Die steuerliche Behandlung digitaler Vermögenswerte rückt zunehmend in den Fokus der US-amerikanischen Politik. Im Mai 2025 appellierten die Senatoren Cynthia Lummis und Bernie Moreno eindringlich an den amerikanischen Finanzminister Scott Bessent, Änderungen an einer Bestimmung vorzunehmen, die erhebliche Auswirkungen auf das Steueraufkommen von Unternehmen mit digitalen Assets hat. Diese Forderungen stehen im Kontext des Inflation Reduction Act von 2022, dessen Auslegung unter anderem die Besteuerung nicht realisierter Gewinne und Verluste bei Kryptowährungen betrifft und somit insbesondere Unternehmen im Sektor der digitalen Finanzinstrumente schwer belasten könnte. Die Gefahr einer solchen Steuerpraxis ist vor allem, dass sie US-Firmen im globalen Wettbewerb gegenüber ausländischen Konkurrenten benachteiligt. Gerade in einem Bereich, der von Innovation und rascher Entwicklung geprägt ist, könnte dies die Wettbewerbsfähigkeit massiv einschränken und langfristig zu einem Standortnachteil führen.
Senatorin Cynthia Lummis gilt seit Langem als eine der lautstärksten Verfechterinnen von Kryptowährungen im US-Kongress. Sie setzt sich für klare, innovationsfreundliche und marktorientierte Rahmenbedingungen ein, die es Unternehmen ermöglichen, in digitalen Finanzmärkten erfolgreich zu agieren. Ihr Kollege Bernie Moreno, der erst Anfang 2025 ins Amt gewählt wurde, hat bereits erhebliche Unterstützung aus Krypto-nahen Interessengruppen erhalten, was zeigt, wie stark die Branche hinter wohlwollenden politischen Stimmen steht. Gemeinsam fordern sie vom Finanzministerium, die Definition von „adjusted financial statement income“ in der bestehenden Gesetzgebung so zu ändern, dass unrealisierten Gewinnen aus digitalen Vermögenswerten keine zusätzliche Steuerlast für Unternehmen auferlegt wird. Die aktuelle Situation basiert auf einer Maßnahme des Inflation Reduction Act, der ab 2023 eine Mindeststeuer von 15 Prozent für Unternehmen mit einem Jahresgewinn von mehr als einer Milliarde US-Dollar einführt.
Diese Mindeststeuer könnte laut Interpretation auch unrealisierten Gewinn aus Kryptowährungen und anderen digitalen Assets unterliegen. Das bedeutet, Unternehmen müssten Steuern auf Gewinne zahlen, die sie noch nicht realisiert haben, sprich, die Vermögenswerte noch nicht verkauft wurden. Diese Regelung erzeugt Unsicherheiten und Liquiditätsprobleme bei Unternehmen, die auf volatile digitale Märkte angewiesen sind. So könnte es für Firmen unrentabel werden, Chancen aus digitalen Investitionen zu nutzen oder überhaupt in diesen Bereich vorzudringen. Senatoren Lummis und Moreno argumentieren, dass die US-amerikanische Innovationskraft im digitalen Finanzbereich untergraben wird, wenn heimische Unternehmen gegenüber ausländischen Konkurrenten durch unverhältnismäßige Steuerregelungen benachteiligt bleiben.
Gerade Länder wie Singapur, Schweiz oder Estland haben attraktive steuerliche Rahmenbedingungen geschaffen, um Firmen im Bereich der Blockchain und Kryptowährungen anzuziehen. Wenn die USA hier nicht nachziehen, droht ein Brain-Drain von Talenten und Investitionen ins Ausland. Die Abwanderung von Kapital und Know-how könnte langfristig fundamentale Nachteile für die US-Wirtschaft bedeuten. Die Forderung umfasst auch eine Aufforderung an das Finanzministerium, seine Zuständigkeit zur Anpassung der Gesetzesauslegung zu nutzen, um eine schnellere Reform ohne den Umweg über den Kongress zu erreichen. Dies unterstreicht die Dringlichkeit des Anliegens und den Wunsch nach zügiger Klarstellung.
Die Senatoren sehen darin eine Möglichkeit, kurzfristig für steuerliche Entlastungen zu sorgen und somit den Standort weiterhin konkurrenzfähig zu halten. Neben diesen steuerlichen Herausforderungen wird im US-Senat weiter über die Regulierung von Stablecoins diskutiert. Der sogenannte GENIUS Act (Guiding and Establishing National Innovation for US Stablecoins) zielt darauf ab, einen klaren Rechtsrahmen für Zahlungskryptowährungen zu schaffen, die an bekannte Währungen gebunden sind und eine wichtige Rolle für die Digitalisierung von Zahlungsdienstleistungen spielen. Allerdings zeigt die Debatte, dass die politischen Meinungen hier noch gespalten sind und parteipolitische Spannungen die Verabschiedung verzögern. Senatorin Lummis, als Mitinitiatorin des Gesetzentwurfs, bleibt dennoch optimistisch, dass eine baldige Entscheidung erfolgen könnte, obwohl die jüngste Abstimmung im Mai 2025 an parteipolitischem Widerstand gescheitert war.
Die Entwicklungen in den USA spiegeln globale Herausforderungen wider: Einerseits müssen Gesetzgeber zeitnah auf innovative Technologien und Geschäftsmodelle reagieren, andererseits gilt es, klare und faire Rahmenbedingungen zu schaffen, die sowohl Investoren als auch Verbraucher schützen und gleichzeitig Wachstum ermöglichen. Die steuerlichen Fragen bei digitalen Vermögenswerten sind dabei ein besonders sensibles Feld, da sie tief in finanzielle Grundstrukturen eingreifen und erhebliche Auswirkungen auf Kapitalflüsse und Unternehmensstrategien haben. Die Debatte in den USA kann als Indikator dienen, wie Regierungen weltweit die Balance zwischen Innovation und Regulierung suchen. Während einige Länder mit besonders günstigen steuerlichen Bedingungen um digitale Geschäftsmodelle werben, mahnt die amerikanische Politik zur Vorsicht bei einer Überbesteuerung von digitalen Gewinnen, die noch nicht realisiert sind. Die konkreten Vorschläge der Senatoren Lummis und Moreno zeigen, dass es möglich ist, bestehende Gesetze flexibel auszulegen, um kurzfristig Entlastungen zu schaffen und gleichzeitig langfristig Planungssicherheit und Rechtssicherheit zu bieten.
Für Unternehmen in den USA bedeutet dies eine Phase der Unsicherheit, aber auch der Chancen. Die öffentliche Aufmerksamkeit und der starke politische Rückhalt für Anpassungen an der steuerlichen Behandlung von digitalen Assets signalisieren, dass die Branche weiterhin als wichtiger Wirtschaftszweig angesehen wird. Wer sich frühzeitig mit den Veränderungen auseinandersetzt und seine Steuerstrategie entsprechend anpasst, kann von der Entwicklung profitieren und sich im internationalen Wettbewerb behaupten. Zusammenfassend steht die US-Politik vor der Herausforderung, den komplexen Anforderungen der digitalen Wirtschaft gerecht zu werden. Die Initiative von Senatorin Lummis und Senator Moreno zeigt, dass es Bestrebungen gibt, zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen, die den Wirtschaftsstandort USA stärken.
Die weitere Entwicklung bleibt spannend zu beobachten, insbesondere wie das Finanzministerium auf den Appell reagieren wird und welche Folgen dies für die internationale Positionierung der USA im Bereich digitaler Vermögenswerte haben wird.