Die Aktienmärkte sind für viele Anleger eine Möglichkeit, ihre Ersparnisse zu vermehren – doch für Politiker gestaltet sich das Handeln mit Wertpapieren häufig komplizierter als gedacht. Ein aktuelles Beispiel liefert der neue Kongressabgeordnete John McGuire aus Virginia, der mit seinem ersten Aktienkauf direkt eine herbe Niederlage erlitt. Im April 2025 erwarb McGuire Aktien der UnitedHealth Group, einem der größten Gesundheitsversicherer der Vereinigten Staaten. Die Entscheidung sollte sich kurz darauf als fatal erweisen: Die Aktien des Unternehmens brachen um mehr als 45 % ein. Dieser Börseneinbruch folgte unmittelbar auf eine Reihe schlechter Nachrichten für UnitedHealth.
Das Unternehmen zog seine Prognosen zurück, der langjährige CEO Andrew Witty gab überraschend seinen Rücktritt bekannt, und Berichte über eine mögliche strafrechtliche Untersuchung durch das Justizministerium wegen angeblichem Medicare-Betrug belasteten den Konzern zusätzlich. UnitedHealth selbst betonte, noch keine Benachrichtigung über ein solches Ermittlungsverfahren erhalten zu haben, was die Unsicherheit auf dem Markt jedoch nicht minderte. Die Aktienmarktlage zum Zeitpunkt des Kaufs war alles andere als optimal. Am 10. April 2025 lag der Aktienkurs von UnitedHealth zwischen 580 und 602 US-Dollar, während er heute bei rund 320 US-Dollar notiert.
Für McGuire, der eine Summe zwischen 1.000 und 15.000 US-Dollar investierte, bedeutet diese Entwicklung einen Wertverlust von fast der Hälfte seines Investitionsbetrags. Selbst wenn man vom maximalen Investmentbetrag ausgeht, wäre der Wert seines Portfolios bis jetzt auf weniger als 9.000 Dollar eingebrochen.
Beeindruckend ist auch die Tatsache, dass McGuire Mitglied des Subkomitees für Gesundheitswesen und Finanzdienstleistungen ist, das wiederum Teil des House Committee on Oversight and Accountability ist. Diese Position verleiht ihm grundsätzlich Einblicke und Einflussmöglichkeiten in den Gesundheitssektor, was Fragen bezüglich des richtigen Umgangs mit Insiderwissen und möglichen Interessenskonflikten aufwirft. Zwar sind Handelsgeschäfte von Kongressmitgliedern mit Aktien derzeit erlaubt, solange sie innerhalb von 45 Tagen offengelegt werden, doch das so genannte P.E.L.
O.S.I.-Gesetz soll dies künftig verbieten und somit für mehr Transparenz und Fairness sorgen. Der Fall McGuire illustriert zudem einen Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung und den Investitionsergebnissen von Politikern.
Während oft bekannt ist, dass manche Abgeordnete, darunter prominente Persönlichkeiten wie die ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi, mit Aktiengeschäften hohe Gewinne erzielen, zeigen aktuelle Fälle, dass auch Verluste möglich sind – und dies durchaus in dramatischem Ausmaß. Im Jahr 2024 erzielten viele Kongressmitglieder eine bessere Performance als der breite Markt, was kritische Stimmen zu Spekulationen über Informationsvorteile beim Investieren führte. Der öffentliche Blick auf das Handeln von Politikern an den Börsen ist angesichts der drohenden Gesetzesreformen besonders scharf. Die Diskussion dreht sich nicht nur um die Fairness gegenüber normalen Anlegern, sondern auch um ethische und rechtliche Fragestellungen: Wie können Insiderinformationen genutzt oder missbraucht werden? Wo zieht man die Grenze zwischen erlaubter Anlageentscheidung und unlauterem Vorteil? Die Debatte erhielt neuen Auftrieb, weil immer mehr Fälle von nicht zeitnaher Offenlegung, später offengelegten Konflikten oder auffälligen Aktienbewegungen in Verbindung mit politischen Entscheidungen bekannt wurden. McGuires Missgeschick mit UnitedHealth bietet darüber hinaus Einblicke in die Risiken, denen Politiker beim Aktienhandel ausgesetzt sind, und es zeigt, dass selbst vermeintlich sichere Investments sich als fatal erweisen können – besonders, wenn sie zeitlich ungünstig platziert sind.
Die Gesundheitsbranche steht zudem unter einem besonderen Druck, da regulatorische Veränderungen, Skandale und rechtliche Untersuchungen von großer Bedeutung für den Aktienkurs sind. Für Investoren aller Couleur gilt deshalb erhöhte Vorsicht und die Forderung nach Transparenz und klaren Regeln bei Finanzgeschäften von Amtsträgern. Der Einfluss der P.E.L.
O.S.I.-Gesetzgebung könnte langfristig das Bild des Aktienhandels innerhalb der politischen Klasse verändern. Dieses Gesetz zielt darauf ab, das Risiko von Interessenkonflikten zu vermindern, indem es den Kongressmitgliedern untersagt, Aktien und Optionen während ihrer Amtszeit zu handeln.