Die Kryptowelt erlebte im November 2022 eine der größten Erschütterungen durch den plötzlichen Zusammenbruch der FTX-Börse, einer einst führenden Handelsplattform für digitale Assets. Nach der turbulenten Insolvenz, bei der Milliarden an Kundengeldern betroffen waren, wurde ein umfassender Plan zur Sanierung und Gläubigerentschädigung aufgestellt. Am 30. Mai 2025 steht nun eine neue, bedeutende Ausschüttungsrunde bevor, die bis zu 120 % der Ansprüche an die berechtigten Gläubiger ausschütten soll. Dies markiert einen wichtigen Fortschritt im langwierigen Wiederaufbauprozess des Unternehmens und schenkt vielen Betroffenen Hoffnung auf eine vollständige Rückzahlung.
FTX Trading Ltd. und der FTX Recovery Trust geben bekannt, dass die zweite Verteilungswelle unter dem Kapitel-11-Reorganisationsplan endlich beginnt und damit die Umsetzung der Rückzahlungsstrategie weiter voranschreitet. Die Zahlungen erfolgen an Gläubiger aus den Convenience- und Non-Convenience-Klassen, die sämtliche Anforderungen erfüllten, darunter die Identitätsprüfung (KYC), die Vorlage erforderlicher Steuerformulare und die Registrierung bei den von FTX ausgewählten Distributionsdienstleistern BitGo oder Kraken. Die Verteilung erfolgt gemäß der im Restrukturierungsplan festgelegten Staffelung. Dabei erhalten Kunden mit Dotcom Customer Entitlement Claims (Klasse 5A) eine Rückzahlung von 72 %, US-Kundenansprüche (Klasse 5B) bekommen 54 %, während allgemeine ungesicherte Ansprüche (Klasse 6A) und digitale Darlehensansprüche (Klasse 6B) mit jeweils 61 % zurückgezahlt werden.
Besonders bemerkenswert ist die Ausschüttung an Convenience Claims (Klasse 7), bei denen die Gläubiger sogar bis zu 120 % ihres eingereichten Anspruchs ausgezahlt bekommen. Diese überproportionale Auszahlung hängt eng mit der Priorisierung kleinerer Forderungen zusammen, die während der Sanierung des Unternehmens Vorrang erhielten. Die allgemeinen ungesicherten Ansprüche und größere Forderungen werden gestaffelt bedient, wobei noch Rückstände bestehen und weitere Zahlungen in künftigen Ausschüttungswellen erwartet werden. Der Planadministrator John J. Ray III bezeichnete die bevorstehenden Ausschüttungen als einen wichtigen Meilenstein für FTX.
Er hob hervor, dass die enorme Zahl der Gläubiger und die Komplexität der Rückzahlungsstruktur den Prozess zu einer bislang beispiellosen Herausforderung machten, deren Bewältigung nur durch die intensive Zusammenarbeit eines großen Expertenteams möglich wurde. Die zweite Ausschüttungswelle stellt den ersten Schritt dar, bei dem Nicht-Convenience-Klassen Berücksichtigung finden und so eine ausgewogenere Verteilung der verbliebenen Vermögenswerte ermöglicht wird. Für Gläubiger bedeutet dies einen bedeutenden Schritt der Schadensbegrenzung und eine nähere Rückkehr zu finanzieller Stabilität, nachdem viele von ihnen über Jahre erhebliche Verluste erlitten hatten. Um für die Auszahlung qualifiziert zu sein, müssen die Kunden aktiv am Prozess teilnehmen. Das bedeutet, dass sie ihre Daten auf dem FTX-Kundenportal aktualisieren, alle KYC-Anforderungen erfüllen, die entsprechenden Steuerdokumente einreichen und sich bei einem der beiden ausgewählten Zahlungsdienstleister registrieren.
Mit der Wahl von BitGo oder Kraken verzichten die Gläubiger auf direkte Barzahlungen durch FTX und erhalten die Gelder über den jeweiligen Dienstleister. Dies sorgt für eine strukturierte und sichere Abwicklung der Rückzahlungen. Zudem wird darauf hingewiesen, dass bei Übertragungen von Forderungen nur der im Forderungsregister eingetragene Rechtsnachfolger berechtigt ist, Zahlungen zu erhalten. Für Übertragene gilt zudem eine 21-tägige Einspruchsfrist, bevor die Auszahlung erfolgt. Trotz der schwierigen Vorgeschichte birgt die aktuelle Ausschüttungsrunde einen Hoffnungsschimmer für viele Anleger, die seit dem Zusammenbruch der Börse massive finanzielle Einbußen verkraften mussten.
Das Jahr 2025 könnte damit als Wendepunkt in der FTX-Insolvenzakte in die Geschichte eingehen, da es die schrittweise Erholung und den geregelten Rückzahlungsprozess widerspiegelt. Zu den Ursachen für den Einbruch von FTX zählte vor allem eine massive Liquiditätskrise, die innerhalb von Tagen zur Insolvenz führte. Gründer und CEO Sam Bankman-Fried trat kurz darauf zurück und wurde später wegen verschiedener Delikte zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Parallel wurden auch weitere Führungspersonen des ehemaligen FTX-Konzerns, darunter Caroline Ellison und Ryan Salame, strafrechtlich belangt. Im Abschluss der Hauptverfahren zum Jahresende 2024 wurden weitere Executives teilweise mit Haftstrafen belegt, andere kamen mit verbüßter Untersuchungshaft davon.
Ein zentrales Element in der Restrukturierungsstrategie war die Priorisierung kleinerer Anlegeransprüche, was dazu führte, dass fast 98 % aller betroffenen Nutzer mit Forderungen unter 50.000 US-Dollar eine Rückzahlung von immerhin 119 % erwarten dürfen. Dieses Resultat gilt als außergewöhnlich in der Geschichte großer Insolvenzen im Kryptobereich, da üblicherweise nur ein Bruchteil der Forderungen bedient wird. Für größere Investoren gestaltet sich die Rückzahlung weiterhin gestaffelt und mit vergleichsweise niedrigeren Sätzen. Die zweite Verteilungswelle ist nicht das Ende des Prozesses, sondern Teil einer mehrstufigen Strategie, mit der langfristig alle Gläubiger bestmöglich entschädigt werden sollen.
Die Restrukturierung und Auszahlung wird in den kommenden Monaten und Jahren weitergehen, begleitet von regelmäßigen Bekanntmachungen durch FTX und den Verwaltungsteams. Interessierte sollten daher stets die offiziellen Kanäle beobachten und sicherstellen, dass alle Anforderungen für den Empfang der Gelder erfüllt bleiben. Für viele Anleger ist der Weg zurück zur finanziellen Normalität noch lang, doch die bevorstehenden Zahlungen signalisieren eine positive Entwicklung im Umgang mit den Folgen des FTX-Kollapses. Insgesamt zeigt der Fall FTX beispielhaft, wie komplex und langwierig die Abwicklung großer Kryptoinsolvenzen in der Praxis ist. Er unterstreicht die Bedeutung solider rechtlicher Rahmenbedingungen, transparenter Kommunikation und professioneller Insolvenzverwaltung in einem hochvolatilen Sektor.