Die Bildungsfinanzierung ist für viele Menschen eine der entscheidenden Fragen im Leben – besonders wenn es darum geht, ob man ein Studium oder eine Weiterbildung lieber durch Aufnahme von Krediten finanziert oder direkt aus Ersparnissen bezahlt. Gerade in einer Zeit, in der Weiterbildung zunehmend an Bedeutung gewinnt und oft mit hohen Kosten verbunden ist, stellt sich die Frage, welche Finanzierungsstrategie langfristig mehr Geld und finanzielle Sicherheit bringt. Die renommierte Finanzexpertin Suze Orman hat in ihrer Beratung immer wieder auf diese Problematik hingewiesen und gibt wertvolle Anhaltspunkte für eine gelungene Entscheidung. Ein Praxisbeispiel zeigt die Relevanz des Themas: Ein 35-jähriger Berufstätiger, Will genannt, plant ein Masterstudium in Pflegewissenschaft mit voraussichtlichen Kosten von circa 30.000 US-Dollar über drei Jahre.
Will verfügt zwar über ausreichend Ersparnisse, zögert jedoch, diese ohne Not zu verwenden. Stattdessen erwägt er, einen Studiendarlehen aufzunehmen, da er hofft, dass das Investitionskapital seine finanzielle Lage langfristig verbessert. Dabei hört er auf Suez Ormans Rat, die sowohl die finanzielle als auch die emotionale Komponente betrachtet. Ein entscheidender Punkt, den Suze Orman betont, ist die persönliche Einstellung zum Schuldenmachen. Oft wird unterschätzt, wie belastend und hemmend ein Kredit in den Alltag wirken kann – insbesondere wenn man Schulden nicht nur als mathematische Größen sieht, sondern als psychische Bürde.
Im genannten Beispiel hat Will bereits etwa 30.000 Dollar an Studienkrediten, die er als belastend empfindet. Orman rät ausdrücklich, nicht nur den finanziellen Aspekt, also die Frage, ob eine Kreditaufnahme in bar oder gestundet mehr Rendite bringt, zu betrachten. Die emotionale Belastung durch Verschuldung und deren Einfluss auf Lebensqualität und Arbeitsleistung können den Nutzen eines Weiterbildungsabschlusses schnell aufheben. Neben der emotionalen Komponente spielt natürlich die wirtschaftliche Rentabilität des Studiums eine zentrale Rolle.
Nicht jedes Masterprogramm verspricht automatisch höhere zukünftige Einnahmen. Studien zeigen, dass fast die Hälfte der Masterstudiengänge keine Verbesserung der finanziellen Lage ihrer Absolventen bringt. Suze Orman empfiehlt daher, genau zu prüfen, welchen Gehaltsboost das jeweilige Studium realistisch ermöglicht und ob dieser höher ist als die Gesamtkosten inklusive Zinsen und Opportunitätskosten. Die Opportunitätskosten sind besonders wichtig, wenn überlegt wird, ob man das Geld lieber investiert oder direkt für die Studiengebühren ausgibt. Die Frage lautet also: Würde das eingesparte Kapital an der Börse oder in einem anderen Finanzprodukt mehr Rendite einbringen als die Ersparnis durch keine Kreditaufnahme? Gleichzeitig ist die Investition in Wissen und Bildung oft eine langfristige Anlage mit unbestimmtem aber potenziell sehr hohem Wert.
Die Herausforderung liegt darin, diesen Wert so genau wie möglich zu schätzen und in Relation zum Kapitalaufwand zu setzen. Eine große Rolle bei der Entscheidung spielt der persönliche finanzieller Hintergrund. Will hat den Vorteil einer stabilen beruflichen Situation, ein ausgebautes finanzielles Polster mit über 230.000 US-Dollar in verschiedenen Formen von Ersparnissen und besitzt zudem ein Eigenheim. Diese stabile Basis gibt ihm die Möglichkeit, das Studium aus eigenen Mitteln zu finanzieren, ohne dabei in finanzielle Not zu geraten.
Für Menschen ohne solche Ressourcen gestaltet sich die Entscheidung natürlich deutlich schwieriger. Hier könnte die gezielte Aufnahme von Studienkrediten ein sinnvolles Mittel sein, sofern das Studium den Weg in eine höher bezahlte berufliche Zukunft ebnet. Suze Orman rät daher auch, sich eine klare Vorstellung davon zu machen, wie das zusätzliche Studium genau zu einer besseren finanziellen Situation beiträgt. Beispielsweise im Pflegebereich, in dem Will tätig ist, kann ein Masterabschluss durchaus den Weg zu Führungspositionen und damit zu höherem Einkommen bereiten. Wenn dies realistisch ist, kann auch eine begrenzte Übernahme von Studienkrediten wirtschaftlich lohnenswert sein.
Allerdings sollten Schuldner grundsätzlich versuchen, Kredite möglichst zügig und planvoll abzuzahlen, um die finanzielle Belastung und Stress zu minimieren. Ein weiterer Aspekt ist die Flexibilität: Mit mehr Ersparnissen in der Tasche lässt sich unabhängig von der Kreditvergabe flexibler agieren. Wenn man ein Darlehen aufnimmt, bindet man sich in der Regel an feste Rückzahlungspläne und Zinsen, die über die Jahre ins Gewicht fallen. Gleichzeitig mindert eine größere Verschuldung die Kreditwürdigkeit und kann beispielsweise bei Kauf eines Autos oder einer Immobilie in der Zukunft zu Nachteilen führen. Darüber hinaus ist gerade bei Studiendarlehen die Zinshöhe von großer Bedeutung.
Niedrige Zinsen können die Darlehensaufnahme attraktiver machen, gerade wenn man die Ersparnisse stattdessen anderweitig investieren kann. Höhere Zinsen dagegen machen das Darlehen zu einer teuren Finanzierung und sprechen eher für die Bezahlung aus eigenen Mitteln. Die derzeit historisch niedrigen Zinssätze können einen Studierendenkredit daher in bestimmten Situationen zu einem günstigen Finanzierungsmittel machen – allerdings gilt auch hier die individuelle Analyse. Letztendlich ist es wichtig, dass Studierende beziehungsweise Weiterbildungssuchende mit einer ganzheitlichen Sicht an die Frage herangehen. Die effektive Verzinsung von Kapital, die unmittelbaren Kosten, die potenziellen Einkommenssteigerungen, die persönliche Komfortzone im Umgang mit Schulden sowie nicht-finanzielle Faktoren wie Karriereziele und Lebensqualität sollten alle berücksichtigt werden.