Bazaar, das ursprünglich von Canonical entwickelte verteilte Versionskontrollsystem, war einst ein populäres Werkzeug für Entwickler, die ihre Softwareprojekte verwalten wollten. Es bot eine Alternative zu anderen Systemen wie Git und Subversion und wurde insbesondere in der Open-Source-Welt häufig genutzt. Doch die Welt der Softwareentwicklung entwickelt sich stetig weiter, und Technologien, die vor zehn oder mehr Jahren den Standard setzten, verlieren mit der Zeit an Bedeutung. So ist es auch bei Bazaar, dessen letzte Veröffentlichung bereits 2016 erfolgte und dessen Nutzung seither kontinuierlich abgenommen hat. Launchpad, die bekannte Plattform für Softwareentwicklung und Projektmanagement, hat nun offiziell den Plan bekannt gegeben, die Unterstützung von Bazaar-Code-Hosting einzustellen.
Diese Entscheidung bringt für viele Entwickler und Teams Veränderungen mit sich, insbesondere für jene, die ihre Projekte noch mit Bazaar verwalten. Bazaar hatte seine Blütezeit vor über einem Jahrzehnt. Es überzeugte durch eine einfache Bedienung und eine verteilte Architektur, die es ermöglichte, auf verschiedenen Rechnern und ohne zentrale Server flexibel zu arbeiten. Dennoch hat sich Git als der dominierende Standard in der Versionsverwaltung durchgesetzt, nicht zuletzt aufgrund seiner robusten Features, vielfältigen Werkzeuge und einem riesigen Ökosystem an Plattformen und Integrationen. Während Bazaar sich kaum noch weiterentwickelt und lediglich durch eine Fork mit dem Namen Breezy lebendig gehalten wird, hat Git seinen Platz in der Entwicklergemeinde gefestigt und wird kontinuierlich weiterentwickelt.
Launchpad bietet seit langem Bazaar-Code-Hosting an, inklusive eines Web-Frontends namens Loggerhead, das Nutzern ermöglichte, Quellcode bequem im Browser zu durchsuchen. Doch Analyse der Nutzungsdaten zeigte, dass legitime Zugriffe auf Loggerhead stark zurückgegangen sind. Stattdessen generiert das Frontend inzwischen überwiegend Traffic von Web-Scrapern und automatisierten Bots. Angesichts der notwendigen Entwicklungsaufwände sowie des betrieblichen und infrastrukturellen Aufwands, die für den Erhalt von Bazaar und Loggerhead erbracht werden müssen, hat sich Launchpad entschieden, diese Ressourcen anderweitig einzusetzen. Der Sunsetting-Prozess von Bazaar-Code-Hosting erfolgt in zwei Phasen.
Die erste Phase sieht die unmittelbare Abschaltung von Loggerhead vor. Diese Maßnahme wird sich nicht auf die Fähigkeit auswirken, Repositories zu klonen, Änderungen zu pushen oder Branches zusammenzuführen – all dies wird weiterhin unterstützt. Die Abschaltung des Web-Frontends bedeutet allerdings, dass Nutzer künftig keine browserbasierte Ansicht des Codes mehr über Launchpad erhalten können und andere Tools zur Code-Browsing einsetzen müssen. Die zweite Phase tritt ab dem 1. September 2025 in Kraft.
Zu diesem Zeitpunkt wird der Bazaar-Code-Hosting-Backend-Dienst vollständig eingestellt. Das bedeutet, dass Entwickler alle ihre Bazaar-Repositories bis zu diesem Zeitpunkt migriert haben müssen, andernfalls besteht die Gefahr, den Zugriff auf diese Projekte zu verlieren. Die Zielplattform für die Migration ist Git, das weiterhin umfassend von Launchpad integriert und unterstützt wird. Der Wechsel von Bazaar zu Git ist mit Herausforderungen verbunden, insbesondere für Projekte mit umfangreicher Historie oder komplexen Branching-Modellen. Launchpad hat jedoch eine Anleitung veröffentlicht, die detailliert beschreibt, wie eine erfolgreiche Migration gelingt.
