Der Kryptomarkt steht nie still, und mit jedem neuen Projekt kommen neue Diskussionen über Zugänglichkeit, Fairness und technische Innovationen auf. Plasma, eine Blockchain-Plattform, die speziell für stablecoin-basierte Transaktionen konzipiert wurde, sorgte mit ihrem jüngsten ICO, insbesondere dem sogenannten Access Vault in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar, für Aufsehen und Kritik. Obwohl Plasma große Hoffnungen auf breite Marktteilnahme setzt, wiederholen sich Muster, die viele in der Krypto-Community als problematisch empfinden. Die Ereignisse rund um Plasmas ICO werfen Licht auf die anhaltenden Herausforderungen in der Krypto-Welt, insbesondere bei der Initial Coin Offering (ICO)-Verfahren und der Verteilung von Token und Rechte dafür. Plasma positioniert sich als eine innovative Lösung für die Herausforderungen im Bereich der stablecoin-basierten Zahlungen.
Tether-unterstützt und mit bekannten Investoren wie dem Gründerfonds von Peter Thiel sowie der Bitfinex-Börse im Rücken, hat Plasma eine vielversprechende technische Infrastruktur aufgebaut. Dazu gehört die Kompatibilität mit der Ethereum Virtual Machine (EVM), hohe Transaktionsgeschwindigkeit und gebührenfreie USDT-Transfers, was Plasma als Bitcoin-Sidechain für stabile Coins besonders attraktiv macht. Die Plattform ermöglicht zudem Gasgebühren in USDT oder BTC, was Nutzern Flexibilität bietet. Am 9. Juni füllte sich der ursprünglich auf 250 Millionen US-Dollar begrenzte Deposit Vault für den ICO extrem schnell.
Dies veranlasste die Plasma-Gründer, die Kappung innerhalb kurzer Zeit auf 500 Millionen und später sogar auf eine Milliarde US-Dollar zu erhöhen. Innerhalb von nur 30 Minuten war diese neue Obergrenze erreicht. Diese schnellen Füllzeiten und die Erhöhung des Caps spiegeln die enorme Nachfrage wider, bringen jedoch unweigerlich die altbekannten Probleme beim Zugang zum ICO mit sich: Eine dominierende Präsenz von Walen und automatisierten Bots. Interessant ist, dass es sich bei den Einzahlungen nicht um den direkten Kauf des XPL-Tokens handelt, sondern um eine Art Zugangsvorrecht, mit dem anschließend am ICO selbst teilgenommen werden kann. Der ICO, der darauf abzielt, 50 Millionen US-Dollar bei einer Bewertung von 500 Millionen US-Dollar einzusammeln, lockte sehr unterschiedliche Teilnehmer an, doch das Rennen um die Plätze wurde schnell von großen Investorengruppen und technischen Automatismen bestimmt.
Die Plasma-Community äußerte Kritik, nachdem der erste Deposit Vault innerhalb von Minuten ausgeschöpft war und viele Nutzer das Gefühl hatten, Bots hätten systematisch einen Vorteil gehabt. Die Plasma-Entwickler reagierten darauf, indem sie eine weitere Einzahlungsmöglichkeit mit einem deutlich erhöhten Limit anboten und die Mitteilung darüber absichtlich kurzfristig veröffentlichten, um Bot-Strukturen zu erschweren. Diese Maßnahme zielte darauf ab, mehr echten Teilnehmern eine Chance zu geben, vor allem aktiven Community-Mitgliedern, die in Discord aktiv sind oder Benachrichtigungen erhalten. Trotz der Bemühungen, ein faires Spielfeld zu schaffen, blieb die Dominanz von Großanlegern nicht unbemerkt. So wurden nur rund 1.
100 Teilnehmer bei der Erstphase registriert, wobei die Top 10 Anleger fast 40 Prozent des Gesamtvolumens hielten. Besonders auffällig war ein Anleger, der 10 Prozent der gesamten Zuteilung erhielt – eine Summe von 50 Millionen US-Dollar – während andere überdurchschnittlich hohe Gasgebühren für ihre Transaktionen zahlten, was an vergangene Gas-Kriege aus der NFT-Blase erinnert. Diese Geschehnisse machen deutlich, dass die Krypto-Branche weiterhin an der Lösung ihrer Zugangsprobleme arbeitet. Die Tatsache, dass ICOs nach wie vor von den finanzkräftigsten Akteuren und technisch versiertesten Gruppen dominiert werden, führt bei vielen zu Unmut und Zweifeln an der Fairness solcher Token-Verkäufe. Experten wie Martin de Rijke von Maple Finance mahnen zur Überarbeitung der ICO-Strukturen, um zu verhindern, dass sich die bekannten Muster unter neuem Deckmantel wiederholen.
Es ist bemerkenswert, dass trotz der heftigen Kritik Plasmas ICO enorm erfolgreich und von großer Nachfrage geprägt war. Nach der zweiten Deposit-Phase stieg die Anzahl der Teilnehmer laut Etherscan auf fast 3.000. Dieses Wachstum zeigt, dass ein solides Interesse an der Blockchain-Technologie für stabile Coins und an der Plattform Plasma besteht, jedoch müssen Wege gefunden werden, diese Nachfrage transparent und fair zu kanalisieren. Die Entwicklungen rund um Plasma sind keineswegs ein Einzelfall in der Welt der stablecoin-orientierten Blockchains.
Parallel dazu kündigte Stable, eine weitere USDT-fokussierte Layer-1-Blockchain, ihren Markteintritt an. Stable setzt ebenfalls auf gebührenfreie Peer-to-Peer-Transfers von USDT, positioniert sich jedoch als eigenständige Layer-1-Lösung. Zudem trat die Plattform Codex als Layer-2-Infrastruktur für stabile Coins mit einem Investmentvolumen von 16 Millionen US-Dollar in Erscheinung. Diese Projekte zeigen, dass die Nachfrage nach schnellen, kostengünstigen und stabilen Transaktionen wächst und der Markt sich verändert. Dennoch bleibt die Frage, wie künftige Projekte Zugangshürden abbauen und zugleich Teilhabe für eine breite Nutzergruppe ermöglichen können.