Die globalen Handelsbeziehungen befinden sich in einem tiefgreifenden Wandel, ausgelöst durch die protektionistische Handelspolitik unter der US-Regierung von Donald Trump. Die daraus resultierenden Handelskonflikte und hohen Zölle wirken sich nicht nur auf Unternehmen und Verbraucher aus, sondern stellen auch eine signifikante Herausforderung für internationale Finanzinstitute dar. HSBC, eine der größten Banken weltweit, hat nun reagiert, indem sie ihre Rückstellungen für faule Kredite deutlich erhöht hat. Diese Entscheidung steht im direkten Zusammenhang mit dem Risiko, das durch die angespannten Handelsbeziehungen zwischen den USA und wichtigen Handelspartnern wie China entsteht. Im ersten Quartal 2025 meldete HSBC einen Anstieg der erwarteten Kreditausfälle um 200 Millionen US-Dollar auf insgesamt 900 Millionen US-Dollar.
Diese Erhöhung spiegelt die wachsende Unsicherheit wider, die sich aus den geopolitischen Spannungen und dem eskalierenden Tarifkonflikt ergibt. Die Bank begründete ihren Schritt mit der Notwendigkeit, sich auf eine Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfelds einzustellen, die durch die Handelsbeschränkungen verstärkt werde. Ein Rückgang im globalen Handel, sinkende Investitionen und ein reduziertes Konsumverhalten könnten das Wirtschaftswachstum weltweit bremsen. Der Handelskrieg hat bereits begonnen, Handelsvolumina zu beeinträchtigen. Wenn diese Dynamik anhält oder sich verschärft, könnten laut HSBC die weltweiten Bruttoinlandsprodukte in besonders betroffenen Regionen wie China, Hongkong und Mexiko merklich schrumpfen.
Dies hängt eng mit den wirtschaftlichen Verflechtungen dieser Regionen mit den USA zusammen, deren Politik durch steigende Zölle immer unberechenbarer wird. Die Bank prognostiziert, dass die Handelskonflikte nicht nur das Wachstum schädigen, sondern auch das Arbeitsmarktumfeld verschlechtern könnten, da Unsicherheit und wirtschaftliche Rückgänge wiederum den Anstieg der Arbeitslosigkeit fördern. Georges Elhedery, CEO von HSBC, betont dennoch eine gewisse Zuversicht, dass diplomatische Fortschritte in den Verhandlungen zwischen den USA und verschiedenen Handelspartnern, inklusive China, möglich sind. Dennoch erwartet er keine Rückkehr zur bisherigen Form der Globalisierung. Stattdessen werde sich die Globalisierung neu konfigurieren, mit einer Verschiebung der geografischen Schwerpunkte in den Handelsbeziehungen.
Diese Beobachtung unterstreicht die langfristige Ungewissheit, die durch aktuelle politische Entscheidungen in der Handelspolitik verstärkt wird. Ein weiterer bedeutender Aspekt in HSBCs Analyse ist der Erhalt des US-Dollars als weltweit dominierende Währung. Trotz der Unsicherheiten im Handel und der daraus resultierenden Kapitalflucht aus US-Anlagen wird die Stabilität und das Vertrauen in den Dollar als risikofreie Anlage als essenziell erachtet. Die Bank sieht in einer starken und vertrauenswürdigen Leitwährung eine wichtige Stütze für das internationale Finanzsystem, insbesondere in unsicheren Zeiten. Die Herausforderungen steigen auch für Zentralbanken auf der ganzen Welt.
HSBC weist darauf hin, dass die Kombination aus schwächerem Wachstum und anhaltend erhöhtem Inflationsdruck eine sorgfältigere und zurückhaltendere Zinspolitik erfordern wird. Eine zu frühe oder zu aggressive Zinssenkung könnte die Inflation weiter anheizen, während zu hohe Zinsen die wirtschaftliche Abkühlung verstärken würden. Die Bank hat verschiedene Szenarien modelliert, wonach mögliche Umsatzeinbußen im niedrigen einstelligen Prozentbereich und zusätzliche Kreditausfälle in Höhe von 500 Millionen US-Dollar eine realistische Einschätzung darstellen. Die Folgen des Handelskriegs gehen über die unmittelbar betroffenen Branchen hinaus. Längere und komplexere Lieferketten, fragmentierte Märkte und unsichere politische Rahmenbedingungen führen zu mehr Volatilität in den globalen Märkten.
Reale Investitionen werden zurückgehalten, Unternehmen zögern mit Expansion und Innovation, und Verbraucher reagieren mit eingeschränktem Konsum. Diese Entwicklungen sind besonders für Banken wie HSBC relevant, die Kredite an Unternehmen vergeben, die im internationalen Handel tätig sind. Die Situation veranschaulicht zugleich die Risiken eines auf schnellen protektionistischen Maßnahmen basierenden Welthandelssystems. Während sich einzelne Länder durch Zölle und Gegenzölle kurzfristig zu schützen versuchen, entstehen dadurch langfristige Schäden für globale Wertschöpfung und wirtschaftliche Stabilität. HSBCs erhöhte Rückstellungen für faule Kredite sind ein Spiegelbild dieser Realität und ein Signal an Aktionäre und Kunden, dass Risiken im internationalen Geschäftsumfeld sorgfältig beobachtet und aktiv gemanagt werden müssen.
Das Worst-Case-Szenario, das HSBC skizziert, zeichnet ein düsteres Bild: Ein Dauerzustand eskalierender zollpolitischer Maßnahmen könnte zu einer tiefen globalen Rezession führen. Solch ein Szenario hätte katastrophale Auswirkungen auf Arbeitsmärkte, öffentliche Finanzen und soziale Stabilität weltweit. Deshalb liegt in den kommenden Monaten eine Schlüsselaufgabe darin, Verhandlungen konstruktiv voranzutreiben, um Handelsbarrieren zu reduzieren und Vertrauen in die globalen Wirtschaftsbeziehungen wiederherzustellen. Insgesamt zeigt die Entwicklung bei HSBC exemplarisch, wie politische Entscheidungen auf höchster Ebene bis in die Bilanzen von Finanzinstituten hineinwirken. Die Bank reagiert vorsichtig und vorausschauend angesichts der komplexen und unsicheren Lage.
Anleger und Marktbeobachter sollten die dynamischen Entwicklungen im internationalen Handel genau verfolgen, da sie weitreichende wirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass HSBCs Erhöhung der Rückstellungen für Kreditausfälle ein deutliches Signal für die Unsicherheiten und Risiken des aktuellen weltweiten Handelsumfelds ist. Diese Schritte zeigen die Notwendigkeit, finanzielle Puffer zu schaffen, um auch in turbulenten Zeiten Stabilität zu gewährleisten. Angesichts der geopolitischen Spannungen und wirtschaftlichen Herausforderungen steht die Weltwirtschaft vor einem entscheidenden Wendepunkt, dessen Ausgang maßgeblich von der Fähigkeit abhängt, Handelsspannungen abzubauen und kooperative Lösungen zu fördern.