Fonterra, einer der weltweit größten Milchartikelhersteller und der führende Milchexporteur Neuseelands, hat die Schließung seiner Milchpulver-Verpackungsanlage in Hamilton auf der Nordinsel Neuseelands angekündigt. Der Betrieb, bekannt als Canpac-Standort, soll am 31. Juli 2025 endgültig eingestellt werden. Diese Entscheidung markiert einen wesentlichen Schritt im Strategieprozess des Unternehmens, das seine Aktivitäten künftig stärker auf hochwertige Inhaltsstoffe und die Lebensmittel- und Gastronomiebranche konzentrieren möchte. Das Canpac-Werk trägt aktuell zwar weniger als 1% zum Gesamtvolumen des Unternehmens bei, verarbeitet aber bis zu 4.
000 metrische Tonnen Milchpulver jährlich. Angesichts der relativ geringen Produktionsmenge und der zunehmenden Komplexität in der Fertigung hat Fonterra jedoch erklärt, dass die ökonomischen Bedingungen für diesen Standort nicht mehr tragbar seien. Die zunehmenden Herausforderungen und der steigende Aufwand bei der Produktion haben die Profitabilität des Standorts entscheidend beeinträchtigt. Anna Palairet, Chief Operating Officer von Fonterra, betonte, dass die Strategie der Genossenschaft primär darauf ausgerichtet sei, Mehrwert zu schaffen und die Gesamtrendite für die Farmer-Mitglieder zu steigern. Im Mittelpunkt stehe das Wachstum in den Bereichen, in denen Fonterra eine führende Marktposition und Skalenvorteile habe – insbesondere bei Inhaltsstoffen und Foodservice-Produkten.
Damit einhergehend werde versucht, sich von niedriger wertigen oder weniger profitablen Geschäftssegmenten zu trennen und die Ressourcen gezielt auf wachstumsstarke Felder zu konzentrieren. Mit der Schließung der Hamilton-Anlage ist die Zukunft von rund 120 Beschäftigten verbunden. Das Unternehmen hat angekündigt, einen umfassenden Konsultationsprozess mit den Mitarbeitern einzuleiten, um mögliche Alternativen wie eine Umsetzung an anderen Standorten oder Umschulungen zu prüfen. Ziel ist es, die sozialen Auswirkungen so gering wie möglich zu halten, trotz der unumgänglichen Betriebsschließung. Diese Maßnahme ist kein isoliertes Vorgehen, sondern Teil einer umfassenden Restrukturierung von Fonterras globaler Verbraucher- und Geschäftseinheit.
Bereits im Februar 2025 wurde eine neue Unternehmensidentität für das verbraucherorientierte Segment eingeführt, um die Marke zu stärken und sie für potenzielle Investoren attraktiver zu machen. Im März begannen Roadshow-Termine, in denen Fonterra mit interessierten Investoren in Kontakt trat, die sich für einen Erwerb des Verbrauchersegments interessieren. Die Fokussierung auf hochwertigere Inhaltsstoffe und medizinische Ernährungsprodukte spiegelt die langfristige Vision des Unternehmens wider. Wachstumspotenziale werden vor allem in spezialisierten Proteinen und medizinischer Ernährung erkannt, die bessere Margen bieten als das herkömmliche Milchpulvergeschäft. In den letzten Jahren hat Fonterra bereits mehrere Vermögenswerte aus schwächeren oder nicht mehr strategiekonformen Märkten veräußert.
So wurde im April 2024 der Minderheitsanteil an dem litauischen Molkereiunternehmen Rokiškio Sūris verkauft, was Teil einer strategischen Überprüfung langfristiger Investitionen war. Im Dezember 2022 verabschiedete sich Fonterra aus der brasilianischen Joint Venture mit Nestlé namens Dairy Partners Americas (DPA), an der es 51% hielt. Auch der Verkauf der chilenischen Tochter Soprole und der Verzicht auf die indische Beteiligung Fonterra Future Dairy zeigen die konsequente Neuausrichtung der Geschäftstätigkeiten. Experten betonen, dass der globale Milchmarkt zunehmend von Preisschwankungen, regulatorischen Herausforderungen und wachsendem Wettbewerb geprägt ist. Unternehmen sind daher gezwungen, ihre Geschäftsmodelle fit für die Zukunft zu machen, indem sie sich auf Kernkompetenzen konzentrieren und weniger profitable Sparten abbauen.
Für Fonterra bedeutet dies auch, die Kostenstruktur zu optimieren und sich stärker auf höherwertigere, innovative Produkte zu fokussieren. Die Schließung der Canpac-Anlage in Hamilton steht dabei symbolisch für diesen nötigen Wandel. Während der Standort nicht mehr wettbewerbsfähig erscheint, bieten andere Segmente des Unternehmens weiter Chancen für Wachstum und Wertschöpfung. Fonterras Anpassung an veränderte Marktbedingungen zeigt auch die Bedeutung, mit Investoren transparent und offen zu kommunizieren und gleichzeitig die soziale Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und lokalen Gemeinschaften wahrzunehmen. Die kommenden Monate werden für Fonterra entscheidend sein, da die Umsetzung der strategischen Neuausrichtung voranschreitet.
Beobachter erwarten, dass sich der Konzern durch Konsolidierung und gezielte Neuausrichtung langfristig besser positionieren kann, um auf dem globalen Milchmarkt einen nachhaltigen Erfolg zu sichern. Abschließend lässt sich festhalten, dass die Stilllegung der Milchpulver-Verpackungsanlage in Hamilton ein notwendiger Schritt auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen und profitableren Ausrichtung ist. Fonterra zeigt damit seine Bereitschaft, sich den Herausforderungen des Marktes zu stellen und sich neu zu erfinden – zum Vorteil aller Stakeholder inklusive der neuseeländischen Milcherzeuger.