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OS/2: Aufstieg und Fall eines halben Betriebssystems – Die Geschichte von IBM und Microsofts gemeinsamer Entwicklung

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Half an operating system: The triumph and tragedy of OS/2

Die Geschichte von OS/2 ist eine faszinierende Erzählung über Innovationskraft, strategische Fehler und den Wandel der Computerindustrie. Dieser Text beleuchtet den Aufstieg und das Scheitern von OS/2, das einst als Hoffnungsträger für IBM galt und heute als Beispiel für gescheiterte Kooperationen und Marktstrategien steht.

In der Geschichte der Computerindustrie gibt es nur wenige Kapitel, die so komplex und lehrreich sind wie die von OS/2, dem Betriebssystem, das einst die Zukunft des Personal Computing neu definieren sollte. OS/2 begann als Hoffnungsträger zwischen zwei Technologie-Giganten – IBM und Microsoft –, doch es entwickelte sich zu einer Geschichte von Triumph und Tragödie. Diese Erzählung führt tief in die Welt der Betriebssystementwicklung, der Geschäftsstrategien und der Dynamik eines Marktes, der sich rasant wandelte. Die Wurzeln von OS/2 liegen im Jahr 1980, als IBM und Microsoft einen Vertrag abschlossen, der die Grundlage für das erste Betriebssystem des IBM-PCs, MS-DOS, legte. Bill Gates, damals noch ein junger Unternehmer mit grandiosen Visionen, verzichtete auf Lizenzgebühren für MS-DOS gegen die Freiheit, das System an andere Hardwarehersteller verkaufen zu können.

Dieser Schritt war geniales strategisches Denken, das Microsoft zum beherrschenden Anbieter von PC-Betriebssystemen machte. Im Gegensatz zu IBM, das die Kontrolle über seine Technik behalten wollte, öffnete Microsoft die Türen für PC-Klone. So begann der Siegeszug der Klon-PCs, welche IBM zunehmend Marktanteile kosteten. IBM reagierte auf diese Herausforderung mit der Entwicklung eines neuen Betriebssystems und einer neuen Reihe von Personalcomputern, der PS/2-Serie und dem Betriebssystem OS/2, benannt nach dem neuen Personal-Systems-Modell. OS/2 sollte IBM helfen, die Kontrolle über den PC-Markt zurückzugewinnen und sich von der DOS-Welt abzukoppeln.

Doch die Entwicklung des Betriebssystems war von Anfang an problematisch. IBM wollte OS/2 designen, übertrug aber Microsoft die eigentliche Codierung, was die Zusammenarbeit schwierig machte. Die strenge Kontrolle und Geheimhaltung unter IBM und Microsoft führte zu Spannungen, die sowohl technische als auch organisatorische Probleme verursachten. Technisch basierte OS/2 zunächst auf Intels 80286-Prozessor, dessen Betrieb im „Protected Mode“ allerdings nur eingeschränkt praktikabel war, da ein Wechsel zurück zum Real Mode einen Neustart erforderte. Dies erschwerte die Kompatibilität zu älteren MS-DOS-Anwendungen, die weiterhin von Unternehmen und Endnutzern benötigt wurden.

Kurz darauf präsentierte Intel den 80386-Prozessor, der eine echte 32-Bit-Architektur mit Virtualisierungsfunktionen einführte, welche OS/2 einen enormen technologischen Vorteil hätten verschaffen können. IBM jedoch entschied sich, OS/2 weiterhin auf die beschränkteren Fähigkeiten des 286 zu stützen – eine strategische Fehlentscheidung, die die Zukunft des Systems nachhaltig beeinträchtigte. Parallel zur Hardware-Limitierung wuchs der Druck im Bereich der grafischen Schnittstellen. Mit dem Erscheinen des Macintosh und anderer Systeme wie Amiga und Atari wurde eine Bedieneroberfläche mit grafischem Nutzerinterface (GUI) zur neuen Erwartung bei Computern. Microsoft reagierte mit Windows 1.

0, das allerdings als unausgereift galt, während IBM versuchte, OS/2 mit einer attraktiven GUI auszustatten, diese aber erst mit der Version 1.1 lieferte – lange nach der Konkurrenz. Zudem war das grafische Nutzererlebnis von OS/2 äußerst ressourcenintensiv, was aufgrund der teuren RAM-Kapazitäten und der langsamen Rechner weitreichende Akzeptanzprobleme mit sich brachte. Dazu kam die Einführung der PS/2-Rechnerreihe, die das Ziel hatte, den IBM-Standard durch die proprietäre Microchannel-Architektur (MCA) zu schützen und die Klonindustrie auszubremsen. Diese Strategie scheiterte weitgehend, denn die Klonhersteller umgingen IBMs MCA-Architektur und nutzten stattdessen eigene Lösungen wie EISA, was OS/2s Verbreitung als Betriebssystem zusätzlich hemmte.

Die Bündnispolitik zwischen IBM und Microsoft begann zunehmend zu bröckeln, als Microsoft seine eigenen Ambitionen in Richtung einer stärkeren Rolle mit Windows verfolgte. Windows wurde stets populärer, was besonders mit der Veröffentlichung von Windows 3.0 und später 3.1 zum Ausdruck kam. IBM bot Hilfestellung bei der Promotion von Windows 3.

