Ein schockierender Strafprozess in Australien hat die Öffentlichkeit in seinen Bann gezogen: Erin Patterson, eine 50-jährige Frau aus dem Bundesstaat Victoria, steht vor Gericht, weil sie angeblich eine tödliche Pilzmahlzeit für ihre Verwandten zubereitet und serviert haben soll. Drei ihrer Verwandten starben, nachdem sie gemeinsam eine Mahlzeit mit tödlichen sogenannten Knollenblätterpilzen – bekannt als death cap mushrooms – verzehrt hatten. Ein weiterer Gast überlebte schwer verletzt. Der Fall fasziniert und erschüttert gleichermaßen, denn er wirft Fragen zu Absicht, familiärem Umgang und dem Umgang mit gefährlichen Lebensmitteln auf. Die Anklage lautet auf dreifachen Mord und einen versuchten Mord.
Erin Patterson wird vorgeworfen, ihren ehemaligen Schwiegereltern Don und Gail Patterson sowie deren Schwester Heather Wilkinson das Gift in Form eines klassischen Beef Wellington gereicht zu haben, das Pilzpaste enthielt. Ein weiterer Gast, der örtliche Pastor Ian Wilkinson, überlebte nach medizinischer Behandlung, war jedoch stark erkrankt. Im Fokus des Prozesses steht vor allem die Frage, ob Erin Patterson absichtlich gehandelt hat oder ob es sich um eine tragische Verkettung unglücklicher Umstände handelte. Die Umstände des Essens und der Giftaufnahme sind besonders unfassbar. Es wird berichtet, dass Erin Patterson ihren Gästen das Essen auf grauen Tellern servierte, während sie selbst von einem kleineren, andersfarbigen Teller aß.
Ein Gast witzelte später während der Untersuchung darüber, ob ihr vielleicht das Geschirr ausgegangen sei. Diese Detailbeobachtung hat die Ermittler und die Jury emotional stark beschäftigt, denn die unterschiedliche Behandlung der Teller gilt als möglicher Hinweis auf eine bewusste Handlung. Im Prozess spielen auch digitale Spuren eine wichtige Rolle. Erin Patterson hatte in sozialen Medien darüber gepostet, dass sie Pilze mit einem Dörrautomaten zubereite. Sie erwähnte sogar, dass sie "pulverisierte Pilze in allem verstecke" – ein Kommentar, der nun als belastend gewertet wird.
Die Polizei fand ihre Fingerabdrücke auf dem Dörrautomaten wieder, der nach dem Mittagessen entsorgt wurde und positiv auf Knollenblätterpilze getestet wurde. Darüber hinaus gibt es Hinweise durch Mobilfunkdaten, die sie in eine Region führten, in der die giftigen Pilze wild wachsen. Die Verteidigung hingegen plädiert darauf, dass es sich um einen traurigen Unfall handelt. Erin Patterson habe keinesfalls die Absicht gehabt, jemandem zu schaden, sondern habe aus Unwissenheit und vielleicht Verzweiflung gehandelt. Sie gab zu, einige Angaben gemacht zu haben, die nicht der Wahrheit entsprachen, erklärte dies jedoch mit Panikreaktionen angesichts der dramatischen Situation.
Die Verteidigung schildert sie als großzügige und herzliche Person innerhalb der Familie, die niemals tödlichen Schaden verursachen wollte. Das Gericht sieht sich zunehmend mit einem komplexen Geflecht aus Tatsachen, Behauptungen, medizinischen Gutachten und zwischenmenschlichen Dynamiken konfrontiert. Ein zentrales Thema ist die Absichtserklärung. Während die Staatsanwaltschaft belegen will, dass Erin Patterson die Pilze bewusst als tödliches Mittel eingesetzt hat, argumentiert die Verteidigung, dass keine Beweise für eine solche Tötungsabsicht vorliegen. Die Opfer waren eng mit der Familie verbunden.
