Im Jahr 2022 sorgten neue Beobachtungen und Bildaufnahmen von zwei ikonischen Kampfflugzeugen der US-Streitkräfte, der F-35 Joint Strike Fighter und der F-117 Nighthawk, für Aufsehen. Beide Maschinen wurden mit einer ungewöhnlichen metallisch glänzenden Beschichtung gesichtet, die je nach Betrachtungswinkel von spiegelnd bis matt zu wechseln scheint. Diese sogenannte spiegelähnliche Haut erzeugt Fragen hinsichtlich ihrer Funktion und der damit verbundenen technischen Innovationen in der Luftfahrt und Stealth-Technologie. Die Entwicklung könnte die Fähigkeiten der Flugzeuge im Bereich Tarnung und Überlebensfähigkeit feindlicher Erkennungstechnologien signifikant verbessern. Die F-117, offiziell bereits seit etwa 15 Jahren ausgemustert, scheint weiterhin aktiv im Testbetrieb und als sogenannter stealthy adversary – also Gegner im Training – eingesetzt zu werden.
Sie ist damit ein wertvolles Versuchsträger-Flugzeug für Erprobungen neuer Technologien abseits ihres aktiven Kampfeinsatzes. Obwohl sie im regulären Dienst nicht mehr aktiv ist, zeigt der Einsatz der F-117 mit der neuartigen spiegelnden Beschichtung, dass sie eine wichtige Rolle bei der Weiterentwicklung der Stealth-Technologie spielt. Die F-35, als einer der Hauptträger der fünften Generation von Kampfjets im Flottenbestand, ist hingegen ein frontliner in der modernen Luftkriegsführung. Das Auftragen einer ähnlichen metallic-ähnlichen Beschichtung auf den F-35C, der Marine-Variante des Joint Strike Fighters, legt nahe, dass die Entwicklung und das Testen des Materials mittlerweile eine systemübergreifende Bedeutung haben. Die F-35C wurde von der VX-9 Air Test and Evaluation Squadron aus Naval Air Weapons Station China Lake geflogen und mit dieser neuen, exotischen Haut versehen.
Damit ist klar, dass auch die US Navy großes Interesse an der neuen Tarntechnologie hat und diese unabhängig oder eventuell sogar in Zusammenarbeit mit der Air Force testet. Eine faszinierende Besonderheit des Materials ist seine Veränderlichkeit – es wirkt von verschiedenen Blickwinkeln aus unterschiedlich, mal glänzend spiegelnd, mal matt. Auffällig ist, dass die Tarnung scheinbar halbtransparent ist, sodass beispielsweise Markierungen und Logos unter der Beschichtung sichtbar bleiben und je nach Betrachtungswinkel regelrechte optische Effekte erzeugt werden. Dieses Verhalten lässt auf eine komplexe Struktur der Beschichtung schließen, die das Licht derart manipuliert, dass Sichtbarkeit und Radar- bzw. Infrarot-Signatur optimal angepasst werden können.
Die Idee, die hinter diesem neuartigen Coating steckt, könnte in einer verborgenen Verbindung zur Verringerung der Infrarot-Signatur (IR-Signatur) liegen. Für Flugzeuge sind besonders Such- und Verfolgungssysteme mittels Infrarotsensoren (IRST) eine ständige Gefahr. IRST-Systeme ermöglichen es, Flugzeuge auf Basis ihrer Wärmeabstrahlung zu detektieren – eine Art passive Sensorik, die besonders in der heutigen Luftkriegstechnologie immer wichtiger wird. Während Radar-Signatur-Tarnungstechniken wie Radar-absorbierende Beschichtungen (RAM) bereits etabliert sind, ist die Minimierung der Infrarot-Signatur deutlich anspruchsvoller. Gerade Hochleistungsflieger mit leistungsstarken Triebwerken erzeugen erhebliche Wärme, die detektierbar ist.
Die silberne spiegelnde Beschichtung könnte deshalb eine Art Infrarot-Reflektor oder -Dämpfer darstellen, welche die IR-Signatur aus der für Sensoren kritischen Front- und Seitenperspektive verringert. Interessanterweise wurde der F-117 bereits Anfang der 1990er Jahre im Rahmen des sogenannten SENIOR SPUD Programms mit einer ähnlichen spiegelnden Metallhaut versehen. Damals diente der Versuch vor allem dem Ziel, die IR-Signatur zu reduzieren. Nach fast 30 Jahren kehrt die Idee jetzt in einer modernen Umsetzung zurück, offenbar mit erheblich verfeinerten Materialien und Technologien der Nanobeschichtung oder spezieller Tiling-Technik. Die Beschichtung scheint aus mosaikartig zusammengesetzten, maßgefertigten Kacheln und größeren Paneelen zu bestehen, die als eine Art Coating fungieren und damit nicht nur die sichtbare Oberfläche, sondern auch Funk- und Wärmesignaturen beeinflussen.
Bemerkenswert ist, dass die Technologie bis dato exklusiv auf sogenannten Low-Observable-Flugzeugen zum Einsatz kommt – instinktiv in jenen Bereichen, wo der Schutz vor Erkennung am wichtigsten ist. Somit gab es bisher keine Hinweise darauf, dass F-16 oder Super Hornet-Modelle der US-Streitkräfte mit derartigen Versuchen ausgestattet wurden. Insofern ist davon auszugehen, dass der Fokus des Tests darauf liegt, die Tarnfähigkeit im Hochrisiko-Operationsbereich zu optimieren, also dort, wo Stealth-Fähigkeiten überlebenswichtig sind. Neben der IR-Signaturminimierung könnte die neue Beschichtung nebenbei auch die Radarabsorption beeinflussen, doch Experten tendieren dazu, dass der Fokus eher auf der IR-Signatur liegt. Da viele Radarfrequenzen von bestehenden stealthigen Flugzeugen bereits abgedeckt werden, bietet eine verbesserte Tarnung gegen IRST-Systeme einen wichtigen taktischen Vorteil.