0 an, wollte im Gegenzug jedoch Microsofts Rechte an DOS aufkaufen – ein Angebot, das Gates ablehnte und damit die Zusammenarbeit aufs Spiel setzte. Der sogenannte „Microsoft-IBM Scheideweg“ führte letztlich dazu, dass beide Unternehmen ihre Kooperation beendeten, wobei Microsoft Windows verstärkt pushte und die Rechte an einem hochmodernen Betriebssystem OS/2 NT behielt – welches später in Windows NT aufging. IBM setzte trotz der Trennung entschlossen auf die Weiterentwicklung von OS/2. Mit OS/2 Version 2.0 lieferte man tatsächlich ein technisch beeindruckendes 32-Bit-System mit einer innovativen, objektorientierten Benutzeroberfläche namens „Workplace Shell“.

Diese bot eine Vielzahl von Features, die dem damals dominierenden Windows-3.1 weit überlegen waren. Leider verblieben viele Teile des Systems weiterhin in 16-Bit, teils forderte OS/2 einen beträchtlichen RAM-Bedarf, der erst mit zunehmend günstigeren Speicherpreisen beherrschbar wurde. Während OS/2 mit seinem herausragenden DOS-Virtual-Machine-System die Ausführung alter Software ermöglichte und sogar Windows-Programme via Win-OS2 laufen ließ, wurde die Entwicklung eigener OS/2-Anwendungen zunehmend unattraktiver. Windows-Anwendungen waren leichter zu entwickeln und kamen auf eine viel größere Nutzerbasis.

Das bedeutete letztlich, dass OS/2 zwar technisch ausgefeilt war, aber an der praktischen Softwareverfügbarkeit scheiterte. Mit der Veröffentlichung von OS/2 Warp, der dritten Version, startete IBM einen letzten Versuch, Betriebssystem und Hardware als starken Paket zu verkaufen. Doch Windows 95, mit seiner verbesserten Benutzeroberfläche und großer Kompatibilität zu bereits existierender Software, war trotz seiner eigenen Schwächen enorm populär. OS/2 scheiterte weiterhin an einer grundlegenden technischen Schwäche, dem sogenannten Synchronous Input Queue-Problem, welches dazu führte, dass das gesamte GUI-System hing, wenn eine einzelne Anwendung nicht reagierte. Während Microsoft mit Windows 95 die Marktführerschaft konsolidierte, begann OS/2 langsam zu verblassen.

Zu allem Überfluss führte IBM mit seinen ambitionierten Vorhaben wie Workplace OS und Taligent umfangreiche Entwicklungsprogramme durch, die als „Ultimate Operating System“ alle anderen Systeme ersetzen sollten. Diese Projekte blieben jedoch unvollendet und verloren sich in der Komplexität, während Microsoft mit Windows NT erfolgreich ein Unternehmensbetriebssystem etablierte, das später auch als Grundlage für Windows XP diente. Die Partnerschaft, die einst OS/2 hervorbrachte, zerbrach endgültig, und Microsoft wurde zum uneingeschränkten Herrscher im PC-Betriebssystemmarkt. OS/2 blieb noch bis in die späten 1990er Jahre in Nischenmärkten wie Banken und Geldautomatensystemen präsent, bevor IBM 2004 endgültig seine PC-Sparte an Lenovo verkaufte und damit die Ära der IBM-PCs beendete. OS/2 überlebte noch eine Zeitlang als eComStation, erhielt aber nie mehr einen bedeutenden Entwicklungsschub.

Die Geschichte von OS/2 lehrt wichtige Lektionen über Innovationsmanagement, Marktmacht und Unternehmenspolitik. Große Unternehmen wie IBM sind oft durch bürokratische Strukturen und widersprüchliche Interessen stark limitiert – gerade, wenn es um disruptive Technologien geht. Microsoft dagegen zeigte eine bemerkenswerte Flexibilität und aggressives Vorgehen, um seine Marktstellung auszubauen. Ebenso verdeutlicht OS/2 den Konflikt zwischen Kompatibilität und eigenständiger Innovation. Während OS/2 auf maximale Kompatibilität mit DOS und Windows setzte, führte das dazu, dass native OS/2-Anwendungen eine Randerscheinung blieben.

Für Entwickler bedeutete dies oft doppelten Aufwand, während das Windows-Ökosystem rasch wuchs. In der heutigen Zeit, in der sich Technologien wie Smartphones und Cloud-Computing als neue dominierende Plattformen etablieren, wirken die Herausforderungen und Fehler von OS/2 erneut als Mahnung. Unternehmen müssen nicht nur technologische Überlegenheit anstreben, sondern auch Nutzerbedürfnisse, Software-Ökosysteme und Marktdynamiken verstehen und darauf reagieren. OS/2 steht als Beispiel dafür, wie große Chancen durch strategische Fehlentscheidungen und mangelndes Marktverständnis verspielt werden können. Die Geschichte von OS/2 endet zwar mit einer Niederlage, bleibt aber ein faszinierendes Kapitel der Computergeschichte.

Sie zeigt das Zusammenspiel von Technologie, Markt und Unternehmertum und gibt wertvolle Einblicke, wie aus Innovationen nachhaltiger Erfolg entsteht – oder warum er ausbleibt.

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