Don und Gail Patterson waren die Eltern von Erin Pattersons damaligem Ehemann, Simon Patterson, der jedoch aus privaten Gründen kurz vor dem Essen abgesagt hatte. Auch Heather Wilkinson, die Schwester von Gail Patterson, nahm teil. Die familiären Spannungen und das Vorhandensein von Krankheiten im Vorfeld lassen die Frage offen, ob es einen tiefsitzenden Konflikt gab oder ob die vorgebrachte Krebsdiagnose von Erin Patterson eine reine Tarnung war, um die Gäste unter Ausschluss ihrer Kinder einzuladen. Während das Gericht tagt, ist das öffentliche Interesse groß. Die Medien berichten ausführlich über jeden Prozessschritt, doch die Richter haben umfassende Maßnahmen zum Schutz der Jury erlassen, darunter die Abgeschirmung der Geschworenen während der Beratungen, um unbeeinflusste Urteile zu gewährleisten.
Eine weitere Facette des Prozesses betrifft die Herkunft der Pilze. Erin Patterson behauptete, die Pilze entweder im Supermarkt gekauft oder aus Asialäden bezogen zu haben. Gesundheitsbehörden konnten bei der Überprüfung dieser Angaben jedoch keine entsprechenden Pilzprodukte finden oder entdecken, die mit den tödlichen Pilzen in Verbindung gebracht werden könnten. Das nährt die Spekulation, dass sie möglicherweise selbst Pilze gesammelt hat – was sie in einigen Aussagen bestritten hatte. Knollenblätterpilze sind in Australien besonders heimtückisch.
Sie wachsen meist in Verbindung mit Eichenbäumen und sind sehr giftig. Bereits in sehr kleinen Mengen können sie zu massiven Leberschäden und zum Tod führen. Dieses Wissen über die Gefährlichkeit der Pilze verstärkt die Aufmerksamkeit des Gerichts auf die Frage, inwieweit Erin Patterson von der Gefährlichkeit wusste. Der Prozess gibt zudem Aufschluss über die Bedeutung von DNA-Spuren, digitalen Beweisen und Verhaltenspsychologie in modernen Strafverfahren. Die Tatsache, dass Erin Patterson nach dem Mittagessen einen Dörrautomaten entsorgte, der später auf die gefährlichen Pilze getestet wurde, lässt den Verdacht entstehen, dass sie mögliche Beweise beseitigen wollte – ein Punkt, der ihr sehr negativ ausgelegt wird.
Ihre Erklärung, es sei ein reflexartiger Händedruck aus Angst gewesen, kann die Jury vor Herausforderungen stellen. Die tragische Geschichte von Erin Patterson und ihrer Familie zeigt beispielhaft, wie gefährlich der unsachgemäße Umgang mit Wildpilzen sein kann. Zugleich eröffnet der Fall Diskussionen über den Einfluss psychischer Belastung und Panikreaktionen in extremen Situationen und wie dies das Verhalten eines Menschen verändern kann. Während der Prozess weiterläuft, wird das Gericht versuchen, eine klare Linie zwischen absichtlicher krimineller Handlung und tragischem Unfall zu ziehen. Das Urteil wird weitreichende Folgen für das Verständnis von Lebensmittelvergiftungen und deren strafrechtliche Bewertung in Australien und darüber hinaus haben.
Erin Pattersons Fall hinterlässt eine tieftraurige Bilanz: Drei Tote und ein Überlebender mit bleibenden Gesundheitsproblemen, ein schwer erschüttertes Familiensystem und eine Gesellschaft, die sich mit dem sensiblen Thema Pilzvergiftung, Vertrauen und juristischer Gerechtigkeit auseinandersetzen muss. Die kommenden Tage des Prozesses werden zeigen, ob das Gericht eine klare Schuldzuweisung vornehmen kann oder ob die Tragödie als Beispiel für menschliches Versagen in einer ausweglosen Situation in Erinnerung bleibt.