Bitcoin ist weit mehr als nur eine digitale Währung – es ist ein komplexes Wirtschaftssystem, das sich ständig weiterentwickelt. Im Zentrum dieses Systems steht die Basiseinheit Bitcoin, aufgeteilt in extrem kleine Teile, bekannt als Satoshis oder ‚Sats‘. Doch jüngste Vorschläge, die Bitcoin-Einheiten zu ändern, sorgen für Diskussionen und stellen bewährte Konzepte infrage. Die Debatte über ‚Sats‘ versus ‚Bits‘ hat mit einem kürzlich eingereichten Verbesserungsvorschlag neuen Auftrieb erhalten und wirft Fragen zur Nutzerfreundlichkeit, zur Wahrnehmung und zur technischen Umsetzung des Bitcoin-Systems auf. Das Verständnis dieser Diskussion ist entscheidend, um die Zukunft und Alltagstauglichkeit von Bitcoin als Zahlungsmittel besser einordnen zu können.
Satoshis – die kleinste Einheit von Bitcoin, benannt nach seinem Schöpfer Satoshi Nakamoto – stellen die Grundlage für Mikrozahlungen und die Genauigkeit im Bitcoin-Ökosystem dar. Ein Bitcoin besteht aus 100 Millionen Satoshis, was es ermöglicht, äußerst präzise Beträge zu übertragen. Diese Feinheit ist technisch notwendig, um Bitcoins als digitales Geld flexibel einsetzbar zu machen, vor allem bei steigenden Kursen. Dennoch gibt es Stimmen, die sagen, dass gerade diese Eigenschaft für Neueinsteiger verwirrend sein kann. Denn wenn ein Bitcoin in so viele Teile zerlegt ist, entstehen lange Zahlencodes und komplexe Dezimalstellen, die potenziell Nutzer abschrecken.
Vor diesem Hintergrund hat Bitcoin-Entwickler John Carvalho im April 2025 einen Bitcoin Improvement Proposal (BIP-177) vorgestellt, der eine grundlegende Änderung der Bitcoin-Basiseinheit vorschlägt. Carvalho will die traditionelle Einheit „Satoshi“ abschaffen und stattdessen eine neue Einheit einführen, die auf der Umrechnung in 21 Billiarden Einheiten basiert, also eine Dekadische Erweiterung der Feinheiten von Bitcoin. Sein Ansatz zielt darauf ab, die Zahlungsabwicklung zu vereinfachen, indem der Umgang mit extrem kleinen Dezimalstellen verschwindet und stattdessen eine größere Anzahl von Einheiten genutzt wird, die gut verständlich und leicht handhabbar sein sollen. Dieser Vorschlag ist nicht der erste Versuch, Bitcoins Untereinheiten zu reformieren. Schon 2017 hatte der Entwickler Jimmy Song die Idee, „Bits“ als Basiseinheit einzuführen.
Ein Bit entspricht einem Millionstel Bitcoin (0,000001 BTC). Song argumentierte, dass Bits die tägliche Nutzung von Bitcoin erleichtern würden, weil sie weniger Dezimalstellen erforderten und intuitiver für Nutzer wären. Allerdings kritisierte Carvalho später, dass auch das Konzept der Bits nicht alle Probleme beseitige, sondern lediglich die Komplexität verschiebe. Die weiterhin nötigen Dezimalpunkte und das Verständnis für zahlenmäßige Umrechnungen blieben eine Hürde. Unterstützung für die Umstellung auf Bits oder ähnliche Einheiten kommt vor allem von prominenten Persönlichkeiten wie Jack Dorsey, ehemals CEO von Block Inc.
Dorsey, der sich stets für eine verbesserte Usability von Bitcoin eingesetzt hat, twitterte im Mai 2025, dass „Bits“ für Einsteiger verständlicher seien als „Sats“, die oft Verwirrung stiften würden. Er sieht in einer einfacheren und direkteren Benennung von Bitcoin-Einheiten eine Möglichkeit, Nutzerakzeptanz und die Verbreitung von Bitcoin als Zahlungsmittel weltweit zu steigern. Dorsey spricht von der Notwendigkeit, Bitcoin zu einer Alltagswährung zu machen, die jeder intuitiv nutzen kann, ohne sich mit technischer Komplexität auseinandersetzen zu müssen. Auf der anderen Seite reagiert die Bitcoin-Community sehr zurückhaltend und zum Teil ablehnend auf solche Veränderungen. Kritiker wie Cory Klippsten, CEO von Swan Bitcoin, und Michelle Weekley, Produktleiterin bei Byte Federal, betonen, dass Nutzer genauso leicht verstehen könnten, dass es 100 Cent in einem Dollar gibt wie 100 Millionen Sats in einem Bitcoin.
Sie warnen davor, eine Änderung vorzunehmen, die eine Verwirrung darüber erzeugen könnte, wie viel Bitcoin tatsächlich existiert und was die Grundwerte der Währung sind. Die Sorge besteht, dass wenn der Bitcoin-Bestand plötzlich in quadrillionen Einheiten angegeben wird, Anleger und Nutzer die absolute Knappheit und Wertstabilität von Bitcoin falsch interpretieren könnten. Die Gefahr bestünde darin, dass so ein erheblicher psychologischer Effekt eintritt, der das Vertrauen in den Wert von Bitcoin beeinträchtigen kann. Auch Magdalena Gronowska, eine Bitcoin-Beraterin, weist in diesem Zusammenhang auf die potenziellen Missverständnisse hin, die eine solche Änderung hervorrufen könnte. Sie befürchtet, dass Nutzer annehmen könnten, der Bitcoin-Preis sei plötzlich abgestürzt oder die Versorgung massiv erhöht worden, was nicht der Fall ist.
