Im Mai 2025 hat die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James eine bedeutende Klage gegen die Bank Capital One eingereicht, in der sie dem Finanzinstitut vorwirft, Sparkunden mit sogenannten "High Interest"-Sparkonten um Millionen Dollar an Zinsen betrogen zu haben. Der Fall sorgt für große Aufmerksamkeit in der Finanzwelt, da er grundlegende Fragen zur Transparenz und zum fairen Umgang mit Kunden aufwirft. Die Klage könnte weitreichende Folgen für Capital One, die betroffenen Kunden und den gesamten Bankensektor haben. Die Wurzeln der Klage liegen in einer Praxis von Capital One, die gutgläubigen Sparern versprochen hatte, mit sogenannten 360 Savings Konten zu den besten Zinsen am Markt zu sparen. In Wahrheit pausierte die Bank jedoch die Zinserhöhungen für diese Konten und hält die Verzinsung seit längerer Zeit auf einem äußerst niedrigen Niveau von nur 0,30 Prozent fest, während die allgemeinen Zinssätze in den USA deutlich anstiegen.
Dies bedeutete im Klartext, dass viele Kunden, die ursprünglich aufgrund attraktiver Renditen bei Capital One ein Sparkonto eröffnet hatten, erheblich weniger an Zinsen erhielten, als versprochen und marktüblich gewesen wäre. Ein weiterer kritischer Punkt in der Klage betrifft die Einführung des 360 Performance Savings Kontos im September 2019, das Zinssätze von bis zu 4,35 Prozent bot – ein Meilenstein im Sparkassenbereich. Während dieses Konto für Kunden lukrativer gewesen wäre, behauptet die New Yorker Justiz, dass Capital One seine bestehenden 360 Savings Kunden nicht ausreichend darüber informierte, dass sie durch einen Kontowechsel höhere Erträge erzielen könnten. Darüber hinaus sollen Mitarbeiter angewiesen gewesen sein, Kunden nur auf Nachfrage zu informieren, was als bewusste Verschleierung gegenüber den Sparern gewertet wird. Diese Praxis wirft eine Reihe von Fragen zur Kundenkommunikation und zur ethischen Verantwortung von Banken auf, insbesondere in einem Umfeld, in dem Zinserhöhungen aufgrund der Geldpolitik der US-Notenbank weit verbreitet sind.
Für Verbraucher, die ihre Ersparnisse sicher und rentabel anlegen möchten, ist Transparenz ein zentraler Aspekt. Die Klage von New York gegen Capital One könnte daher als Warnsignal für andere Finanzinstitute dienen, die möglicherweise ähnliche Praktiken verfolgen. Spannend ist dabei auch, dass diese Klage den Abschluss eines ähnlichen Falls durch die US-Verbraucherschutzbehörde Consumer Financial Protection Bureau (CFPB) nach sich zog. Die Behörde hatte im Februar 2025 eine vergleichbare Klage gegen Capital One zurückgezogen, was nach einem Führungswechsel sowie der Rückkehr von Präsident Donald Trump ins Weiße Haus geschah. Das Vorgehen der New Yorker Justiz betont die Rolle staatlicher Behörden und einzelner Bundesstaaten beim Schutz der Verbraucherrechte, wenn andere Institutionen sich zurückziehen.
In der Klage wird Capital One vorgeworfen, gegen das Verbraucherschutzgesetz im Bundesstaat New York verstoßen zu haben und fordert deshalb die Verhängung von zivilrechtlichen Strafen sowie finanzielle Entschädigungen für die betroffenen Kunden. Die Bank hat sich öffentlich gegen die Vorwürfe ausgesprochen und angekündigt, sich energisch vor Gericht zu verteidigen. Sie betont, dass das 360 Performance Savings Konto jederzeit für alle Kunden zugänglich gewesen sei, ohne die sonst üblichen Branchenbeschränkungen, und weist darauf hin, dass die Zinsen dieses Kontos momentan bei 3,6 Prozent liegen. Die strategische Entscheidung von Capital One, die Zinssätze bei den 360 Savings Konten niedrig zu halten, während die Konkurrenz teilweise deutlich höhere Renditen zahlte, hat offensichtlich bei vielen Kunden für Unmut gesorgt. Für die Bank könnte der Rechtsstreit nicht nur finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen, sondern auch das Vertrauen der Kunden nachhaltig erschüttern.
Abseits des Rechtsstreits hat Capital One zudem Ende April 2025 eine bedeutende Übernahme angekündigt, die 35,3 Milliarden US-Dollar schwere Akquisition von Discover Financial Services, die am 18. Mai abgeschlossen werden soll. Diese Großtransaktion unterstreicht die Stellung von Capital One als einer der wichtigsten Akteure im US-Finanzsektor, setzt aber auch zusätzlichen Druck auf das Unternehmen hinsichtlich Compliance und kundenzentrierter Geschäftsmodelle. Die öffentliche Aufmerksamkeit, die dieser Fall seitens der Medien und der Finanzaufsicht erhält, illustriert die wachsende Sensibilität gegenüber Praktiken großer Banken und deren Auswirkungen auf die Spar- und Anlagestrategien von Privatkunden. Gerade in einem Zeitalter, in dem digitale Finanzdienstleistungen und Online-Banken verstärkt Konkurrenz machen, ist für traditionelle Banken wie Capital One die Balance zwischen Rentabilität und Kundenbindung entscheidend.
Für Verbraucher bedeutet der Fall eine wichtige Gelegenheit, sich intensiver mit den Bedingungen und Konditionen ihrer Bankprodukte auseinanderzusetzen. Insbesondere bei Angeboten mit vermeintlich hohen Zinsen ist es ratsam, sorgfältig zu prüfen, ob die Versprechen tatsächlich gehalten werden und wie flexibel ein Anbieter im Umgang mit Marktveränderungen agiert. Ein Wechsel zu anderen Kontomodellen oder Anbietern könnte dabei möglicherweise ein sinnvoller Schritt sein. Die Klage gegen Capital One führt außerdem zu einer breiteren Diskussion über die Regulierung des Finanzmarkts und die Möglichkeiten, Verbraucher besser zu schützen. Regulierungsbehörden und staatliche Stellen könnten infolge dieses Falls zu strengeren Kontrollen und erweiterten Transparenzanforderungen greifen.