Die Diskussion um die Einbindung von Bitcoin und anderen Kryptowährungen als Reserve-Assets von Zentralbanken gewinnt weltweit zunehmend an Bedeutung. Insbesondere in einem Zeitalter, in dem digitale Vermögenswerte immer präsenter werden und institutionelle Akteure ein wachsendes Interesse an Kryptowährungen zeigen, stellt sich die Frage, ob Bitcoin als Teil der offiziellen Währungsreserven sinnvoll sein kann. In der Schweiz, einem Land mit großer finanzpolitischer Stabilität und einer renommierten Zentralbank, der Schweizerischen Nationalbank (SNB), wird diese Idee jedoch kritisch betrachtet. Die SNB hat kürzlich öffentlich Stellung bezogen und Bitcoin als ungeeignetes Reserve-Asset abgelehnt. Die Ablehnung gründet sich insbesondere auf Bedenken hinsichtlich der Stabilität, Liquidität und Sicherheit, die Bitcoin mit sich bringe.
Der Präsident der Schweizerischen Nationalbank, Martin Schlegel, hat in einem Interview mit dem Schweizer Unternehmen Tamedia die offiziellen Gründe für die Ablehnung dargelegt. Er betonte, dass für die SNB nur Vermögenswerte in Frage kommen, die extrem liquide sind und sich schnell für geldpolitische Maßnahmen nutzen lassen. Bitcoin, so Schlegel, zeige aufgrund seiner hohen Volatilität nicht die notwendige Stabilität, die für ein Reserve-Asset unabdingbar sei. Die starken Kursschwankungen stellten ein Risiko für die Finanzen der Zentralbank dar und widersprechen der konservativen Finanzstrategie der SNB. Neben der Volatilität äußerte Schlegel weitere technische und sicherheitsbezogene Bedenken.
Als softwarebasierte Währung sei Bitcoin naturgemäß anfällig für Softwarefehler, Bugs und Sicherheitslücken. Diese Risiken stellten eine Gefahr für die Zuverlässigkeit dar, die von einem Zentralbank-Reservegut erwartet wird. Im Gegensatz zu traditionellen Reserven wie Gold oder stabilen Devisen, die seit Jahrzehnten ein etabliertes Sicherheitsprofil besitzen, sei Bitcoin noch immer ein relativ junges und technisch komplexes System mit unbekannten langfristigen Risiken. Die Haltung der SNB steht im direkten Widerspruch zu einer aktuellen Initiative der gemeinnützigen Schweizer Bitcoin-Denkfabrik 2B4CH. Diese Organisation verfolgt das Ziel, die SNB verfassungsrechtlich dazu zu verpflichten, Bitcoin in ihre Bilanz aufzunehmen.
Die Initiative wurde offiziell von der Schweizer Bundeskanzlei auf den Weg gebracht und benötigt bis Mitte 2026 die Unterschriften von mindestens 100.000 Schweizer Bürgern, also etwa 1,11 Prozent der Bevölkerung, um ein öffentliches Referendum zu ermöglichen. Befürworter argumentieren, dass die Aufnahme von Bitcoin als Reserve-Asset nicht nur Innovation fördere, sondern auch die Rolle der Schweiz als globales Finanzzentrum festigen könne. Auf internationaler Ebene gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Herangehensweisen an das Thema Bitcoin in Zentralbankreserven. Länder wie El Salvador haben bereits 2021 begonnen, Bitcoin aktiv anzuschaffen und in Staatsreserven einfließen zu lassen.
Auch die USA, die Tschechische Republik und Hongkong zeigen Interesse an der Erforschung der Möglichkeiten. Demgegenüber hat Polen eine Aufnahme von Bitcoin in die offiziellen Reserven abgelehnt. Dieses unterschiedliche Vorgehen verdeutlicht den globalen Dissens über das langfristige Potenzial von Bitcoin als öffentliches Reserve-Asset. Die Schweizer Nationalbank ist trotz ihrer ablehnenden Haltung keineswegs gegen Kryptowährungen insgesamt. Das Land selbst gilt als eines der wichtigsten Zentren der Krypto-Innovation, insbesondere die Stadt Lugano, die sich als „Crypto Valley“ profiliert und jährlich die „Plan ₿“-Konferenz veranstaltet.
Hier treffen sich Entwickler, Unternehmer und Investoren, um die Zukunft von Digitalwährungen zu diskutieren und neue Anwendungsfelder zu erschließen. Die SNB steht jedoch für ein konservatives Risikomanagement, das sich insbesondere bei der Verwaltung nationaler Geldreserven bewährt hat. Experten zufolge ist die hohe Volatilität von Bitcoin ein zentrales Hindernis. Zentralbanken benötigen Reserven, die als Stabilisatoren im Finanzsystem dienen und im Krisenfall als „sichere Häfen“ fungieren. Bitcoin hingegen unterliegt starken Preisschwankungen, die durch Spekulation, regulatorische Eingriffe und technische Veränderungen beeinflusst werden.
Darüber hinaus fehlt es noch an institutionalisierten Mechanismen, die eine stabile Liquidität garantieren. Die Märkte für Kryptowährungen sind zwar gewachsen, jedoch nicht vergleichbar mit der Tiefe und Breite traditioneller Devisenmärkte. Ein weiteres Problem sind die technischen Voraussetzungen und Sicherheitsaspekte. Der Besitz und die Sicherung von Bitcoin erfordern komplexe technische Lösungen, die fehleranfällig sein können. Sicherheitsvorfälle wie Hacks von Krypto-Börsen oder Verlust privater Schlüssel zeigen, dass digitale Vermögenswerte besonders geschützt werden müssen.
Zentralbanken mit hohem Anspruch an Risikominimierung betrachten diese Faktoren als unvereinbar mit ihrer Verantwortung. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der SNB-Entscheidung und vergleichbarer Haltung anderer Zentralbanken könnten weitreichend sein. Einerseits könnte dies dazu führen, dass Bitcoin weiterhin primär als spekulatives Investment oder Nischenasset wahrgenommen wird. Andererseits entsteht Raum für die Suche nach alternativen digitalen Assets, die besser den konservativen Anforderungen der Finanzinstitutionen entsprechen. Dies könnte Innovationen bei sogenannten Stablecoins oder digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) fördern, die durch staatliche Einrichtungen kontrolliert und stabilisiert werden.
Zudem bleibt der politische und gesellschaftliche Druck auf die SNB und andere Institutionen groß. Befürworter von Bitcoin fordern Transparenz, Dezentralisierung und neue Wege der Vermögenssicherung als Gegenentwurf zum traditionellen Fiat-System. Der Ausgang der laufenden Schweizer Initiative könnte daher richtungsweisend sein. Sollten die Unterstützer genügend Unterschriften sammeln, könnte eine öffentliche Abstimmung die Haltung der SNB vor neue Herausforderungen stellen und die Akzeptanz digitaler Assets im Finanzsystem erhöhen. Währenddessen bleibt Bitcoin preislich volatil und entwickelt sich weiter.
Zum Zeitpunkt der letzten Berichte lag der Bitcoin-Kurs um die Marke von 86.000 US-Dollar, wobei Experten kurzfristige Rallyes über die Marke von 88.000 US-Dollar erwarten, sollte das Handelsvolumen steigen. Gleichzeitig besteht die Gefahr eines Preisrückgangs bis in den Bereich von 84.000 US-Dollar bei sinkendem Volumen.