Die medizinische Versorgung hängt in hohem Maße von einer klaren und eindeutigen Kommunikation zwischen Ärzten, Apothekern und Patienten ab. Besonders wichtig sind dabei verschriebene Medikamente, deren korrekte Dosierung und Verabreichung lebenswichtige Faktoren darstellen. In Ländern und Regionen, in denen Arabisch als Hauptsprache verwendet wird, kann die Art der Rezeptübermittlung durch technische Prozesse wie Faxübertragung zu schwerwiegenden Missverständnissen führen. Die Komplexität und die strukturierte Schönschrift der arabischen Sprache machen arabische Rezepte anfällig für Fehler bei der Kopie und Übertragung, insbesondere durch Faxgeräte. Die Studie "Faxed Arabic prescriptions: a medication error waiting to happen?" aus dem Jahr 2012 beleuchtet diese Problematik sehr deutlich und unterstreicht die Risiken, die sich durch den Gebrauch von Faxgeräten bei der Rezeptübermittlung ergeben.
Die arabische Schrift verwendet Diakritika, kleine Zeichen, die über oder unter Buchstaben platziert werden, um die Aussprache und Bedeutung der Wörter zu ändern. Diese diakritischen Zeichen sind von zentraler Bedeutung für das Verständnis der Wörter, denn ohne sie kann sich die Bedeutung eines Wortes erheblich verändern. Die Übertragung solcher Schriftzeichen durch analoge oder digitale Faxgeräte kann durch Komprimierungsalgorithmen, Störungen oder schlechte Übertragungsqualität verzerrt werden. Dies führt dazu, dass wichtige Anweisungen auf einem Rezept falsch interpretiert werden können – mit potenziell gefährlichen Folgen für die Patienten. Die untersuchte Studie hat Texte mit gängigen Verschreibungsanweisungen wie "jede Tagesdosis" in verschiedenen Schriftgrößen erstellt und diese sowohl in arabischer als auch in englischer Sprache auf Rezeptpapier gedruckt.
Diese Dokumente wurden über handelsübliche Faxgeräte zwischen zwei medizinischen Einrichtungen gesendet. Während die englischen Texte weitgehend unverändert und gut lesbar blieben, zeigten die arabischen Texte deutlich sichtbare Artefakte, Störungen und Verfälschungen. Die Komprimierung der Faxübertragung sowie das Rauschen und Auslassen von Zeichen führten dazu, dass die diakritischen Markierungen verschoben wurden oder sogar ganz fehlten. Hierdurch änderte sich die Bedeutung der Verschreibungsanweisungen auf gefährliche Weise. Das Ergebnis wies darauf hin, dass die Verwendung von Faxgeräten für arabischsprachige Rezepte eine potenzielle Fehlerquelle darstellt, die die Sicherheit der Patienten in mehrfacher Hinsicht gefährden kann.
Medikationsfehler sind weltweit eine bedeutende Ursache von unerwünschten Ereignissen und sogar Todesfällen. Während die Probleme bei handschriftlichen Rezepten breit erforscht sind, besteht vergleichsweise wenig Bewusstsein für die Fehlerquellen bei der Übertragung gedruckter Rezepte, speziell wenn diese in nicht-römischen Alphabeten wie dem arabischen übertragen werden. Faxgeräte haben zwar immer noch Verbreitung, insbesondere in medizinischen Einrichtungen in vielen Ländern, trotzdem kann ihre technische Übertragung von Texten durch Komprimierungsverfahren und begrenzte Auflösung zu Informationsverlusten führen. Für arabischsprachige Texte ist das Risiko besonders hoch, da die kleinen diakritischen Zeichen leicht beschädigt oder unleserlich werden können. Die Studie weist darauf hin, dass eine Fehlerquelle nicht nur in der schlechten Originalhandschrift liegt, sondern auch in der Technik der Übermittlung selbst.
Die erzielten Ergebnisse legen nahe, dass medizinische Einrichtungen, die arabische Verschreibungen faxen, besondere Vorsicht walten lassen müssen. Dazu gehört zum Beispiel, sicherzustellen, dass die verwendete Schriftgröße ausreichend groß ist, um eine bessere Lesbarkeit der diakritischen Zeichen zu garantieren. Zudem könnte die Verwendung von alternativen Mitteln zur Rezeptübertragung sinnvoll sein, beispielsweise der elektronische Versand von verschlüsselten PDF-Dokumenten oder speziell angepassten Softwarelösungen, die die arabische Schrift korrekt übertragen. Ein weiterer Vorschlag, der in der Studie genannt wird, ist die Einbindung von weiteren Sprachen, etwa die Hinzufügung von Anweisungen in lateinischer Schrift, um bei Unklarheiten eine zweite Lesemöglichkeit zu gewährleisten. Ein ganzheitlicher Ansatz zur Vermeidung von Medikationsfehlern durch fehlerhafte Rezeptübertragungen ist also dringend erforderlich.
Dabei sind nicht nur technische Lösungen gefragt, sondern auch organisatorische Maßnahmen, die Schulung des medizinischen Personals im Umgang mit den Risiken sowie Bewusstseinsbildung bei allen Beteiligten. Die Studie von Feldman und Kollegen erhielt auch kritische Rückmeldungen in Form von Kommentaren und Briefen an die Redaktion, die unter anderem die methodische Präzision und sprachlichen Aspekte hinterfragten. Dennoch bleibt der Kernpunkt unverändert: Die Gefahr von Fehlinterpretationen bei arabischen Faxrezepten ist eine Realität, die nicht ignoriert werden darf. In der zunehmenden globalisierten und digitalisierten Welt steigen die Anforderungen an eine sichere Kommunikation in der Medizin. Die Vermeidung von Medikationsfehlern muss dabei höchste Priorität besitzen, denn jeder Fehler kann schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit der Patienten haben.
Die Übertragung arabischer Rezepte mittels Fax stellt eine besondere Herausforderung dar, die mit dem Fortschritt technologischer Alternativen sukzessive überwunden werden kann. Bis dahin ist es wichtig, die Risiken zu kennen und Mitigationsstrategien umzusetzen, um Patienten vor vermeidbaren Fehlern zu schützen. Insgesamt zeigt die Thematik um gefaxte arabische Rezepte exemplarisch, wie Sprache, Technologie und Medizin in einem komplexen Wechselspiel stehen, bei dem eine unbedachte Handhabung jederzeit zu gefährlichen Fehlinterpretationen führen kann. Daher ist Aufklärung und vorsorgliche Handlung unerlässlich für die Optimierung der Arzneimittelverschreibung und eine sichere Patientenversorgung in arabischsprachigen Regionen und darüber hinaus.