Die Vereinigten Königreichs verfügt über eine beeindruckende Zahl von alten Bäumen, die nicht nur eine bedeutende ökologische Rolle spielen, sondern auch tief in der Kultur und Geschichte des Landes verwurzelt sind. Das Ancient Tree Inventory (ATI) ist eine einzigartige Initiative, die diese ehrwürdigen Bäume dokumentiert, schützt und bekannter machen soll. Angesichts der zunehmenden Urbanisierung, Klimaveränderungen und menschlichen Eingriffe erhält der Schutz von alten Bäumen eine immer größere Bedeutung. Das ATI dient hierbei als essentielles Instrument, um diese natürlichen Zeitzeugen zu bewahren und folglich auch zukünftigen Generationen zugänglich zu machen. Das Projekt wird von der Woodland Trust, einer renommierten Naturschutzorganisation, betrieben.
Diese widmet sich dem Erhalt von Wäldern und alten Baumlebensräumen vor allem im Vereinigten Königreich, wo nachweislich die höchste Dichte an alten Bäumen im Vergleich zu vielen europäischen Ländern besteht. Die Arbeit des Ancient Tree Inventory beruhen auf dem Prinzip der Bürgerbeteiligung, denn die Mitarbeit der Bevölkerung ist entscheidend für den Erfolg. Menschen aus allen Teilen des Landes sind eingeladen, alte und uralte Bäume zu entdecken, zu bestimmen, zu dokumentieren und über eine offene Online-Plattform dem Inventar hinzuzufügen. Mit bereits mehr als 190.000 gelisteten Baumpatenschaften ist das Projekt eines der umfangreichsten seiner Art in Europa.
Die Erfassung der Bäume umfasst neben Standortdaten auch Angaben wie Girth (Stammumfang), Baumart, Alterseinschätzungen und spezielle Merkmale, die auf eine hohe ökologische oder kulturelle Bedeutung hinweisen. Der Stammumfang ist ein besonders wichtiges Kriterium zur Einschätzung des Alters und der Größe des Baumes und bietet eine einfache Möglichkeit, auch Laien den Prozess der Dokumentation zugänglich zu machen. Alternde Bäume werden in Kategorien unterteilt, beispielsweise in alt, uralt oder veteran tree, je nach ihrem Alter und Zustand. Diese Klassifizierungen dienen nicht nur der Orientierung, sondern auch der Priorisierung von Schutzmaßnahmen. Alte und uralte Bäume erfüllen eine Vielzahl ökologischer Funktionen.
Sie bieten Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, darunter Käfer, Pilze, Vögel und Fledermäuse. Die Holzrinne und das abgestorbene Holz stellen wertvolle Habitatkomponenten dar. Zudem stellen sie genetische Reservoirs dar, die für die Anpassungsfähigkeit ganzer Ökosysteme an sich ändernde Umweltbedingungen unerlässlich sind. Aus kultureller Sicht sind alte Bäume oft mit Mythen, Legenden und historischen Ereignissen verknüpft. Sie sind stille Zeugen vergangener Zeiten und verkörpern eine lebendige Verbindung zu vergangenen Generationen.
So sind viele Bäume auch beliebte Landschaftselemente in Parks, alten Gutshöfen oder entlang historischer Wege. Das Ancient Tree Inventory hilft außerdem, den Schutz dieser Bäume rechtlich und organisatorisch voranzutreiben. Die Daten werden von Behörden und Naturschutzverbänden genutzt, um Landschaftsplanungen zu informieren, Bauvorhaben so anzupassen, dass wertvolle Bäume erhalten bleiben, und um Bewusstsein für die Bedeutung der alten Bäume zu schaffen. Besonders bemerkenswert ist, dass alte Bäume in der heutigen Zeit vielfältigen Bedrohungen ausgesetzt sind. Dazu zählen infrastrukturelle Entwicklungen, Krankheiten, Klimawandel, unsachgemäße Baumfällungen und auch mangelnde Pflege.
Das Bewusstsein für diese Gefahren wächst durch Initiativen wie das ATI deutlich. Die aktiven Beteiligungsmöglichkeiten, wie das Melden eines Baumes, bieten eine Möglichkeit, ein breiteres Interesse am Naturschutz zu fördern und gleichzeitig ein umfassenderes Bild der Baumvielfalt des Landes zu gewinnen. Begleitend bietet das Projekt umfangreiche Informationsmaterialien, darunter eine fünfteilige Videoreihe, um Menschen zu erklären, wie alte und uralte Bäume erkannt, geschätzt und dokumentiert werden können. Diese didaktischen Angebote fördern die fachliche Kompetenz und das Engagement der Öffentlichkeit. Darüber hinaus wird das Projekt durch Blogbeiträge bereichert, in denen Experten von ihren Erfahrungen berichten und auf faszinierende ökologische oder kulturelle Aspekte eingehen.
So vermittelt ein Blogartikel beispielsweise Einblicke in die Arbeit eines „Ancient Tree Verifiers“, der sich der genauen Aufnahme und Authentifizierung dieser Bäume widmet. Die Plattform stellt auch eine interaktive Karte zur Verfügung, mit deren Hilfe Interessierte den Bestand alter Bäume deutschlandweit erkunden können. Diese Visualisierung trägt dazu bei, die Bedeutung des Baumkulturerbes sichtbar zu machen und regionale Verteilungsmuster aufzuzeigen. Was besonders hervorzuheben ist, ist die enge Zusammenarbeit des Ancient Tree Inventory mit anderen Organisationen wie dem Tree Register und verschiedenen lokalen Naturschutzgruppen. Diese Vernetzung sorgt für eine stärkere Wirkung und erhöht die Reichweite der Initiative.
Insofern ist das Projekt ein herausragendes Beispiel für partizipativen Naturschutz, bei dem Wissenschaft, Verwaltung und Öffentlichkeit Hand in Hand arbeiten. Das UK Ancient Tree Inventory steht exemplarisch für einen ganzheitlichen Ansatz zum Schutz der Natur, der sowohl wissenschaftliche Präzision als auch gesellschaftliches Engagement berücksichtigt. Der Schutz und die Wertschätzung alter Baumriesen sind untrennbar verbunden mit unserer Verantwortung als Gesellschaft, ein nachhaltiges Verhältnis zur Umwelt zu pflegen. Indem wir diese lebendigen Monumente anerkennen, dokumentieren und schützen, bewahren wir nicht nur biologische Vielfalt, sondern auch ein Stück Geschichte und Identität. Das Ancient Tree Inventory zeigt eindrucksvoll, wie wichtig lokale, individuelle Initiativen auf nationaler Ebene sein können.
