In einer Ära, in der digitale Identität und das Streben nach finanzieller Inklusion immer mehr an Bedeutung gewinnen, hat Sam Altman, der CEO von OpenAI und bekannt durch seine Arbeit an ChatGPT, ein ehrgeiziges und umstrittenes Projekt ins Leben gerufen: Worldcoin. Diese Initiative zielt darauf ab, das menschliche Dasein im digitalen Raum zu verifizieren, und möchte dazu die Iris von Menschen auf der ganzen Welt scannen. Während einige dieses Vorhaben als futuristisch und visionär ansehen, werfen Kritiker Bedenken über Datenschutz und potenzielle dystopische Szenarien auf. Worldcoin verfolgt das Ziel, eine Art digitalen Pass zu erstellen, wobei die biometrischen Daten der Iris als einzigartige Identifikatoren genutzt werden. Durch die Verwendung von speziellen Geräten, sogenannten „Orbs“, die etwa die Größe eines Basketballs haben, wird das individuelle Muster der Iris gescannt und in einen einzigartigen, nicht reproduzierbaren Code umgewandelt.
Dieser Code soll dann Teil einer neuen digitalen Identität, dem sogenannten World ID, werden. Altman und sein Team behaupten, dass die Iris das einzige biometrische Merkmal ist, das einzigartig genug ist, um alle Menschen auf unserem Planeten eindeutig zu identifizieren. Die Notwendigkeit eines solchen Systems ergibt sich nicht nur aus der Fortschrittlichkeit der Technologie, sondern auch aus der wachsenden Herausforderung, Bots und gefälschte Identitäten online zu erkennen. In der heutigen digitalen Landschaft sind traditionelle Methoden der Identitätsverifikation wie Passwörter und CAPTCHAs nicht länger ausreichend. Worldcoin könnte eine Lösung bieten, indem es eine robuste und fälschungssichere Identifikation ermöglicht.
Doch während die Vision von Altman mutig ist, wirft sie gleichzeitig einige kritische Fragen auf. In einem Gespräch mit Alex Blania, dem Mitgründer und CEO von Worldcoin, erklärt er, dass das größte Ziel des Projekts darin besteht, das größte Finanz- und Identitätsnetzwerk der Welt zu schaffen. Er denkt, dass dies nicht nur durch die Einführung einer Kryptowährung erreicht wird, sondern auch durch die Fähigkeit, menschliches Dasein im Internet zu verifizieren. „Wir möchten jedem Menschen auf der Erde die Möglichkeit geben, Teil dieses Systems zu sein und gleichzeitig Eigentum an der digitalen Währung zu besitzen“, so Blania. Die Entwicklung von Worldcoin steht jedoch nicht ohne Herausforderungen da.
Das Unternehmen hat bereits regulatorische Hürden überwunden, darunter das Verbot in Spanien und Untersuchungen in mehreren anderen Ländern. Blania räumt ein, dass es wichtig ist, die Regierungen und Aufsichtsbehörden im Vorfeld über die Ziele und Funktionsweisen des Projekts zu informieren. „Wir haben in der Vergangenheit aus unseren Erfahrungen gelernt und reden viel früher mit den Regierungen, bevor wir in ein neues Land eintreten“, stellt er fest. Ein weiterer Aspekt der Diskussion ist die Frage nach dem Datenschutz. Wie sicher sind die gescannten iris- biometrischen Daten? Worldcoin betont, dass es keine persönlichen Informationen speichert und dass die Bilder der Iris nach der Verifikation sofort gelöscht werden.
Blania vergleicht die Iris-Scans mit der Verwendung von Gesichtserkennungstechnologien, die mittlerweile für viele Menschen zum Alltag gehören, z. B. beim Entsperren von Smartphones. Doch trotz der Versprechen von Sicherheit und Anonymität bleibt die Skepsis bestehen. Kritiker argumentieren, dass ein solches System leicht missbraucht werden könnte und dass die Konsolidierung biometrischer Daten in einer zentralen Plattform potenzielle Sicherheitsrisiken birgt.
Der Gedanke, dass persönliche Daten auf diese Weise erfasst und möglicherweise ausgebeutet werden könnten, gibt vielen Menschen zu denken. In einer Zeit, in der das Vertrauen in Technologie und Datenverwaltung schwindet, könnte Worldcoin sowohl als Retter als auch als Bedrohung agieren. Während die Idee einen innovativen Ansatz zur Lösung des Problems der Online-Identitätsverifizierung darstellt, zeigen die Bedenken über den Datenschutz und die mögliche Regulierung, dass der Weg zur Verwirklichung dieser Vision mit Herausforderungen gepflastert ist. Ein weiterer Punkt, den Altman und Blania betonen, ist die Möglichkeit eines universellen Grundeinkommens, das auf Worldcoins eigener Kryptowährung basieren könnte. Die Vorstellung eines bedingungslosen Einkommens für alle Menschen auf der Welt ist sowohl verlockend als auch umstritten.
Einige sehen darin eine Chance, Armut zu bekämpfen und die wirtschaftliche Ungleichheit zu reduzieren, während andere befürchten, dass dies zu einer Abhängigkeit vom Staat führen könnte. Einige Experten sind der Meinung, dass die Ambitionen von Worldcoin weit über das hinausgehen, was zurzeit realisierbar ist. Die Vision von einer Welt, in der KI und digitale Währungen die Gesellschaft revolutionieren, ist faszinierend, aber sie ist auch mit einem hohen Maß an Unsicherheit verbunden. Was passiert, wenn die Technologie schneller voranschreitet als die Rahmenbedingungen, die sie begleichen müssen? Trotz der Bedenken und Herausforderungen bleibt Altman optimistisch, dass sich die Gesellschaft auf einen Fortschritt zubewegt, der das Leben der Menschen erheblich verbessern wird. „Ich hoffe, dass wir in 100 Jahren zurückblicken und sehen werden, dass diese Entwicklungen die Menschheit in einen neuen, besseren Zustand versetzt haben“, sagt Blania.