Angkor Wat zählt zu den beeindruckendsten architektonischen Meisterwerken der Welt und ist ein Symbol für die kulturelle Blütezeit des Khmer-Reiches in Südostasien. Immer wieder kursieren unbelegte Behauptungen, Angkor Wat sei vor viel zu langer Zeit erbaut worden, unter anderem sogar vor einer Million Jahren. Solche Thesen stoßen auf großes Interesse und finden teilweise Verbreitung über soziale Medien und YouTube-Videos. Doch wie glaubwürdig sind diese Aussagen? Was sagt die Wissenschaft wirklich zum Alter und zur Entstehungsgeschichte von Angkor Wat? Diese Fragen sind von zentraler Bedeutung, um Fakten von Fiktion zu trennen und ein korrektes Verständnis für das weltberühmte Bauwerk zu gewinnen. Die weitverbreitete Vorstellung, Angkor Wat sei ein Artefakt aus einer millionen Jahre alten Zivilisation, entstammt oft Verschwörungstheorien, sogenannten „alternativen Geschichtsdarstellungen“ oder pseudowissenschaftlichen Interpretationen.
Sie beruhen häufig auf der falschen Annahme, bestimmte Steinmetztechniken oder Steinbearbeitungen könnten nur durch eine hochentwickelte, inzwischen verschwundene Hochkultur entstanden sein. Die zahlreichen Video-Beiträge beispielsweise auf Plattformen wie YouTube suggerieren oft, dass Angkor Wat nicht von den Khmer-Menschen erbaut worden sein kann, da der Tempel insbesondere durch seine Größe, Präzision und Erhaltung beeindrucken würde. Solche Thesen ignorieren jedoch die fundierte Forschung und archäologische Erkenntnisse, die seit der Entdeckung und systematischen Erforschung des Tempels im 19. und 20. Jahrhundert vorliegen.
Archäologen, Historiker und Experten auf dem Gebiet der südostasiatischen Geschichte datieren Angkor Wat eindeutig in das 12. Jahrhundert, genauer auf die Regierungszeit von König Suryavarman II., der zwischen 1113 und 1150 n. Chr. regierte.
Der Bau des Tempels begann vermutlich kurz nach seiner Thronbesteigung und ist dokumentiert als religiöses Mausoleum und politisches Symbol des Khmer-Reiches. Die verwendeten Materialien und Bautechniken sind typisch für die Epoche. Insbesondere die Sandsteinblöcke, die kunstvoll zu den gewaltigen Reliefs und Strukturen zusammengesetzt wurden, stammen aus den umliegenden Steinbrüchen und zeigen den Stand der Technologie der damaligen Zeit. Moderne Untersuchungsverfahren wie Radiokarbondatierungen, dendrochronologische Analysen und Luftbildarchäologie bestätigen das genaue Alter und die Entstehungsgeschichte von Angkor Wat. Die genauen Daten erlauben zudem Aufschlüsse über die Bautechnik und den kulturellen Kontext.
Zudem belegen historische Aufzeichnungen und Inschriften in altkhmerischer Sprache die Errichtung des Tempels als religiöses Zentrum, das dem hinduistischen Gott Vishnu gewidmet war. Ebenso weisen Berichte von europäischen Reisen im 17. Jahrhundert darauf hin, dass Angkor Wat bereits eine bedeutende Ruine war, was das Alter weiter bestätigt. Der Mythos, Angkor Wat wäre eine Millionen Jahre alt, ignoriert die natürwissenschaftlichen Gesetze und historischen Kontexte. Die akademische Welt hat bislang keinen glaubwürdigen Beweis für ein derart frühes Bauwerk auf dem Gebiet gefunden.
Geologische Prozesse sowie Erosionsraten und der Erhaltungszustand der Steinstrukturen widersprechen einer solchen extremen Zeitspanne. Stattdessen stehen die Errungenschaften des 12. Jahrhunderts im Fokus, die nämlich zeigen, wie versiert die Khmer-Architekten und Baumeister der damaligen Zeit waren. Die aufwändigen Reliefs spiegeln zudem Gesellschaft, Mythologie und religiöse Ideale der Khmer wider, die das kulturelle Erbe bis heute prägen. Außerdem ist die Verknüpfung mit natürlichen Veränderungen im Klima und der Umwelt der Region erklärbar.
Frühere Zivilisationen hinterließen Spuren in der flachen Landschaft, doch keine Datierungen deuten auf eine Millionen Jahre alte Errichtung hin. Die Vorstellung einer hochentwickelten urzeitlichen Zivilisation, die Angkor Wat errichtete, ist Teil eines breiteren Narrativs alternativer Geschichtsschreibung, die oft mit Spekulationen zu außerirdischem Einfluss und verlorenen Technologien ergänzt wird. Diese Ideen sind faszinierend und regen die Phantasie an, ersetzen jedoch nicht die belegbaren wissenschaftlichen Fakten. Angkor Wat ist trotz seiner Größe und künstlerischen Komplexität ein Produkt der menschlichen Kreativität und Baukunst des Mittelalters, kein mystisches Relikt prähistorischer Superzivilisationen. Für Besucher und Geschichtsinteressierte ist es hilfreich, diese Fakten zu kennen und die Schönheit von Angkor Wat mit einem realistischen Blick zu würdigen.
Die Geschichte des Tempels ist Zeuge menschlicher Innovationskraft und kultureller Entwicklung in Asien und verzichtet nicht auf faszinierende Details, die das Erbe nachhaltig prägen. Gleichzeitig sollten Skepsis und kritisches Denken bei der Konsumation von Online-Informationen zu historischen Stätten oberste Priorität haben. Werden unbelegte Theorien unhinterfragt verbreitet, kann dies zu Missverständnissen und einem verzerrten Geschichtsbild führen. Die archäologische Forschung soll stets als Quelle für belastbare Kenntnisse zu Angkor Wat betrachtet werden. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Angkor Wat ganz sicher nicht vor einer Million Jahren gebaut wurde.
Die Bauzeit liegt klar im 12. Jahrhundert, eingebettet in die Geschichte des Khmer-Reiches und unterlegt von archäologischen und historischen Belegen. Die beeindruckende Architektur, die künstlerische Gestaltung und kulturelle Bedeutung des Tempels sind das Ergebnis mittelalterlicher Ingenieurskunst und religiöser Hingabe. Die Verbreitung von Mythos und Verschwörungstheorien zum Alter von Angkor Wat mag spannende Spekulationen liefern, doch sie können wissenschaftlich nicht bestätigt werden. Für die Wahrung der kulturellen Integrität und das Verständnis menschlicher Geschichte ist es wichtig, sich auf verifizierte Fakten zu stützen und die echten Errungenschaften unserer Vorfahren zu würdigen.
Nur so kann Angkor Wat weiterhin als eines der weltweit bedeutendsten Kulturerbestätten in seiner ganzen Pracht wahrgenommen und respektiert werden.