Warren Buffett gilt als einer der erfolgreichsten und bekanntesten Investoren der Welt. Mit seiner Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway erzielte er über Jahrzehnte hinweg herausragende Renditen. Viele Anleger orientieren sich an seinen Aktienkäufen und sehen seine Beteiligungen als Gütesiegel für solide Investments. Doch nicht jede Aktie in Buffetts Portfolio ist uneingeschränkt empfehlenswert. Zwei Beispiele sind Kraft Heinz und Constellation Brands – wichtige Konsumgüterunternehmen, die Buffett trotz ihrer starken Marken im Portfolio hält, die aber aus mehreren Gründen aktuell nicht als attraktive Kaufgelegenheiten gelten.
Der erste Kandidat ist Kraft Heinz, ein Traditionsunternehmen, das mit Marken wie Oscar Mayer, Jell-O und Philadelphia fest im US-amerikanischen Lebensmittelmarkt verankert ist. Diese Namen sind Verbraucher gewohnt und besitzen durchaus einen gewissen Wert in Bezug auf Markenbekanntheit und Tradition. Allerdings zeigen aktuelle Unternehmenszahlen und Wachstumstrends eine weniger erfreuliche Entwicklung: Kraft Heinz kämpft seit Jahren mit stagnierenden oder rückläufigen Umsätzen. So lag der Umsatz im letzten Jahr bei 25,8 Milliarden US-Dollar und damit unter dem Wert von 2021, als es noch 26 Milliarden waren. Dieses fehlende Wachstum signalisiert Schwierigkeiten, neue Kunden zu gewinnen oder bestehende Kunden stärker zu binden.
Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig. Einerseits verändern sich die Vorlieben der Verbraucher weltweit und setzen Unternehmen wie Kraft Heinz unter Druck. Die steigende Nachfrage nach gesünderen und natürlichen Lebensmitteln, die oft weniger verarbeitet und kalorienarm sind, trifft das klassische Produktportfolio des Big Food-Konzerns. Zeitgleich gewinnen neue Ernährungsformen und der Fokus auf Wellness immer mehr Bedeutung, wodurch stark zucker- und fetthaltige Produkte weniger gefragt sind. Zusätzlich kommen regulatorische Veränderungen ins Spiel.
Viele Regierungen verschärfen ihre Maßnahmen im Bereich der Ernährungsgesundheit. Höhere Steuern auf ungesunde Inhaltsstoffe oder Werbeverbote für Kinderproduktionen können die Nachfrage dämpfen. Nicht zu unterschätzen ist zudem der Einfluss neuer medikamentöser Entwicklungen auf das Konsumverhalten. Die steigende Verfügbarkeit von Medikamenten, die den Appetit reduzieren, wie beispielsweise sogenannte GLP-1-Medikamente, könnte langfristig zu einem geringeren Absatz traditioneller Convenience- und Fertiglebensmittel führen. Trotz dieser Wachstumssorgen hat Kraft Heinz in Anlegerkreisen eine wichtige Rolle als Dividendenaktie.
Die aktuelle Dividendenrendite von rund 5,8 Prozent ist deutlich höher als die vieler anderer Blue-Chip-Unternehmen und vielversprechend angesichts der stark niedrigeren Durchschnittsrendite des S&P 500 von etwa 1,3 Prozent. Das spricht insbesondere Einkommensinvestoren an, die regelmäßige, verlässliche Ausschüttungen schätzen. Allerdings ist die Nachhaltigkeit dieser Dividende angesichts des unsicheren Zukunftsausblicks hinterfragt. Sollte Kraft Heinz Schwierigkeiten haben, die Gewinne zu halten oder zu steigern, könnte eine Kürzung der Dividende drohen, was wiederum den Aktienkurs und das Anlegervertrauen negativ beeinträchtigen würde. Von einem rein fundamentalen Standpunkt aus stellt sich auch die Frage, warum Warren Buffett das Wertpapier weiterhin prominent im Berkshire-Portfolio hält.