Moderne Gegner setzen immer häufiger fortschrittliche IRST-Systeme ein, sowohl auf eigenen Flugzeugen als auch in bodengestützten oder vernetzten Systemen. Die US Air Force und Navy rüsten derzeit ihre Flotten wieder vermehrt mit IRST-Systemen aus – hier besteht sowohl hoher technischer Entwicklungs- als auch taktischer Schulungsbedarf, der nur mit Tests an realen Flugzeugen bewältigt werden kann. Außerdem gewinnen im Bereich unbemannter Luftfahrzeuge IRST-Sensoren an Bedeutung: Drohnen werden mit solchen Sensoren ausgestattet, um versteckte Ziele zu entdecken und mit Manned-and-Unmanned-Teaming-Taktiken vernetzt zu operieren. Programme für besonders unauffällige Drohnenmodelle wie die General Atomics AVENGER werden in Übungen getestet, welche Rolle IRST dabei spielt. In diesem Kontext sind auch die Versuche mit der spiegelnden Beschichtung als Teil eines gesamtstrategischen Ansatzes zur Reduzierung thermischer Signaturen denkbar.
Obgleich die genauen chemischen und physikalischen Eigenschaften der beschichteten Oberfläche geheim bleiben, ist es wahrscheinlich, dass sie hitzeabstrahlende Flächen reflektiert, zerstreut oder absorbiert. Dies würde die Erfassungsreichweite gegnerischer IR-Sensoren verringern und damit den taktischen Handlungsspielraum der Flugzeuge maßgeblich erhöhen. Die Sichtungen der F-35C und F-117 mit dieser neuartigen Haut wurden von Glückspiloten der Luftbildfotografie festgehalten, etwa in der kalifornischen Sequoia National Park Umgebung oder dem Saline Military Operations Area nahe der Grenze zu Nevada. Die Bilder zeigen die Flugzeuge in unterschiedlichen Flugpositionen und Beleuchtungswinkel, was die optischen Effekte der Beschichtung eindrucksvoll illustriert. Ein auffälliger Aspekt ist, dass die Markierungen, etwa Luftringe auf Flügeln oder Abzeichen am Leitwerk, durch den sogenannten metallisch-transparente Effekt mal sichtbar und mal fast unsichtbar wirken – was durch variable Reflexion und Lichtstreuung zustande kommt.
Die Tatsache, dass die US-Luftwaffe eine offizielle, wenn auch vage Stellungnahme zur Beschichtung abgab, lässt vermuten, dass es sich nicht um bloße experimentelle Spielereien, sondern um ernsthafte Entwicklungsarbeit handelt. Das langfristige Ziel dürfte darin liegen, die neuen Beschichtungen zukünftig bei Einsatzflugzeugen einzuführen, um in künftigen Konflikten gegenüber fortschrittlichen gegnerischen Sensornetzen gewappnet zu sein. Interessanterweise wurde bisher kein vergleichbares finish bei fremden oder gegnerischen Flugzeugen entdeckt. Dies könnte den Geheimhaltungsgrad oder auch den technologischen Vorsprung der USA unterstreichen. Wenn andere Länder ähnliche Techniken entwickeln, so ist zumindest nichts davon öffentlich bekannt oder sichtbar.
Sollte es einen gegnerischen Fortschritt in diesem Bereich geben, so würde dies die Initiative und das schnelle Testen solcher Spitzentechnologie umso mehr rechtfertigen. Die Tatsache, dass mittlerweile mehrere Plattformen verschiedener Dienste, vom F-22 Raptor über die F-117 bis hin zur F-35C, diese Beschichtung tragen, zeigt, dass der Testumfang und die technische Reife stark zugenommen haben. Die Ausweitung auf unterschiedliche Flugzeugtypen im aktiven Einsatz spricht dafür, dass die Technologie als potenzielle Standardlösung für eine neue Generation licht- und wärmeabsorbierender Beschichtungen betrachtet wird. Langfristig verspricht die Entwicklung, die Überlebensfähigkeit und Wirksamkeit moderner Kampfflugzeuge im Verbund mit neuen Sensor-, Radar- und Netzwerkfähigkeiten entscheidend zu erhöhen. Die Verschmelzung von Radar-, Infrarot- und visueller Tarnung in einem Material, das zugleich robust und im Flugumfeld praktikabel ist, stellt eine bedeutende technologische Herausforderung dar, deren Lösung weitreichenden Einfluss auf militärische Luftoperationen haben wird.
In Summe spiegeln die Tests mit der mysteriösen spiegelnden Haut auf F-35C und F-117 nicht nur den Stand moderner Material- und Tarntechnologien wider, sondern verdeutlichen die komplexen Anforderungen der Zukunftskriegsführung, in der neben Radarvermeidung vor allem thermische Signaturen eine wachsende Bedrohung darstellen. Solche Innovationen verbinden die jahrzehntelang bewährte Stealth-Tradition mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und eröffnen ein neues Kapitel in der Evolution luftgestützter Kampfsysteme. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie schnell diese Technologien in Serie gehen und ob sie die taktische Landschaft in der Luft entscheidend verändern können.