Die Shell-Tochtergesellschaften Shell Offshore und Shell Pipeline Company Limited (SPLC) haben im Jahr 2025 ihre Beteiligung an der Ursa-Plattform im Golf von Mexiko deutlich von 45,39 % auf 61,35 % erhöht. Diese Veränderung wurde durch den Erwerb von weiteren 15,96 % Arbeitsbeteiligung von ConocoPhillips Company (COP) erreicht. Das Geschäft spiegelt Shells gezielte Strategie wider, sich verstärkt auf profitable und kohlenstoffeffiziente Projekte im Öl- und Gassektor zu konzentrieren, die durch eine robuste und integrierte Wertschöpfungskette ausgezeichnet sind. Die Ursa-Plattform ist eine Spannungssäulenplattform (Tensile Leg Platform – TLP), die seit 1999 in Betrieb ist und sich etwa 209 Kilometer südöstlich von New Orleans im Mars-Becken befindet, einem traditionsreichen und ergiebigen Hydrokarbongebiet. Shell agiert als Betreiber der Ursa-TLP und hält nach der jüngsten Transaktion einen beherrschenden Anteil von 61,35 %.
Die anderen Teilhaber der Plattform sind BP Exploration & Production mit einem Anteil von 22,69 % sowie ECP GOM III mit 15,96 %. Neben der erhöhten Arbeitsbeteiligung an der Plattform selbst erwarben Shell Tochtergesellschaften auch eine Mitgliedschaftsquote von 11,81 % an der Ursa Oil Pipeline Company, die ebenfalls Shell-operiert wird. Zudem übernahmen sie die 1 % Arbeitsbeteiligung von COP am Europa-Vorhaben, das ebenfalls im Shell-Portfolio geführt wird, und einen 3,5 % Überlohnregalanteil (Overriding Royalty Interest) in der Ursa-Anlage, den COP im Rahmen seiner Fusion mit Marathon Oil Corporation im November 2024 erhalten hatte. Diese Erweiterung der Beteiligung ist Teil der umfassenderen Unternehmensstrategie von Shell, bestehende profitable Assets zu stärken und die Produktion von hochwertigen Flüssigbrennstoffen auch in Zeiten von wirtschaftlichen und regulatorischen Herausforderungen stabil zu halten. Durch den Ausbau des Anteils an der Ursa-Plattform baut Shell seine Position im Offshore-Geschäft des Golfes von Mexiko aus, einem Gebiet, das nach wie vor ein bedeutender Beitrag zur globalen Energieversorgung leistet.
Die Ursa- und Princess-Felder im Mars-Becken gelten als äußerst ergiebig. Über 25 Jahre Betriebszeit wurden dort mehr als 800 Millionen Barrel Öläquivalent gefördert. Die Plattform besticht durch eine robuste technische Infrastruktur und eine langjährige operatives Know-how, das für Ölkonzerne von hoher strategischer Bedeutung ist. Die intensive Förderung in diesem Gebiet sichert nicht nur kurzfristige Einnahmen sondern bietet auch die Perspektive für langfristige Erträge, gerade vor dem Hintergrund der globalen Energiewende und des wachsenden Drucks auf brancheninterne Nachhaltigkeitsziele. Shells Entscheidung, seine Beteiligung an Ursa zu erhöhen, erfolgt parallel zu weiteren Schritten des Unternehmens im Bereich Energiehandel und LNG (Flüssigerdgas).
Im April 2025 wurde bekannt, dass Shell nach eigenen Angaben kurz davor steht, Marine-Untersuchungen im Dragon-Gasfeld vor der Küste Venezuelas abzuschließen, was die Produktion von Erdgas im Offshore-Bereich weiter ausbauen könnte. Im April kam zudem die Übernahme von Pavilion Energy durch Shell Eastern Trading, die ein LNG-Portfolio mit einem vertraglich gesicherten Volumen von ca. 6,5 Millionen Tonnen pro Jahr umfasst, endgültig zustande. Diese Transaktionen zeigen Shells breiten Ansatz in der Energiewirtschaft und ihre Ambition, in diversen Sektoren präsent zu bleiben. Der Ausbau der Arbeitsbeteiligung an der Ursa-Plattform ist aber nicht nur ein finanzieller, sondern auch ein nachhaltigkeitsbezogener Schritt.
