Mit der rasanten Entwicklung moderner Fahrzeugtechnologie gewinnen Fahrerassistenzsysteme und semi-autonome Fahrfunktionen zunehmend an Bedeutung. Ein zentraler Bestandteil vieler dieser Systeme ist der sogenannte Lidar-Sensor, der durch Laserstrahlen die Umgebung in 3D abtastet und dabei wichtige Informationen für das Fahrzeug sammelt. Während Lidar enorm hilfreich für autonomes Fahren und erhöhte Verkehrssicherheit ist, haben jüngste Berichte gezeigt, dass diese Technologie auch unerwartete Nebenwirkungen haben kann – insbesondere auf Smartphones, mit denen immer häufiger Fotos und Videos von Autos gemacht werden. Ein aktueller Fall eines Reddit-Nutzers namens Jeguetelli zeigt eindrücklich, dass der Lidar-Sensor eines Fahrzeugs, genauer gesagt ein Volvo EX90, die Kamera eines hochwertigen Smartphones irreparabel beschädigen kann. Dieses Szenario wäre früher kaum vorstellbar gewesen, heute jedoch offenbart es konkrete Risiken, denen viele Nutzer vielleicht noch nicht bewusst sind.
Aber warum genau kann es zu solchen Schäden kommen und wie lassen sie sich vermeiden? Zunächst einmal muss man verstehen, wie Lidar funktioniert. Lidar steht für "Light Detection and Ranging" und nutzt gebündelte Laserstrahlen, meist im nahen Infrarotbereich, um die Entfernung zu Objekten präzise zu messen. Die Sensoren senden dabei Lichtimpulse aus und messen die Zeit, die benötigt wird, bis das Licht von der Umgebung zurückreflektiert wird. Aus diesen Daten entsteht eine detaillierte 3D-Karte der Umgebung in Echtzeit. Das ist für autonome Fahrzeuge essenziell, um Hindernisse zu erkennen, Abstände einzuschätzen und sichere Fahrmanöver durchzuführen.
Doch gerade das intensive Laserlicht, das von diesen Lidar-Systemen ausgesendet wird, kann in bestimmten Situationen Probleme verursachen. Besonders gefährdet sind Kameras, wenn sie sehr nah an den Lidar-Sensor heran gehalten und direkt auf das Gerät gerichtet werden. Ähnlich wie bei einem Blick direkt in die Sonne, können die gebündelten Laserstrahlen die empfindlichen Sensoren der Kamera überbelichten und dauerhaft schädigen. Im Fall des Volvo EX90 wurde diese Gefahr konkret sichtbar: Der Nutzer filmte mit seinem iPhone 16 Pro Max das Fahrzeug, ohne anfangs zu merken, dass der Lidar-Sensor aktiv eine Laserbarrage aussandte. Die Folge war eine sofortige und irreversible Beeinträchtigung der Kamera.
Das Fotosensorfeld des Smartphones zeigte auffällige rote, pinke und violette Flecken – sogenannte „frittierte Pixel“, die selbst durch das Umschalten auf andere Einstellungen im selben Objektiv nicht verschwanden. Erst ein Wechsel zu einer anderen Kameralinse am Telefon ermöglichte wieder normale Bilder. Volvo selbst hat inzwischen öffentlich davor gewarnt, Smartphones oder andere Kameras direkt auf die Lidar-Sensoren zu richten. Die schwedische Marke vergleicht das Risiko dabei mit dem Blick in die Sonne: Es ist völlig ausreichend, den traumhaften Anblick der Fahrzeuge ohne gezielte Kameraaufnahme der Sensoren genießen zu können. Die Warnung gilt insbesondere für den Nahbereich, wenn man also sehr nah und direkt auf die Lidar-Linse eines Fahrzeugs blickt, dabei sind Schäden fast vorprogrammiert.
Die Bedeutung dieser Problematik wächst mit der Verbreitung von Lidar-Technologie im Automobilbereich. Während Tesla lange Zeit auf andere Sensoren wie Kameras und Radarsignale setzte und Lidar als "teuer und unnötig" betrachtete, zeigen aktuelle Geschäftsberichte den Wandel. Das Unternehmen Luminar Technologies, einer der führenden Hersteller von Lidar-Systemen für Fahrzeuge, berichtet, dass Tesla einer seiner größten Kunden ist und beträchtliche Summen in Lidar-Hardware investiert hat. Das bedeutet, dass Lidar künftig noch häufiger und in mehr Fahrzeugmodellen auf den Straßen zu finden sein wird – und somit auch die potenziellen Gefahren für Smartphone-Kameras zunehmen. Neben Smartphones könnten auch andere optische Geräte wie actioncams oder spiegellose Kameras prinzipiell von den intensiven Laserstrahlen beschädigt werden.
Das macht es umso wichtiger, sich der Risiken bewusst zu sein und entsprechend vorsichtig zu agieren. Das beste Rezept gegen Schäden ist ganz einfach Vorsicht und Aufmerksamkeit. Wenn Sie Fotos oder Videos von Fahrzeugen mit Lidar machen möchten, vermeiden Sie es, Ihre Kamera direkt in den Strahl des Sensors zu richten, insbesondere aus kurzer Distanz. Darüber hinaus ist es möglich, dass Hersteller in Zukunft mit technischen Lösungen reagieren, um die direkte Laserstrahlung zu dämmen oder Sicherheitsmechanismen im Lidar-System einzubauen. Denkbar wäre etwa eine automatische Abschaltung der Laserstrahlen, wenn ein optisches Gerät erkannt wird, das potentiell beschädigt werden kann.
Auch spezielle Filter oder Schutzelemente in Kameras könnten helfen, die Sensoren zu schützen. Letztlich ist es eine Kombination aus technologischer Vorsicht, Nutzerbewusstsein und möglicherweise zukünftigen Innovationen, die dazu beitragen wird, Schäden durch Lidar-Laser zu vermeiden und gleichzeitig die Vorteile dieser Technologie sicher zu nutzen. Für die Verbraucher gilt bereits heute: Halten Sie Abstand zum Lidar-Sensor, gerade wenn Sie mit empfindlichen Kameras unterwegs sind, und seien Sie vorsichtig, wenn Sie Fahrzeuge mit dieser Technologie fotografieren oder filmen. Die rasante Verbreitung von Lidar in Fahrzeugen ist ein wichtiges Kapitel der automobilen Zukunft und verspricht viele Vorteile für Verkehrssicherheit und Fahrkomfort. Zugleich erinnert uns der Schaden an der Kamera des iPhone 16 Pro Max daran, dass neue Technologien auch neue Herausforderungen mit sich bringen.
Wer diese kennt und beherzigt, kann Risiken minimieren und Technik in voller Bandbreite genießen. Insgesamt zeigt das Thema eindrücklich, wie technologische Fortschritte im Automobilbereich Auswirkungen auf alltägliche Gegenstände wie Smartphones haben können, und wie wichtig es ist, sich mit den Konsequenzen und Umgangsformen vertraut zu machen. Ein bewusster und verantwortungsvoller Umgang mit Lidar und optischer Hardware schützt nicht nur Ihre Geräte, sondern trägt auch zum besseren Verständnis der innovativen Welt von morgen bei.