Dabei ist zu beachten, dass beim Einsatz von Werkzeugen wie fast-export gelegentlich Probleme auftreten können, zum Beispiel durch verschobene Dateien in der Historie. Einige Entwickler berichten, dass es in solchen Fällen praktischer sein kann, den Bazaar-Branch direkt in ein Git-Repository zu pushen, wie es auch auf Plattformen wie Stack Overflow ausführlich diskutiert wird. Ubuntu, eine der größten und bekanntesten Linux-Distributionen, hat eine lange, historisch gewachsene Beziehung zu Bazaar. Die damit verbundenen Arbeitsabläufe und Integrationen sind tief im Entwicklungsprozess verankert. Die Einstellung von Bazaar-Hosting auf Launchpad stellt daher eine bedeutende Umstellung dar.
Das Launchpad-Team hat bereits betont, dass es eng mit den Ubuntu-Entwicklern zusammenarbeiten wird, um eine reibungslose Transition sicherzustellen. Dabei steht die Sicherstellung der Kontinuität im Entwicklungsprozess im Vordergrund, um mögliche Produktivitätseinbußen zu vermeiden. Für andere Nutzer von Bazaar empfiehlt Launchpad, sich rechtzeitig mit den Migrationspfaden auseinanderzusetzen und gegebenenfalls Unterstützung einzuholen. Das Team lädt dazu ein, über Matrix im Kanal #launchpad:ubuntu.com oder per E-Mail Kontakt aufzunehmen.
So können individuelle Anwendungsfälle besprochen und Lösungen erarbeitet werden, um spezifische Herausforderungen bei der Migration zu adressieren. Zusätzlich wird zur Teilnahme an der auf Ubuntu Discourse geführten Diskussion ermutigt, wo sich Nutzer über Erfahrungen austauschen und Fragen klären können. Die Entscheidung, eine etablierte, aber in die Jahre gekommene Technologie einzustellen, ist nie leicht und bedeutet für viele den Abschied von liebgewonnenen Tools und Prozessen. Allerdings zeigt der Blick auf die aktuelle Entwicklung im Bereich der Versionskontrolle, dass es unvermeidlich ist, mit der Zeit zu gehen. Git hat sich längst als das bevorzugte System durchgesetzt, das nicht nur eine breite Unterstützung durch verschiedenste Plattformen und Integrationen bietet, sondern auch durch seine enorme Flexibilität und Leistung überzeugt.
Darüber hinaus ist der Verzicht auf veraltete Softwarekomponenten für einen Betrieb wie Launchpad essenziell, um die eigene Infrastruktur effizienter zu gestalten und Ressourcen in die Weiterentwicklung moderner Dienste zu investieren. Mit der Einstellung von Bazaar übernimmt Launchpad Verantwortung dafür, seine Umgebung zukunftssicher zu machen und den Fokus auf Technologien zu legen, die den Bedürfnissen der Entwickler von heute und morgen gerecht werden. Der Übergang mag Herausforderungen mit sich bringen, doch er eröffnet gleichermaßen die Chance, von modernen Werkzeugen und Arbeitsweisen zu profitieren. Git bietet eine Fülle von Möglichkeiten, die Zusammenarbeit zu verbessern, Automatisierungen einfacher zu gestalten und den Entwicklungsprozess transparenter und nachvollziehbarer zu machen. Der Austausch von Erfahrungen und gemeinsames Lernen in der Community ist dabei besonders wertvoll.
Insgesamt steht die Entwicklergemeinschaft damit vor einem wichtigen Wandel. Der Abschied von Bazaar-Code-Hosting markiert nicht nur das Ende eines Kapitels in der Softwareentwicklung, sondern auch den Beginn einer Phase, in der moderne, leistungsfähige Tools dominieren. Wer diesen Wandel aktiv gestaltet und seine Projekte frühzeitig migriert, legt den Grundstein für eine nachhaltige und effiziente Entwicklung in der Zukunft.