Ihre Einschätzung verdeutlicht, dass der Umgang mit Einheiten und Zahlen bei Kryptowährungen nicht nur technische, sondern auch psychologische und kommunikative Aspekte berührt. Interessanterweise waren auch bereits Satoshi Nakamoto selbst Gedanken über die Darstellung der Bitcoin-Einheiten wichtig. In einem Beitrag im Februar 2010 schrieb Nakamoto, dass es möglich sei, den Dezimalpunkt zu verschieben, um die Handhabung kleiner Zahlen bequemer zu machen, ohne den zugrundeliegenden Wert zu verändern. Diese Aussage zeigt, dass selbst der Bitcoin-Schöpfer offen für die Anpassung des Zahlensystems war, um die Bedienbarkeit der Währung zu verbessern. Dennoch wurde das Design bisher nur einmalig mit der Implementierung des Taproot-Upgrades im November 2021 modifiziert, wobei dieser Schritt eher technische Verbesserungen wie schnellere Transaktionen und erhöhte Privatsphäre zum Ziel hatte.
Die Diskussion um die Bitcoin-Basiseinheit hat weitreichende Folgen, nicht nur auf der technischen Ebene, sondern auch im Kontext der Nutzererfahrung und Akzeptanz. Bitcoin als dezentrales System lebt vom Konsens der Community. Jede vorgeschlagene Änderung muss also sorgfältig abgewogen werden, ob sie den Nutzen für die Mehrheit der Nutzer verbessert oder eher langfristig schadet. Die Debatte verdeutlicht außerdem, wie schwierig es ist, den Spagat zwischen technischer Präzision und alltäglicher Nutzbarkeit zu meistern. Darüber hinaus spielt die globale Verbreitung von Bitcoin eine wichtige Rolle.
Während erfahrene Bitcoin-Nutzer und Investoren mit Satoshis gut zurechtkommen, kann die Komplexität für Neulinge in Regionen mit weniger Zugang zu Bildung oder Technologie eine Hürde darstellen. Hier bietet das Konzept von Bits oder sogar anderen alternativen Einheiten möglicherweise einen einfacheren Einstieg. Doch jede Vereinfachung birgt die Gefahr, bestehende Sicherheitsmechanismen und Bewertungsmaßstäbe zu verwässern. Die Zukunft der Bitcoin-Einheiten bleibt also offen. Verbesserungen müssen nicht zwangsläufig auf einer grundlegenden Änderung der Basiseinheit basieren; sie können auch durch bessere Bildungsangebote, verbesserte Wallet-Lösungen und intuitive Benutzeroberflächen entstehen, die den Umgang mit Sats verständlicher machen.
Gleichzeitig sind für eine erfolgreiche Adoption solche Vorschläge wie Carvalho‘s wichtig, um einen frischen Blick auf die Herausforderungen der Skalierung und Bedienbarkeit von Bitcoin zu werfen. Ein weiterer Aspekt ist die Beziehung zwischen Bitcoin und staatlichen Währungen. Während der Dollar und andere Fiat-Währungen dem durchschnittlichen Menschen vertrauter sind, bringt Bitcoin mit seinen Millionen Sats einen ganz anderen Umgang mit Geld und Wert. Der Wandel der Einheiten könnte dazu beitragen, Bitcoin mehr wie eine ‚echte‘ Währung erscheinen zu lassen, wenn sie in kleineren, leicht zugänglichen Einheiten dargestellt wird. Dies könnte auch die Integration in bestehende Zahlungsnetze vereinfachen und langfristig zu mehr Adoption führen.
Nicht zuletzt ist die Community selbst ein entscheidender Faktor. Debatten, wie die über „Sats vs. Bits“, regen an, das Bewusstsein für Bitcoin als innovatives Geldsystem zu schärfen und stellen den Willen zur Weiterentwicklung unter Beweis. Sie erinnern daran, dass Bitcoin als Open-Source-Projekt lebt und sich durch den Austausch von Ideen ständig verändert. Ob sich eine Änderung der Basiseinheit tatsächlich durchsetzt, hängt von einem breiten Konsens ab, bei dem technische Machbarkeit, Nutzerfreundlichkeit und wirtschaftliche Grundlagen ausgewogen berücksichtigt werden müssen.
Insgesamt zeigt die neue Debatte, dass Bitcoin nicht stillsteht, sondern sich kontinuierlich hinterfragt und anpasst. Die Diskussion um die Basiseinheiten öffnet die Tür für weitere Ideen, wie man das revolutionäre Konzept von digitalem Geld für Jeden zugänglich und verständlich machen kann. Während „Sats“ nach wie vor die Hauptrolle im Bitcoin-Ökosystem spielen, könnten „Bits“ oder andere Einheiten zukünftig eine wichtige Rolle in der alltäglichen Nutzung und Verbreitung von Bitcoin einnehmen. Bitcoin bleibt somit nicht nur ein technologisches Phänomen, sondern auch ein soziales und wirtschaftliches Experiment in der Gestaltung von Geld in der digitalen Ära.