte Sorgen um die Sicherheit aller Mitarbeiter vor Ort. Die Eskalation folgte auf die Übernahme der Kontrolle über das Uranbergwerk durch die Militärregierung Nigerias. Seit Dezember 2024 hat Orano laut eigenen Angaben die Kontrolle über seine operationellen Aktivitäten in Niger verloren und hat bereits internationale Schiedsverfahren gegen den Staat Niger angestrengt. Die Spannungen sind Teil einer breiter angelegten regionalen Entwicklung, die in Niger, aber auch in den Nachbarländern Mali und Burkina Faso zu beobachten ist.
Diese Länder bemühen sich zunehmend darum, größere Kontrolle über ihre Ressourcen zu erlangen. Gleichzeitig kommt es vermehrt zu staatlichen Beschlagnahmungen von Vermögenswerten ausländischer Bergbauunternehmen und der Aufkündigung von Betriebslizenzen. Diese Vorgehensweise ist Ausdruck eines politischen Wandels, bei dem die souveräne Kontrolle über Bodenschätze gestärkt werden soll. Die Entwicklung hat große Auswirkungen auf den globalen Uranmarkt und die Versorgung mit diesem Rohstoff, der für die Kernenergieindustrie von Bedeutung ist. Die Maßnahme der nigrischen Behörden, die mehrere Orano-Dienststellen betraf, wurde ohne offizielle rechtliche Grundlage durchgeführt.
Dies hat mehrfach Kritik von Seiten internationaler Wirtschaftsbeobachter und Menschenrechtsorganisationen hervorgerufen. Orano stellt nicht nur den wirtschaftlichen Schaden heraus, sondern auch die Gefahr, die für die Sicherheit seiner Mitarbeiter in einem politisch turbulenten Umfeld besteht. Die Kombination aus politischer Unsicherheit, willkürlichen Eingriffen und hohem Druck seitens der Regierungsführung erschwert die operative Planung und gefährdet Investitionen in einer Region, die über bedeutende Uranvorkommen verfügt. Neben den negativen Entwicklungen in Niger verfolgt Orano parallel aktiv Pläne, seine globale Präsenz auszubauen. Unter anderem hat das Unternehmen kürzlich eine Kooperation mit dem usbekischen Bergbauunternehmen Navoiyuran für das südliche Djengeldi-Uranprojekt geschlossen.
Dieser Joint Venture mit der Bezeichnung Nurlikum Mining bringt das Projekt unter die operative Kontrolle von Navoiyuran. Diese strategische Partnerschaft soll die Abhängigkeit von instabilen Regionen wie Westafrika reduzieren und Orano helfen, seine Position auf dem Weltmarkt langfristig zu sichern. In der Vergangenheit war Niger für Orano ein wichtiger Standort hinsichtlich der Uranförderung. Die Region beherbergt einige der reichsten Uranvorkommen der Welt, die für die französische Nuklearindustrie und globale Märkte von großer Bedeutung sind. Der Uranabbau und die Verarbeitung in Niger trugen maßgeblich zur Versorgung der europäischen Atomkraftwerke bei.
Die jüngsten Ereignisse markieren jedoch einen Wendepunkt in den Beziehungen zwischen der nigrischen Regierung und den ausländischen Bergbauinvestoren, da die Sicherheitskrise und die wirtschaftlichen Einschränkungen die künftige Zusammenarbeit bedrohen. Die Situation ist zudem ein Spiegelbild der breiteren geopolitischen Dynamik in der Sahelzone, in der mehrere Länder Herausforderungen durch politische Instabilität, Militärcoups und wachsenden Nationalismus erleben. Die Kontrolle und Nutzung natürlicher Ressourcen werden zunehmend zum Instrument politischer Macht. Dies setzt Unternehmen wie Orano unter erheblichen Druck und erfordert eine Neuausrichtung der Geschäftsstrategien, um Risiken zu minimieren und alternative Einnahmequellen zu erschließen. Für das Unternehmen Orano ist es entscheidend, den Rechtsweg zu beschreiten, um seine Rechte als Investor zu schützen und auf die Einhaltung geltender gesetzlicher und vertraglicher Regelungen hinzuwirken.
Die Klage in Niger ist daher nicht nur ein juristisches Mittel, sondern auch ein Signal an die internationalen Märkte und Regierungen, dass willkürliche Maßnahmen gegen ausländische Unternehmen nicht ohne Konsequenzen bleiben. Die Verhandlungen und gerichtlichen Auseinandersetzungen werden mit Spannung verfolgt, da sie auch weitreichende Auswirkungen auf Investitionsbedingungen in der gesamten Region haben könnten. Zusammenfassend zeigt die Klage von Orano in Niger exemplarisch die komplexen Herausforderungen, mit denen Bergbauunternehmen in politisch instabilen Ländern konfrontiert sind. Die Kombination aus Sicherheitsbedenken, wirtschaftlichen Eingriffen und geopolitischen Spannungen macht eine langfristige Planung schwierig. Gleichzeitig eröffnen sich durch neue Partnerschaften in anderen Regionen Chancen, die Abhängigkeiten von bestimmten Märkten zu reduzieren.
Die kommenden Monate werden entscheidend sein, wie sich das Verhältnis zwischen Orano und Niger weiterentwickelt und inwieweit rechtliche und diplomatische Bemühungen zu einer Lösung führen können.