Die Aktie gehört unverändert zu den Top-10-Beteiligungen des Konglomerats, obwohl die Aktie über die vergangenen fünf Jahre fast 10 Prozent ihres Wertes verloren hat. Einige Experten vermuten, dass Buffett dem Unternehmen aus strategischen Gründen treu bleibt, möglicherweise auch in der Hoffnung, dass eine Umorientierung des Unternehmens oder Managementwechsel die Ergebnisse verbessern könnten. Für Anleger, die sich ausschließlich am Zukunftspotenzial orientieren, gibt Kraft Heinz derzeit jedoch wenig Anlass zum Optimismus. Der zweite Titel, über den im Kreis der Buffett-Aktienkritiker diskutiert wird, ist Constellation Brands, ein Unternehmen, das vor allem für seine Beteiligungen an Bier- und alkoholischen Getränkemarken bekannt ist. Constellation Brands besitzt neben zahlreichen Bieren auch Marken in den Bereichen Wein und Spirituosen und hat einen Ruf als starker Player in der Getränkeindustrie.
Warren Buffett begann erst kürzlich, in Constellation Brands zu investieren, und hat seine Position kürzlich sogar verdoppelt. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass auch dieses Unternehmen vor Herausforderungen steht, die die Attraktivität der Aktie für langfristige Anleger in Frage stellen. Zwar ist die Nachfrage nach alkoholischen Getränken üblicherweise robust, doch verändern sich Konsummuster auch hier zunehmend. Ein steigender Gesundheitsbewusstseinstrend führt vielerorts zu einem moderateren Alkoholkonsum oder einem Wechsel zu alkoholfreien Alternativen. Zudem unterliegt der Markt starken regulatorischen Eingriffen, die etwa Werbung oder Verkauf einschränken können.
Parallel dazu schlägt Constellation Brands hohe Bewertungsspannen gegenüber Konkurrenten entgegen, was die Einstiegskosten für neue Anleger erhöht und die potenzielle Rendite schmälert. Dividenden sind zwar vorhanden, aber auch hier sind zukünftige Erträge durch mögliche Wachstumsverlangsamungen und Wettbewerbsdruck nicht garantiert. Dies macht die Aktie für Anleger, die nach beständigem und sicherem Wachstum suchen, weniger attraktiv. Die Tatsache, dass Buffett gerade erst kräftig aufgestockt hat, lässt auf eine spezielle Einschätzung schließen, die nicht unbedingt den Meinungen aller Analysten entsprechen muss. Buffett verfolgt oft einen langfristigen Horizont und kann strategische Bewegungen tätigen, die für den Durchschnittsinvestor schwer nachzuvollziehen sind.
Trotzdem sollte jeder Anleger seine Investition selbstkritisch prüfen und nicht automatisch jedem Buffett-Kauf folgen. Insgesamt zeigen beide Beispiele, dass auch ein Portfolio von Warren Buffett nicht frei von potenziellen Fallen und Unsicherheiten ist. Kraft Heinz steht vor einem zunehmend schwierigen Marktumfeld, bei dem es fraglich ist, wie das Unternehmen langfristig wachsen kann. Die Abhängigkeit von traditionellen, wenig gesunden Produkten und das Fehlen starker Innovationen stellen Risiken für zukünftige Umsätze und Gewinne dar. Die attraktive Dividendenrendite bietet zwar kurzfristig Einkommen, ist aber nicht ohne Gefahren.
Auch Constellation Brands ist trotz Buffetts Engagement mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Wandelnde Konsumgewohnheiten, regulatorische Risiken und hohe Bewertungen limitieren das Wachstumspotenzial und erhöhen das Risiko für Anleger, die sich hauptsächlich auf stabile, langfristige Wertsteigerungen verlassen. Für Anleger, die nach aussichtsreichen Investmentmöglichkeiten suchen, sind diese Aktien daher nur mit Vorsicht zu betrachten. Eine sorgfältige Analyse wichtiger Kennzahlen, Wettbewerbssituation und Branchentrends bleibt unerlässlich. Zudem sollte jedem klar sein, dass keine Aktie – egal wie prominent im Buffett-Portfolio – automatisch ein Garant für Erfolg ist.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Faszination um Warren Buffett zwar berechtigt ist, aber nicht blind auf jede seiner Beteiligungen übertragen werden darf. Kraft Heinz und Constellation Brands sind zwei Beispiele dafür, dass große Namen und bekannte Investoren zwar Orientierung bieten, aber nicht alle Titel uneingeschränkt zu jeder Zeit kaufenswert sind. Die Bewertung des individuellen Chancen-Risiko-Profils sowie ein fundiertes Verständnis der jeweiligen Märkte und Unternehmen bleiben die besten Voraussetzungen für erfolgreiche Investments.