Im Mai 2025 zeigt sich der Transportmarkt in einer schwierigen Phase, die besonders kleine Transportunternehmen stark trifft. Ein erneuter Rückgang der Frachtraten, abnehmende Ablehnungsquoten bei Angebotstendern sowie stagnierende Transportvolumen machen deutlich, dass die Branche sich inmitten eines strukturellen Wandels befindet. Diese Entwicklung stellt kleine Carrier vor immense Herausforderungen, aber zugleich auch vor die Möglichkeit, mit strategischem Handeln auf lange Sicht Wettbewerbsvorteile zu sichern. Die aktuellen Daten sprechen eine klare Sprache: Der National Truckload Index (NTI) verzeichnet einen andauernden Rückgang und liegt inzwischen bei 2,20 US-Dollar pro Meile, nachdem er bei 2,29 US-Dollar im März und 2,25 US-Dollar im April noch höher lag. Diese kontinuierliche Entwicklung ist kein kurzfristiger Ausreißer, sondern markiert einen langfristigen Abwärtstrend im Markt für Spot-Raten.
Besonders auffällig ist dabei der Rückgang der Van Spot Rate um neun Cent innerhalb von nur 60 Tagen, während die Van-Vertragsrate nahe ihres 52-Wochen-Tiefs verweilt. Eine entscheidende Kennzahl, die oft übersehen wird, ist der Outbound Tender Rejection Index (OTRI). Dieser liegt derzeit bei nur 4,95 Prozent, was bedeutet, dass die Frachtführer fast alle ihnen angebotenen Frachtaufträge akzeptieren müssen, nahezu ohne Verhandlungsspielraum bezüglich der Preise. Ein derart niedriger Wert zeigt, wie wenig Marktmacht kleine Anbieter in der momentanen Wirtschaftslage besitzen. Gleichzeitig hilft dies, die weiche Nachfrage zu verstehen: Der Outbound Tender Volume Index (OTVI) bleibt mit knapp über 10.
000 national ausgeschriebenen Ladungen niedrig, obwohl eigentlich die Frühjahrsversandzeiten für eine Erhöhung der Frachtvolumina bekannt sind. Die Summe dieser Indikatoren sendet ein ernstzunehmendes Signal an kleine Transportunternehmen. Es reicht nicht mehr aus, einfach Aufträge abzuwarten und diese im besten Fall zu höheren Preisen durchzusetzen. Der Markt hat sich eindeutig von einem Verkäufermarkt zu einem Käufermarkt gewandelt, was bedeutet, dass Transportdienstleister – vor allem Einzelunternehmer und kleine Flotten – ihre Strategien überdenken müssen, um langfristig wirtschaftlich zu bleiben. Doch als ob die Herausforderungen durch sinkende Frachtraten und geringe Ablehnungsquoten nicht schon groß genug wären, kommt eine weitere Belastung hinzu: die Erweiterung der US-amerikanischen Zölle auf eine Vielzahl chinesischer Importgüter.
Vom elektrischen Fahrzeugbau über Solarkomponenten bis hin zu wichtigen Rohstoffen für die Herstellung – diese Zollerhöhungen wirken sich nach und nach auf die gesamte Lieferkette aus. Rückläufige Importe führen zu geringeren Frachtvolumina in eingehenden Transportmärkten wie Los Angeles oder Savannah, zwei der bedeutendsten Häfen des Landes. Für kleine Carrier bedeutet das gleich mehrere Schwierigkeiten. In den stark von Importen abhängigen Bereichen, insbesondere im Einzelhandel und in der Konsumgüterbranche, könnten sich Bestellrückgänge bemerkbar machen, was wiederum das Auftragsvolumen im Transportsatz schwächt. Gleichzeitig führt die Zwischenschaltung von Zöllen und die Inflation der Kosten zu einem noch stärkerem Preisdruck auf die gesamten Lieferketten, was die Forderung nach Kosteneinsparungen und effizienteren Prozessen noch dringlicher macht.
Die daraus entstehende Gemengelage aus schwacher Nachfrage und steigenden Betriebskosten stellt viele kleine Transporteure vor eine Art „Doppelklemme“. Auf der einen Seite müssen sie Frachten zu niedrigeren Preisen annehmen, auf der anderen Seite steigen selbst die Fixkosten wie Kraftstoff, Versicherung oder Fahrzeugwartung an. Wer sich in diesem Spannungsfeld nicht gezielt positioniert, läuft Gefahr, dauerhaft Verluste zu erleiden oder ganz aus dem Markt gedrängt zu werden. Für Einzelunternehmer und Kleinstflotten gilt es verstärkt, mit kluger Planung auf diese Situation zu reagieren. Das reine Abarbeiten von Aufträgen ohne eine klare Preisstrategie kann nicht mehr die Lösung sein.
Stattdessen wird empfohlen, einen größeren Fokus auf Kostenmanagement und Effizienzsteigerung zu legen. Dazu zählen eine optimierte Routenplanung, die Bündelung von Frachten, wo immer möglich, sowie der gezielte Einsatz digitaler Tools zur besseren Auslastung und Transparenz. Darüber hinaus sollten kleine Carrier Beziehungen zu Auftraggebern neu bewerten. Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Verladern kann dazu beitragen, auch in schwierigen Zeiten stabilere Vertragsbedingungen auszuhandeln. Zudem bietet sich die Prüfung alternativer Geschäftsfelder und neuer Marktsegmente an.
Beispielsweise können spezialisierte Transporte oder regionale Kurzstreckendienste helfen, unabhängiger von Schwankungen in überregionalen Märkten zu werden. Ein weiterer Aspekt, den viele kleine Unternehmen unterschätzen, ist die Bedeutung von Daten und Marktforschung. Die sorgfältige Auswertung von Branchenindikatoren wie dem NTI, OTRI und OTVI kann helfen, Marktbewegungen frühzeitig zu erkennen und die eigene Preisgestaltung entsprechend anzupassen. Dadurch lassen sich Verluste mindern und die Liquidität sichern. Nicht zuletzt spielt die finanzielle Stabilität eine wichtige Rolle.
Kleine Carrier sollten ihre Liquiditätsreserven stärken und sich gegebenenfalls frühzeitig um Fördermittel oder Kredite bemühen, um Durststrecken zu überbrücken. Gleichzeitig ist es sinnvoll, sich auf langfristige Verträge mit Auftraggebern zu fokussieren, die wenigstens eine Grundsicherheit bieten. Das Jahr 2025 fordert kleine Transportunternehmen dazu heraus, sich nicht nur passiv den Marktgegebenheiten zu beugen, sondern aktiv neue Wege zu gehen. Ein bloßer Fokus auf kurzfristige Aufträge und Spotmarktgeschäfte reicht nicht mehr aus. Vielmehr erfordert die aktuelle Situation einen klugen Mix aus Kostenkontrolle, Innovation, Kundenbindung und operative Flexibilität.