Shell verfolgt die klare Vision, sein Geschäftsmodell an die Anforderungen der Dekarbonisierung anzupassen, ohne dabei auf die wirtschaftliche Rentabilität zu verzichten. Die Plattform gilt als „kohlenstoffwettbewerbsfähig“, da sie eine stabile Produktion aus bestehenden Ressourcen bei vergleichsweise geringeren Emissionen als bei Neuprojekten liefert. Diese Eigenschaft ist enorm wichtig angesichts der zunehmenden Regulierungen und des Drucks seitens Investoren und Konsumenten, die Umweltauswirkungen auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Darüber hinaus profitiert Shell durch die erhöhte Beteiligung in der Wertschöpfungskette, die von der Förderung über den Transport bis hin zur Verarbeitung reicht. Die Übernahme von Anteilen an der Ursa Oil Pipeline Company ergänzt die Kontrolle über den Transportweg der geförderten Ölerzeugnisse und sichert langfristig eine höhere Planungssicherheit und operative Effizienz.
Die Einheit SPLC, die jetzt die Pipelinerechte hält, ist ein essenzieller Bestandteil der Infrastruktur und gewährleistet einen reibungslosen Abfluss der Rohstoffe zum Weiterverarbeitung. Die Partnerschaft mit BP und anderen Investoren in der Region bleibt erhalten, wobei Shell als Operator die technische Führung übernimmt und Maßstäbe für eine sichere, effiziente und umweltverträgliche Produktion setzt. Die Zusammenarbeit zwischen den Partnern trägt dazu bei, Betriebsrisiken zu streuen und Know-how zu bündeln, was insbesondere bei komplexen Offshore-Projekten von großer Bedeutung ist. Shells Engagement an der Ursa-Plattform verdeutlicht die fortschreitende Fokussierung des Unternehmens auf „advantaged assets“, also bevorzugte und gewinnbringende Ressourcen, die mit relativ geringem technischem und ökologischem Aufwand effiziente Fördermengen bereitstellen können. Dies steht im Einklang mit dem globalen Trend, in Projekte mit längerfristiger Perspektive und potenziellen Umweltnutzen zu investieren.
Gleichzeitig bleibt die Stabilität der Lieferungen ein zentrales Ziel für globale Energiemärkte. Die Ausweitung der Arbeitsanteile durch Shell Tochtergesellschaften zeigt deutlich, dass das Unternehmen trotz der wachsenden Bedeutung erneuerbarer Energien und des weltweiten Umstiegs auf nachhaltige Technologien weiterhin im klassischen Öl- und Gastgeschäft aktiv und zuversichtlich agiert. Entscheidend ist hierbei die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Geschäftsstrategie, wodurch Risiko- und Chancenmanagement künftig Hand in Hand gehen. Insgesamt steht die transatlantische Öl- und Gaswirtschaft im Golf von Mexiko weiterhin vor großen Herausforderungen, wie Preisvolatilitäten, geopolitischen Einflüssen und Maßnahmen zur Emissionsreduktion. Die jüngste Erhöhung der Investitionen in die Ursa-Plattform durch Shell Tochtergesellschaften ist eine Antwort auf diese Herausforderungen, die Komfortzone zu verlassen und zugleich Chancen durch gezielte Akquisitionen zu nutzen.
Die Entwicklung zeigt exemplarisch, wie große Energieunternehmen ihre Portfolios anpassen, um in einem sich schnell wandelnden Energiemarkt wettbewerbsfähig zu bleiben. Shell setzt dabei auf eine Kombination aus Stabilität bestehender Assets, Ausbau von Förderkapazitäten und Integration von nachhaltigeren Produktionsverfahren, um den Ansprüchen von Investoren, Regierungen und Gesellschaft gerecht zu werden. Mit der erhöhten Beteiligung an der Ursa-Plattform verstärkt Shell seine operative Kontrolle über eines der ältesten und ertragreichsten Offshore-Felder im Golf von Mexiko, was den Konzern strategisch stärkt und seine Position als führendes Unternehmen im Bereich der kohlenstoffwettbewerbsfähigen Öl- und Gasförderung weiter festigt.